Ist Gold produktiver als Bargeld?
06.05.2016 | Axel Merk
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Im Rahmen dieser Diskussion möchten wir das gelbe Metall jedoch im Zusammenhang mit produktiven Aktiva betrachten. Unsere Interpretation der Situation an den Anleihemärkten legt nahe, dass die Investoren produktive Assets heutzutage meiden. Dies kann zum einen daran liegen, dass die Anleger fürchten, ihre Investments werden sich nicht auszahlen, zum anderen aber auch an den womöglich übermäßigen Regulierungen und den Staatsschulden. Auch die derzeitige Bewertung zahlreicher Assets könnte eine Rolle spielen, denn wir sind der Meinung, dass die Geldpolitik der letzten Jahre im Bereich der sogenannten produktiven Kapitalanlagen zur Entstehung von Spekulationsblasen geführt hat. Wenn man diesem Gedankengang folgt, ergeben sich unter anderem folgende Gründe, Gold in das eigene Portfolio mit aufzunehmen:
- Wir zögern die Lösung des Problems immer weiter hinaus. Der aktuelle geld- und finanzpolitische Kurs stellt keine langfristig tragbare Strategie dar. Dabei denken wir auch an die steigende Höhe staatlicher Sozialleistungen. Zudem gibt es in unseren Augen keine Anzeichen dafür, dass dieser Trend sich in absehbarer Zeit - oder überhaupt irgendwann - ändert.
- Die Unsicherheit in Bezug auf künftige Regulierungen und Vorschriften nimmt weiter zu. Diese Einschränkungen ersticken die Geschäftstätigkeit und schrecken Investoren ab.
Gründe für eine Reduzierung des Goldanteils im Portfolio könnten in Bezug auf die eben genannten Argumente dagegen sein:
- In Hinblick auf die Neuverschuldung durch den Staat hat sich die Lage gebessert. Die Menschen haben sich schon immer über die langfristigen Aussichten beschwert, doch wenn es hart auf hart kommt, werden die Politiker eine Lösung finden.
- Sowohl kleine als auch große Unternehmen haben sich schon immer über staatliche Regulierungen beklagt. Das ist nichts Neues.
Wenn man die Sache aus diesem Blickwinkel betrachtet, überrascht es kaum, dass Goldinvestitionen oft eine politische Dimension haben. Wir weisen jedoch darauf hin, dass Gold selbst in keiner Weise politisch ist. Es könnte riskant für das eigene Vermögen sein, Anlageentscheidungen auf Grundlage politischer Überzeugungen zu treffen. Investoren sollten daher zunächst einen Schritt zurücktreten und sich bewusst machen, dass die Marktteilnehmer vielen Investments derzeit im Allgemeinen ablehnend gegenüberstehen, wie sich an den extrem niedrigen oder gar negativen langfristigen Renditen in den USA und anderen Ländern ablesen lässt.
Bargeld und Goldleasing
Bevor wir die Diskussion über die "Unproduktivität" des gelben Metalls abschließen, möchten wir noch klarstellen, dass auch Bargeld nicht produktiv ist. Der 20-Dollar-Schein in Ihrer Tasche bringt Ihnen ebenfalls keine Zinsen ein. Um Bargeld produktiv zu machen, müssen Sie es einem Risiko aussetzen, auch wenn dieses nur darin besteht, dass Sie das Geld auf ein Bankkonto einzahlen. Mittels eines Einlagensicherungsfonds wie der FDIC in den USA lässt sich dieses Risiko zumindest für kleinere Bankeinlagen abmildern.
Gold ist in dieser Hinsicht nicht anders: Um mit Hilfe von Gold Erträge zu generieren, muss das Edelmetall verliehen werden. Viele Schmuckhändler leasen ihr Gold nur, bis sie einen Käufer für das Endprodukt finden. Damit das möglich ist, muss es jemanden geben, der das Gold verleiht und damit Zinsen verdient. Ein Großteil der Investoren lehnt es heute aufgrund des damit verbundenen Gegenparteirisikos allerdings ab, Gold zu verleihen. Der Preis, den die Goldbesitzer dafür zahlen, sind die entgangenen Zinserträge und ihrer Ansicht nach lohnt es sich, das in Kauf zu nehmen.
Ist Gold produktiver als Bargeld?
Einer der Gründe für die Diskussion darüber, ob Gold mehr Erträge generiert als Bargeld, ist die Tatsache, dass die realen, d. h. inflationsbereinigten Kapitalerträge in manchen Teilen der Welt unter Umständen negativ sind. Es gibt viele Möglichkeiten, die Inflationsrate zu messen und man kann argumentieren, dass die offiziellen Statistiken der Regierungen die tatsächliche Höhe der Inflation untertreiben. Jeder Investor kann daher seine eigene Einschätzung der realen Teuerungsrate haben. Wenn jedoch die inflationsbereinigten Zinsen negativ sind, kann man durchaus sagen, dass Gold produktiver ist als Bargeld.
Investoren, die glauben, dass wir auf dem Weg zurück zu einer "normalen" Wirtschaftslage sind, werden vielleicht weniger geneigt sein, Gold zu besitzen, es sei denn sie erwarten, dass der Weg dahin holprig werden könnte. Aufgrund der geringen Korrelation des Goldpreises zu anderen Vermögenswerten könnte das Edelmetall auch in diesem Fall ein gutes Mittel zur Diversifizierung der Kapitalanlagen darstellen.
Wenn Sie jedoch der Ansicht sind, dass sich die Geschichte dahingehend wiederholt, dass Regierungen im Laufe der Zeit zu hohe Schulden aufnehmen oder die Wirtschaftsaktivität durch Regulierungen zu stark einschränken, dann sollten Sie Goldinvestitionen auf jeden Fall in Erwägung ziehen.
Wenn Sie noch mehr Informationen erhalten und diese Diskussion fortsetzen möchten, sind Sie herzlich eingeladen, sich für unser kommendes Online-Seminar zum Thema "What's next for the dollar, currencies & gold" am Dienstag, den 24. Mai anzumelden. Sie können zudem unseren kostenlosen Newsletter "Merk Insights" abonnieren und mir auf Twitter folgen.
© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com
Dieser Artikel wurde am 26.04.2016 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.