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Ist Gold produktiver als Bargeld?

06.05.2016  |  Axel Merk
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Der Tod der Investitionen

Es gibt wahrscheinlich zahlreiche verschiedene Gründe für den Streik der Investoren. Die aktuell sehr niedrige Inflationsrate ist in unseren Augen ein Symptom dieser Situation, kein Auslöser. Unserer Einschätzung nach glauben die Investoren wohl vor allem nicht mehr, dass riskante Investments sich auszahlen. Unsere Analysen zeigen, dass sich die Anleger in den letzten Jahrzehnten auf im Durchschnitt immer kürzere Zeitabschnitte konzentrierten. Projekte, die enorme Investitionen erfordern und erst in zwanzig Jahren einen Gewinn versprechen, werden heutzutage nur noch selten durchgeführt.

In seinem Buch "Der Westen und der Rest der Welt: Die Geschichte vom Wettstreit der Kulturen" argumentiert der Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson, dass es das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit ist, welches den Westen vom "Rest" unterscheidet. Wenn hinsichtlich künftiger Regeln und Bestimmungen Klarheit herrscht, d. h. wenn die Spielregeln eindeutig festgelegt sind, dann ist es wahrscheinlicher, dass Anleger Geld investieren. Wir sind der Meinung, dass dieses Prinzip abgeschwächt wurde, wenn auch nicht notwendigerweise auf offensichtliche Art.

  • Regulatorische Risiken: Wir vertreten die Ansicht, dass sich die von staatlichen Regulierungen ausgehenden Belastungen in zahlreichen Wirtschaftszweigen substantiell erhöht haben. Der Einstieg in diese Branchen wird erschwert, da nur große Unternehmen es sich leisten können, alle Regeln zu beachten.

    Innovationen werden dadurch ausgebremst. Wenn wir die USA als Beispiel betrachten, sehen wir, dass die Handlungsunfähigkeit des Kongresses dazu geführt hat, dass verschiedene Aufsichtsbehörden die Bestimmungen ohne einen gesetzgebenden Prozess geändert haben. In vielen Teilen der Industrie sind die Kosten der Unternehmensführung gestiegen, vom Finanzsektor über die Pharmaindustrie bis hin zum Energiesektor, um nur einige Beispiele zu nennen.

  • Staatsschulden: Wir sind der Auffassung, dass Investitionen gefährdet sind, wenn eine Regierung zu hohe Schulden hat. Grund dafür ist der Interessenkonflikt zwischen den Bürgern und dem Staat im Hinblick auf die Schulden. Eine überschuldete Regierung könnte versucht sein, die Inflationsrate zu erhöhen, die Steuern anzuheben oder Vermögen direkt zu konfiszieren. Unserer Einschätzung nach müssen die Investoren von der Tragfähigkeit staatlicher Defizite überzeugt sein, um einen Anreiz zu Kapitalanlagen zu sehen.

Selbstverständlich sind weder Haushaltsdefizite noch Regulationen ein neuartiges Phänomen. Wir glauben jedoch, dass es die Besorgnis angesichts derartiger Trends ist, die die Investoren zurückhält. Es wird oft argumentiert, dass die USA ihre eigene Währung drucken und daher nie zahlungsunfähig werden können. Das ist schon möglich, aber es schließt nicht aus, dass die Regierung die Inflationsrate erhöht oder andere Möglichkeiten findet, die Bürger zu besteuern.

Es gibt eine Lösung für jedes Problem, doch die Investoren müssen auch überzeugt davon sein, dass man sich für die Lösungen entscheidet, die denjenigen zu Gute kommen, die bereit sind Risiken einzugehen. Dijsselbloem, der Vorsitzende der Euro-Gruppe, hat es während des Höhepunktes der europäischen Schuldenkrise sehr treffend ausgedrückt, als er sagte, dass man keine langfristigen Investitionen erwarten könne, wenn man den Menschen nicht sage, wie es in den nächsten zehn Jahren weitergehen soll.

Eine Krise mag offensichtlich sein, wenn die griechischen Staatsanleihen die globalen Finanzmärkte erzittern lassen, doch die Weigerung der Investoren weltweit, in produktive Assets zu investieren, ist unter Umständen genauso alarmierend.


Das demografische Problem

Doch ist nicht die demografische Entwicklung zumindest zum Teil verantwortlich für die niedrigen Erträge? Diese können sich doch nicht ausschließlich auf Staatsschulden und Regulierungen zurückführen lassen, oder?

Wir stimmen prinzipiell der Annahme zu, dass die demografische Entwicklung Druck ausübt auf die Höhe der Realzinsen. Allerdings ist dies in unseren Augen Teil eines übergeordneten Problems: Arbeitnehmer sollten motiviert werden, länger produktiv zu sein, statt mit 65 in Rente zu gehen. Der derzeitige Kurs erlaubt es jedoch vielen, durch die Beantragung von Erwerbsunfähigkeitsleistungen eher in den Ruhestand einzutreten. Angesichts der weltweit steigenden Lebenserwartung sind wir der Ansicht, dass die Rente mit 65 eine enorme finanzielle Belastung geworden ist.


Ist Gold nun gut oder schlecht?

Wir haben in der Vergangenheit bereits wiederholt darauf hingewiesen, dass Gold nicht gut oder schlecht sein kann. Gold verändert sich nicht - es ist der Rest der Welt, der sich wandelt. Unserer Ansicht nach sollte man Gold im Kontext der allgemeinen Zusammensetzung eines Portfolios betrachten. Es ist wichtig, den potentiellen Ertrag sowie das Risiko eines jeden Vermögenswertes abzuwägen, den man für sein individuelles Portfolio in Betracht zieht.

Bitte lesen Sie dazu auch unsere Gold Reports, in denen wir die geringe Korrelation von Gold zu anderen Anlageklassen im Detail analysieren und erklären, warum das Edelmetall ein nützliches Instrument zur Diversifizierung Ihrer Kapitalanlagen sein kann. Auch in unserem kürzlich erschienen Artikel "Jetzt Gold kaufen?" legen wir dar, warum Gold unserer Ansicht nach sehr wertvoll für Investoren sein kann.


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