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Silber 2016 - das letzte Gefecht des Kartells

28.04.2016  |  Andrew Hoffman
Hinter mir liegen einige Tage in Florida sowie eine äußerst erfolgreiche Frage-und-Antwort-Runde in Fort Lauderdale am letzten Donnerstag. Zusätzlich zu den 200 vor Ort anwesenden Teilnehmern, brachten sich 500 weitere Interessierte über die interaktive Übertragung im Internet in die Diskussionen ein. Unter diesem Link finden Sie eine Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung.

Was die Ereignisse außerhalb Floridas und unserer Zusammenkunft angeht, fällt es mir schwer, die richtigen Worte für den Wahnsinn zu finden, der einst als "die Märkte" bekannt war. Deren Entwicklung wird nun schon seit rund 15 Jahren nicht mehr durch grundlegende Trends der Realwirtschaft bestimmt. An den Aktienmärkten wird der Dow Jones Propaganda Average mittlerweile an etwa 90% aller Handelstage durch den "Dead-Ringer"-Algorithmus gestützt.

So auch gestern, als sich den wichtigsten Nachrichten wenig Positives entnehmen ließ: Der US-amerikanische Einkaufsmanagerindex PMI verzeichnete den niedrigsten Stand seit 2009, die von den Zweigstellen der US-Notenbank in Chicago und Philadelphia veröffentlichten Indices zur Wirtschaftsaktivität brachen ein, Intel beschloss den Abbau von 12.000 Stellen und Microsoft, Google, Starbucks, Caterpillar und Visa - Unternehmen, an denen sich die allgemeine Wirtschaftslage gut ablesen lässt - meldeten katastrophale Ergebnisse.

Ich kann es kaum erwarten zu hören, was die Federal Reserve und die Bank of Japan bei ihren jeweiligen Sitzungen am Mittwoch dazu sagen werden - die Zentralbanken sollten besser eine ultra-lockere Geldpolitik versprechen, wenn sie einen Absturz der Aktienkurse verhindern wollen.

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Was die Rohstoffe angeht, so bin selbst ich verblüfft über den erneuten Anstieg des Ölpreises auf 43 Dollar je Barrel, auch wenn das noch immer ein erschreckend niedriger Kurs ist. In Anbetracht des kontinuierlichen, negativen Nachrichtenflusses war das nicht unbedingt zu erwarten: Die Ausrüster der Ölindustrie Schlumberger und Halliburton machten auf die historische Liquiditätskrise im Bereich von Exploration und Produktion aufmerksam und Saudi-Arabien und Russland produzieren bereits eine Woche nach dem grandiosen Scheitern der Verhandlungen in Doha Rekordmengen an Rohöl.

Es sind offenbar nicht mehr nur die Aktienkurse, die sich nun schon seit 2,5 Monaten im Aufwärtstrend befinden, obwohl es keinerlei auch nur ansatzweise positiven Meldungen gab, die Umsätze der Unternehmen einbrechen und die Kurs-Gewinn-Verhältnisse Werte erreichen, wie sie auch auf dem Höhepunkt der Spekulationsblase von 2000 verzeichnet wurden. Die Ölpreise werden mittlerweile ebenfalls auf beispiellose Weise manipuliert, wie dieses auf ZeroHedge veröffentlichte Zitat eines langjährigen Traders zeigt:

"Nachdem ich zunächst an den Finanzmärkte tätig war, wechselte ich nach der Finanzkrise von 2008 zum Rohstoffsektor, weil ich glaubte, dass die Entwicklung dieser Märkte noch auf den wahren Fundamentaldaten beruht. Doch nunmehr hat der Wahnsinn auch die Rohstoffmärkte vollständig erfasst."

Leider basieren auch die Rohstoffpreise nicht länger auf den fundamentalen Gegebenheiten. Genau wie an den Aktienmärkten, den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere und praktisch allen anderen Märkten heutzutage, muss auch im Rohstoffsektor mit historischen Ungleichgewichten gerechnet werden, welche durch die eklatanten, zerstörerischen Preismanipulationen verursacht werden - wahrscheinlich sogar früher, als die meisten sich vorstellen können.

Dennoch können es die unverhohlenen, plumpen und verzweifelten Manipulationsversuche an allen Märkte selbst in Kombination nicht mit der Situation an den Edelmetallmärkten aufnehmen. Diese sind der sprichwörtliche Kanarienvogel in der Kohlegrube und den Machthabenden graut es davor, die Kontrolle darüber zu verlieren.

Praktisch gesehen haben sie den Krieg schon fast verloren: Gold erlebt derzeit in allen Währungen eine Hausse, in den meisten Fällen schon seit mehr als einem Jahr. Tatsächlich notiert der Goldkurs in fast allen Ländern der Welt in der Nähe seiner letzten Allzeithochs und hat diese in vielen Fällen sogar übertroffen. Jetzt, da auch der Silberkurs wieder zum Leben erwacht und das Gold/Silber-Verhältnis fällt, kündigen sich die bevorstehenden Ereignisse mit aller Deutlichkeit an.

Hinzu kommt der steile Anstieg der institutionellen Nachfrage, abzulesen an den sprunghaften Kursgewinnen der Unternehmensaktien im Minensektor, den wachsenden Bullionbeständen der Edelmetall-ETFs und den steigenden Prämien der geschlossenen Edelmetall-Investmentfonds. Es ist offensichtlich, dass der kurz vor der Jahrtausendwende initiierte "New Yorker Goldpool" in den letzten Zügen liegt - so wie der Londoner Goldpool im Jahr 1968. Diesmal steht allerdings sehr viel mehr auf dem Spiel, sowohl für das globale Währungssystem als auch für die politische Führungsriege und das gesamte soziale Gefüge.

Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht neue, bahnbrechende Ereignisse die Machenschaften des Kartells aufdecken. Da wären beispielsweise der viel zu niedrige Silber-Referenzpreis, der am 28. Januar in London ermittelt wurde und einige der größten Minengesellschaften dazu veranlasste, der LBMA den Rücken zu kehren; die Bank of Japan, die es der Europäischen Zentralbank gleichtat und negative Zinssätze beschloss; die Ausweitung der Anleihenkäufe durch die EZB selbst; die erste Emission des Sprott-Silberfonds (PSLV) seit fünf Jahren und der Zukauf von physischem Silber im Wert von 86 Millionen Dollar; das Eingeständnis der Deutschen Bank, die Gold- und Silbermärkte seit 15 Jahren manipuliert zu haben.

Als Konsequenz dessen sind die Gold-, Silber- und Platinkurse in US-Dollar nun eindeutig nach oben ausgebrochen, haben die jahrelang vom Kartell verteidigten Widerstandslinien durchbrochen und sind auf die höchsten Werte der letzten Monate gestiegen. Wenn die Aktien der Minengesellschaften sich besser entwickeln als die Metalle selbst und Silber höhere Gewinne verzeichnet als Gold, dann kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass ein neuer Bullenmarkt begonnen hat.

Vor diesem Hintergrund waren die Kursentwicklungen der letzten drei Handelstage selbst für mich schwer zu glauben. Es begann am Mittwoch, als das Plunge Protection Team dem Dow Jones mit Hilfe des "Dead-Ringer"-Algorithmus Auftrieb verschaffte und die neuen "roten Linien" des Kartells bei 1.250 Dollar je Unze Gold und 17 Dollar je Unze Silber wie gewohnt zur Eröffnung des Londoner Papiermarktes um 2.15 Uhr EST verteidigt wurden. Schließlich erfolgte ein weiterer Angriff auf die Edelmetalle in der letzten halben Stunde des Handelstages der NYSE, der dritte dieser Art in diesem Monat.


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