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Öl und Gold weiter im Aufwind

11.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind am Freitag um mehr als 6% gestiegen und haben damit die letzte Handelswoche mit dem stärksten Wochengewinn seit einem Monat abgeschlossen (jeweils plus 8%). Brent erreichte am Morgen fast wieder das 3½-Monatshoch von Mitte März. WTI kostete zeitweilig erstmals seit fast drei Wochen wieder 40 USD je Barrel. Einen Auslöser für den Preissprung am Freitag gab es nicht. Vielmehr war es eine ganze Reihe von Nachrichten, welche zusammengenommen den Anstieg begünstigt haben dürften.

Zu nennen ist der vom US-Energieministerium berichtete unerwartet kräftige Abbau der US-Rohöllagerbestände und die wachsende Erkenntnis, dass dies eine längere Phase von fallenden Ölvorräten eingeleitet haben könnte. Hinzu kommt die vorübergehende Schließung der Keystone-Pipeline aufgrund eines Lecks, wodurch die Lagerbestände in Cushing fallen dürften. Diese hat eine Durchleitungskapazität von 590 Tsd. Barrel pro Tag.

Am Freitagabend berichtete Baker Hughes einen weiteren Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA um 8 auf 354, was dem 16. Rückgang in den letzten 17 Wochen und dem niedrigsten Niveau seit November 2009 entspricht. Zudem gibt es offensichtlich wieder größere Hoffnungen, dass das Treffen der Ölproduzenten am kommenden Sonntag in Doha ein substanzielles Ergebnis bringen wird. So hofft der russische Ölminister weiterhin auf eine Einigung auf Produktionsobergrenzen.

Wir sind diesbezüglich skeptisch, wie wir in den Publikationen der letzten Wochen wiederholt dargelegt haben. Es besteht daher das Risiko einer Preiskorrektur, falls der Markt vom Ausgang des Treffens enttäuscht wird.


Edelmetalle

Gold steigt zu Beginn der neuen Handelswoche zeitweise auf ein 3-Wochenhoch von über 1.250 USD je Feinunze. In Euro gerechnet verteuert sich Gold auf knapp 1.100 EUR je Feinunze. Somit hat Gold die Verluste aus der letzten Woche wieder aufgeholt. Die lockere Geldpolitik vieler Zentralbanken spricht mittel- bis langfristig für höhere Goldpreise. Dies trifft vor allem für Gold in Euro zu, da die EZB seit Monatsbeginn ihre monatlichen Anleihekäufe auf 80 Mrd. Euro erhöht hat. Zudem ist eine Debatte über weitergehende Maßnahmen bis hin zu "Helikoptergeld" entbrannt.

Gold sollte daher grundsätzlich als wertstabile Anlage gefragt sein. Vor diesem Hintergrund halten die Anleger Gold weiterhin die Stange. So vermeldete der Fondsanbieter ETF Securities heute Morgen einen Zufluss von über 120 Mio. USD (ca. 3 Tonnen) in seine Gold-ETFs.

Und auch die spekulativen Finanzinvestoren setzen weiter stark auf steigende Goldpreise. Gemäß CFTC-Statistik haben sie ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 5. April lediglich um 1,4 Tsd. auf 152,8 Tsd. Kontrakte reduziert. Sie bleiben damit also sehr optimistisch positioniert, wodurch allerdings auch das Korrekturpotenzial hoch bleibt.

Im Fahrwasser von Gold legt auch Silber zu und steigt zum Wochenauftakt auf 15,5 USD je Feinunze. Hier setzen sich die ETF-Zuflüsse fort. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFs wurden mittlerweile 26 Tage in Folge aufgebaut. Seit Monatsbeginn sind den Silber-ETFs 183 Tonnen zugeflossen, seit Jahresbeginn schon 944 Tonnen.


Industriemetalle

Nach den deutlichen Verlusten letzte Woche starten die Metallpreise in der Breite freundlich in die neue Handelswoche. Kupfer notiert zeitweise wieder bei 4.700 USD je Tonne, kann damit die Verluste von letzter Woche aber noch nicht wieder vollständig wettmachen. Unterstützt werden die Preise von festen chinesischen Aktienmärkten und von besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten in China.

Dort sind gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros die Produzentenpreise im März im Vergleich zum Vorjahr zwar noch um 4,3% gesunken, der Rückgang fiel aber geringer aus als prognostiziert. Die Dynamik des Preisrückgangs nimmt mittlerweile deutlich ab, da der Verfall der Rohstoffpreise nach und nach aus dem Vorjahresvergleich herausfällt. Darüber hinaus stieg die Inflationsrate im März nur moderat, was der chinesischen Zentralbank und der Regierung Spielraum für weitere konjunkturunterstützende Maßnahmen gibt.

Inwiefern solche Maßnahmen notwendig sind, werden die Konjunkturdaten für das erste Quartal zeigen, die Ende der Woche veröffentlicht werden. Unsere Volkswirte gehen davon aus, dass sowohl die Zinsen als auch der Mindestreservesatz in den nächsten Monaten weiter gesenkt werden. Wie die Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, hat diese Anlegergruppe wohl stark zum jüngsten Preisrückgang der Metalle beigetragen. Denn bei Kupfer wurden die Netto-Long-Positionen an der Comex in New York in der Woche zum 5. April um 60% auf 8,5 Tsd. Kontrakte abgebaut.


Agrarrohstoffe

Seit Anfang März legte der Kautschukpreis in Singapur - unterstützt auch von steigenden Rohölnotierungen - um fast 30% zu. Im Februar war er mit 105 US-Cents auf den niedrigsten Stand seit September 2003 gesunken, nachdem 2015 trotz rückläufiger Produktion wohl mit einem weiteren Überschuss am globalen Kautschukmarkt endete. Diese Aussicht bestand auch für 2016 und 2017.

Dass die Preise nun dennoch so stark anziehen, hat zum einen mit erfreulichen Nachfragedaten zu tun: Laut China Passenger Car Association wirkt sich die im Herbst in Kraft getretene kräftige Kürzung der Verkaufssteuer positiv auf den Automobilverkauf aus und führte im ersten Quartal zu einem Anstieg um fast 7% gegenüber dem Vorjahr.

Gleichzeitig ist auf der Angebotsseite in der nächsten Zeit mit einer niedrigeren Produktion zu rechnen: Im Frühjahr nimmt die produzierte Menge i.d.R. ab, da in wichtigen Anbauländern in dieser kühlen Saison die Gummibäume ihre Blätter abwerfen und weniger Milchsaft (Latex) produzieren.

Für das Gesamtjahr 2016 rechnet die Association of Natural Rubber Producing Countries ANRPC allerdings mit einem leichten Produktionsanstieg von 1,3%. Auch sie bestätigt die hohen Importe Chinas im ersten Quartal und meldet ein Plus der Verkäufe nach China von 12% gegenüber Vorjahr. Behält sie allerdings mit ihrer Prognose Recht, dass die chinesischen Importe im Gesamtjahr 2016 gegenüber 2015 um fast 4% sinken, dürfte es mit dem kräftigen Preisanstieg am Kautschukmarkt bald wieder vorbei sein.

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