Gold - Die beste Verteidigungsstrategie
14.04.2016 | Claudio Grass
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Prof. Thorsten Polleit hat eine interessante Analogie gezogen zwischen diesem "Wartespiel" und Samuel Becketts Theaterstück "Warten auf Godot", in dem die beiden Hauptcharaktere die gesamte Zeit über auf die Ankunft einer Person namens Godot warten. Obwohl er nie erscheint, geben sie die Hoffnung nicht auf. Wie Becketts Hauptpersonen verspricht man der Öffentlichkeit immer wieder eine Anhebung der Zinssätze, die alles andere als sicher ist. Je länger die Fed die Erhöhung hinausschiebt, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sie die Zinsen überhaupt nach oben korrigiert. Neue QE-Maßnahmen könnten durchaus bereits im Gange sein und Zinssenkungen sind noch nicht vom Tisch. Insbesondere eine erneute Verschlechterung der Wirtschaftslage in den USA würde dazu führen, dass Zinserhöhungen keine Option mehr sind. An einem bestimmten Punkt werden die Argumente für weitere ökonomische Impulse die Öffentlichkeit jedoch nicht mehr überzeugen können, dass es sich dabei um tragfähige Lösungen handelt. Höchstwahrscheinlich haben wir diesen Punkt bereits hinter uns gelassen und das Vertrauen der Bevölkerung in die verabreichte "Medizin" ist so gering, dass sie nicht einmal mehr als Placebo wirksam wäre.
Ist es zu spät, um Vorkehrungen zu treffen?
Definitiv nicht! Wir vergessen, dass der Wert des Geldes im Laufe der Zeit abnehmen kann. Entsprechend dem Gesetz des sinkenden Grenznutzens beginnt der Nutzen eines Gutes sich ab einem gewissen Punkt mit jeder weiteren, zusätzlichen Einheit dieses Gutes zu verringern. Das gleiche gilt auch für Geld. Der Nutzen und die Vorteile, die wir aus dem Besitz von Bargeld ziehen können, nehmen mit jedem weiteren Dollar, den die Zentralbank druckt, weiter ab.
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Gesamtlage, die den Wert von Bargeld im Laufe der Zeit systematisch schmälert, ist es erforderlich, einen Teil des eigenen Vermögens in Edelmetalle zu investieren, ob es sich dabei nun um Gold oder Silber handelt. Das betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen und Unternehmen. In der Realwirtschaft machen die Negativzinsen praktisch nichts leichter. Sie belasten stattdessen die Unternehmen zusätzlich mit weiteren Gebühren und Strafabgaben.
Munich Re, die weltweit größte Rückversicherungsgesellschaft, legt Gold- und Barmittelreserven an und meidet Banken, um die negativen Zinsen der EZB zu umgehen, dank derer das Unternehmen auf Bareinlagen praktisch eine Strafe in Höhe von 0,4% zahlen müsste. Sollten mehr Unternehmen es der Munich Re gleichtun, könnte sich ein regelrechter neuer Trend des Hortens von Bargeld entwickeln.
Die EZB wird das mit Sicherheit nicht dulden - der letzte große Schritt hin zum Bargeldverbot könnte schneller folgen, als wir ahnen. Die Negativzinsen werden nicht so schnell verschwinden, obwohl den Zentralbanken bewusst ist, dass Geldmengenausweitungen keinen positiven Einfluss auf die Realwirtschaft haben. Das zusätzliche Kapital fließt allein in Finanzanlagen und lässt deren Preise künstlich in die Höhe schießen. Von Negativzinsen profitiert nur der Schuldner, der Sparer aber zahlt drauf. So stark ist das System mittlerweile manipuliert:
Die großen Finanzinstitutionen werden auf Kosten aller anderen wohl ansehnliche Profite einstreichen. Dies wird im Laufe der kommenden Jahre immer deutlicher werden. Die einzig verantwortungsvolle und zuverlässige Lösung für den umsichtigen Investor scheint in der finanziellen Isolation zu bestehen, d. h. im Vorhalten physischer Gold- und Silberreserven, die außerhalb des Bankensystems gelagert werden, damit sie nicht das gleiche katastrophale Schicksal ereilt, wie die Kontoeinlagen, das Bargeld oder die anderen Formen von Vermögen und Eigentum, die sich den willkürlichen Manipulationen und der invasiven Kontrolle des Systems nicht entziehen lassen.
Aus historischer Sicht können wir nachverfolgen, dass Gold und Silber erfolgreich das Fundament für starke, stabile und wohlhabende Wirtschaftsräume bildeten. Seitdem die Zentralbanken ihren Kurs geändert haben und sich von jeder Bindung an echte Werte gelöst haben, konnten wir die zunehmende Schwächung und Instabilität der Weltwirtschaft beobachten, während unsere Währungen wertlos wurden. Im Gegensatz zum Westen glaubt man in den östlichen Kulturen noch an den Wert des Goldes als "perfektes Geld", das den Wohlstand sichert. Das schlägt sich in der anhaltend hohen Nachfrage nach dem Edelmetall in diesen Kulturkreisen nieder, sowohl seitens privater als auch seitens institutioneller Investoren.
Mit einer umfassenden Rückbesinnung auf monetäre Vernunft und einer realitätsnahen Politik könnte der Teufelskreis leicht durchbrochen werden. Angesichts der derzeit verbreiteten Grundhaltung, der Interessen und der aktuellen Wirtschaftspolitik ist uns jedoch bewusst, dass dies in absehbarer Zukunft höchst unwahrscheinlich ist. Doch selbst unter diesen Bedingungen kann ein jeder selbst die Verantwortung für das Schicksal seiner finanziellen Mittel, seiner Geschäfte und seiner Investitionen übernehmen.
Es bleibt schließlich immer die Möglichkeit, Vorkehrungen zu treffen, die eigenen Vermögenswerte zu schützen und "in sicherer Entfernung" außer Reichweite der leichtsinnigen und unverantwortlichen ökonomischen Experimente der Regierungen zu verwahren. Verlassen sollte man sich dabei lieber auf den inhärenten, bleibenden Wert der Edelmetalle, anstatt auf die wiederholten Versprechungen und großen Pläne der Machthaber.
Wir müssen die Grundeinstellung in unserem Kulturkreis, der einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und nun glaubt, es gäbe kein "perfektes Geld", wieder in die richtigen Bahnen lenken. Die Geschichte, die Gesellschaft und die Märkte haben Gold auf alle erdenklichen Arten getestet und das Urteil ist klar und eindeutig: Gold hat den Test der Zeit bestanden und sich als einzige, zuverlässige Möglichkeit erwiesen, Vermögen zu schützen, zu sichern und zu bewahren.
© Claudio Grass
Der Artikel wurde im Global Gold Outlook Report No. 14, April 2016, veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.