QE: Ein Schlafmittel für Wachstum
11.04.2016 | Klaus Singer
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Der folgende Chart zeigt die Situation.
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Die globale Liquiditätssituation ist angespannt. Die Merrill Lynch Lquidity Tracker zeigen seit Mitte 2015 ein angespanntes Bild. Der für Japan ist zuletzt regelrecht abgestürzt. Beide Charts sprechen dieselbe Sprache - die großen Akteure auf den Finanzmärkten sind zurückhaltend, die Risikoneigung ist gering.
Auch der Cleveland Financial Stress Index zeigt eine deutliche Anspannung. Es gibt eine Anzahl weiterer Indikatoren zum Thema „Verschlechterung der Situation in den Finanzmärkten“ - die meisten warnen mittlerweile deutlich vor möglichen Verwerfungen. Siehe z.B. auch hier!
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Wie das? Die Zentralbanken haben doch alles getan, um die Folgen der Finanzkrise vergessen zu machen. Sie haben das gemacht, was sie immer tun, wenn sie das Wachstum ankurbeln wollen - sie haben die Zinsen gesenkt (bis zur Unkenntlichkeit…). Mit niedrigeren Zinsen sollten gesparte Gelder mobilisiert werden, um entweder Ausgaben zu tätigen oder zu investieren. Gleichzeitig sollte das Kreditgeschäft belebt werden. Sinkende Zinsen schwächen zudem den Außenwert der Währung, was Exporte stimuliert und so ebenfalls zum Wachstum beiträgt.
Eine solche Geldpolitik führt normalerweise letztlich über die allgemeine Belebung der Wirtschaftstätigkeit zu Preissteigerungen, wobei die Transmissionsmechanismen der Geldpolitik Zeit brauchen – man rechnet mit rund neun Monaten, bis eine Senkung des Leitzinses voll wirksam wird.
Dieses Mal hat es nicht geklappt, Inflation ist nicht in Sicht. Warum?
Ein gutes Maß für die Wirtschaftsaktivitäten ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Der folgende Chart zeigt, dass diese seit 1990 von 8,6 auf jetzt 1,3 zurückgegangen ist. In diesem Zeitraum hat sich das hier betrachtete, die Versorgung mit liquidien Mitteln widerspiegelnde Geldmengenaggregat MZM um den Faktor 6,5 aufgebläht. Das nominale BIP ist im selben Zeitraum um den Faktor 3,1 gewachsen. MZM hat also mehr als doppelt so stark zugelegt wie das BIP, seit 2005 beschleunigt, damit wäre lediglich eine Halbierung der Umlaufgeschwindigkeit zu erklären. Ein anderer Teil der Erklärung betrifft das allgemein gesunkene Zinsniveau; so rentierten zehnjährige US-Staatsanleihen Anfang 1990 noch bei 8%, aktuell sind es 1,7%.
Im Chart ist deutlich zu erkennen, dass die auf Expansion angelegte Zinspolitik am Ausgang von Rezessionen jedes Mal den gewünschten Effekt hatte, die Umlaufgeschwindigkeit stieg jeweils zeitverzögert an. Gleichzeitig ist auch zu erkennen, dass der Multiplikator der betrachteten Geldmenge bezogen auf das Basisgeld (u.a. Bargeld und Reserven der Geschäftsbanken bei der Fed) in solchen Phasen nicht anstieg, bzw. sank, obwohl die Geldmenge jeweils deutlich anstieg. Das ist ein Hinweis darauf, dass liquide Mittel investiert wurden.
Realwirtschaftlich prosperierende Phasen zeichnen sich demnach durch steigende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und flachen bis sinkenden Verlauf des Multiplikators aus. Nach Ende der Finanzkrise stieg die Umlaufgeschwindigkeit im Zuge der Reflexerholung nach dem Einbruch der Weltwirtschaft tatsächlich zunächst an. Ab 2011 kennt sie aber nur noch eine Richtung, die nach unten. Der Geldmengen-Multiplikator tendiert im größeren Zusammenhang mit der extremen Geldflut-Politik ebenfalls nach unten, seit Ende 2014 zeigt sich nach dem Auslaufen der QE-Maßnahmen in den USA eine Stabilisierung.