"Die Renten sind sicher"?
06.07.2006 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Keiner soll hungern ohne zu frierenDer bekannte Propagandaspruch des 3. Reiches: "Keiner soll hungern, keiner soll frieren" wurde hier, genau wie damals von Regimegegnern, leicht variiert. Die Folge dieses heimtückischen Prozesses: Wer sein Alter nicht völlig verarmt in einem dunklen, kalten Zimmerchen bei Kerzenschein, Feuchtschwamm, Margarineresten, Nagern, Abfallbrosamen, Chlorwasser, stark abgenutzter Bibel, einem Volksempfänger mit dem obligatorischen Kanal für Regierungspropaganda und für frohe Botschaften aus Brüssel oder Washington sowie einer Militär-Faltliege mit Stroheinlage verbringen will, muss selbst vorsorgen.
Die Pensionseinkommen müssen notwendigerweise immer mehr aus privaten Quellen finanziert werden. Das staatliche Pensionssystem, sei es in den USA oder in Deutschland, stellt ja im Grunde nichts anderes als eine gigantische Ponzi-Pyramide dar. Die erste Generation erhielt noch die volle Einlage und sogar deutlich mehr zurück, finanziert mit den Beiträgen der zweiten. Nachfolgende Generationen von Pensionären jedoch können die steil anwachsenden Verpflichtungen mit ihren Beiträgen nicht mehr decken. Die letzten erleiden dann im unabdingbaren Zusammenbruch jedes Pyramidenschemas den bekannten Totalverlust. Spätestens dann dürfte sich der Sinn der Weisheit: "Reales Geld (sprich Gold und Silber) lügt nie, reale Menschen (sprich Politiker) lügen immerfort."
Praktisch bedeutet dies ab jetzt doppelte Beitragsleistung: Einmal die hohe Zwangsabgabe für Vater Staat und zum anderen die private Rücklage. Damit aber wird die Kaufkraft der Bevölkerung bzw. der Konsumenten geschwächt, was der Konjunktur und dem Arbeitsmarkt wie auch dem Steueraufkommen gar nicht gut tun dürfte, was wiederum die Fähigkeit des Staates Pensionen zu zahlen weiter reduziert.
Selbst ohne einen großen Krieg oder eine Naturkatastrophe driften wir in eine Krise der Altersversorgung hinein. Doch, um mit Hölderlin zu sprechen, "...wächst das Rettende auch", denn es gibt glücklicherweise einen doppelten Rettungsanker, der Krisen über alles liebt. Der eine Bogen dieses Ankers besteht aus etwas, was gewöhnlich "Gold" genannt wird, der andere ist aus massivem Silber. Beide Metalle werden in Zeiten der Krise und Unsicherheit rapide an Wert, sprich Kaufkraft gewinnen. Papier dagegen dürfte sich als Anlage und Alterssicherung, wie schon so oft in der Vergangenheit, als höchst trügerisch erweisen.
Vielleicht sollte man sich einen erfolgreichen und verehrten Künstler zum Vorbild nehmen, den ein größenwahnsinniger Goebbels einst als "diesen widerlichen kleinen Zappeljuden" bezeichnete: Der weltberühmte Charlie Chaplin. Dieser weitsichtige Anleger investierte den Großteil seiner Gagen und Gelder in GOLD! Anlässlich seines Todes soll er seinen zahlreichen Kindern einige Tonnen dieses gelblich glänzenden Metalles hinterlassen haben.
Um Wilhelm Busch zu zitieren: "Denn hinderlich wie überall, war hier der eigne Todesfall". Dies war gerade die Zeit, als Gold von 35 auf 852 $ pro Feinunze avancierte. Dem Vernehmen nach sollen die Erben darüber überhaupt nicht böse gewesen sein. Natürlich wird es der durchschnittliche Pensionär der Zukunft schwerlich schaffen sich einige Tonnen Gold wie der große Chaplin als bescheidene Grundlage privater Pensionierungsusancen anzusparen. Doch selbst einige Kilo, flankiert von vielleicht einer viertel oder halben Tonne Silber (Münzen und Barren) würden im Ernstfalle schon für einen angemessenen Alterungsprozess in gelassener Atmosphäre sorgen.
Pensionäre aller Länder, vereinigt euch
Sicherlich werden die Rentenzahlungen nicht völlig verschwinden. Kleinstrentner, die mit wenigen Euros pro Tag (die Tage dieser ideologischen Kunstwährung sind im Übrigen gezählt) auskommen müssen, dürfte es schon bald in Massen geben, sobald sich der unbezahlbare Sozialstaat streckt. Die allerärmsten der Armen werden nicht verhungern, doch wer möchte schon gerne auf diesem Niveau leben und seine Tage nach einem Leben harter Arbeit so entwürdigend beschließen?
Doch droht den Pensionären eine weitere und neue Gefahr, an die kaum jemand einen Gedanken verschwendet: Manager von Pensionsfonds investieren stetig wachsende Summen in Hedge Fonds und Derivative. Im Prinzip erscheint dieser "jüngste und moderne Zweig der erfindungsreichen Finanzindustrie" wie ein gigantisches Kasino.
Keinerlei Mehrwert wird geschaffen oder erwirtschaftet, der Gewinn der einen Partei ist der Verlust einer anderen. Informationsvorsprünge und Schnelligkeit bestimmen im Wesentlichen die Gewinner. In diese fröhliche Kasinolandschaft hinein investieren Pensionsfonds die Gelder nicht informierter ahnungsloser Beitragszahler, die ihr Geld und ihre Zukunft in "sicheren Händen" wähnen.
Der größte US-Pensionsfond Calpers beispielsweise verwaltet Gelder von 1,5 Millionen Beamten und legte im November 2004 zwei Milliarden Dollar in Derivaten (Hedge Fonds) an. Amerikanische institutionelle Investoren, 90% von ihnen Pensionsfonds, ahmen dies nach. Die entsprechende Gesamtsumme zwischen 2003 und Ende Jahr 2006 wird mit 350 Milliarden $ beziffert. Einer Studie vom September 2004 zufolge hatte eine andere Gruppe von 400 US Institutionen im Jahre 2003 66 Milliarden $ in Hedge Fonds investiert. Diese Summe wird für 2007 auf 310 Milliarden $ geschätzt. Im Jahre 2003 stammten etwa 16% neuer Mittel der Hedge Fonds von Pensionsfonds.
Hält dieser Trend an, dürften die Pensionsfonds bis spätestens 2010 die finanzielle Hauptquelle der Hedge Fonds darstellen, die dann damit ins Kasino gehen. Diese Anlagen wurden von Kommentatoren der Finanzmedien mit dem Prädikat "robust" belegt. Seit wann sind hochriskante und spekulative Anlagen mit Hebelwirkung auf Kasinobasis denn "robust"? Es sind die hohen Renditen der Vergangenheit, die die Pensionsfond-Manager locken. Doch in den letzten 2 Jahren schrieben viele Hedge Fonds rote Zahlen und andere (die Masse) wiesen Gewinne von wenigen Prozent aus. Vor vielleicht 35 Jahren gab es einen Hedge Fond, gegründet vom großen Soros. Inzwischen gibt des deren 9.500 und die 10.000 ist in Sicht. In diesem Umfeld gewaltiger Konkurrenz sind die Zeiten von 10.000% Gewinn pro Jahr - oder mehr - leider vorbei.
Pensionsgelder und -kassen sollten als der Inbegriff erzkonservativer und hochsolider Anlagestrategien gelten. Wie verträgt sich das mit den immer länger dauernden Ausflügen in die hoch gefährlichen Landstriche der Kasinos, Spieler und Abzocker? Spätestens an dieser Stelle hätte der große Karl Marx ein Banner mit Pensionsfondsemblemen entworfen. Dieses schwenkend hätte der Bärtige freudig die Lande durchzogen und seinen leicht variierten neuen Schlachtruf erschallen lassen: "Pensionäre aller Länder, vereinigt euch!!"
Quo vadis, Dollar?
Seit dem 2. Weltkrieg bestimmt der Dollar (das übel verhunzte Wort für den deutschen "Taler") als de facto Weltwährung das Geschehen auf den internationalen Finanzbühnen. In alten Zeiten (zwischen 1813 und 1913) war die Kaufkraft dieser Währung nahezu absolut stabil. Wer von einer Pension oder vom Ersparten lebte, konnte davon ausgehen, dass die Kaufkraft bis zu seinem Tode und dem Tode seiner erbenden Enkel stabil bleiben würde. Doch da übernahm im Jahre 1913 (die 13 ist angeblich die große "Erfolgszahl" der Hochfinanz) eine kleine private Gruppe von Banken und Familien das gesamte Finanzsystem der USA (und damit der Welt) und zwar durch die Gründung der sog. "Federal Reserve Bank".
Typisch für Täuschungsmanöver dieser Art: Es ist dies weder eine "federal" (also föderal-bundesstaatliche) Institution, noch verfügt sie über Reserven, noch handelt es sich um eine Bank. Alle drei Worte sind also falsch. Als Haupt-Begründung für die Errichtung dieser erstaunlichen Einrichtung wurde "Die Sicherung und Stabilisierung der Währung" angeführt.
Noch erstaunlicher: 100 lange Jahre war diese Währung nahezu absolut stabil geblieben und durch Gold gedeckt, und dennoch bedurfte es einer "Sicherung und Stabilisierung"? Für arme Sterbliche ohne Harvard Degree ist derlei nur sehr schwer zu verstehen. 1933 wurde dann die Golddeckung nahezu und 1971 völlig aufgehoben. Ab sofort war der Dollar nur noch durch freundliche Versprechen der Regierung und die nicht partikelgefilterten Abgase von Dieselmotoren gedeckt.
Und worin sieht nun diese kleine Privatinstitution "Fed" ihre Aufgabe? Zunächst einmal in der Abschaffung einer amerikanischen Währung. Das große Amerika hat keine eigene Währung, denn eine solche setzt den Druck von Banknoten und die Verwaltung des Geld- und Währungswesens durch den Staat voraus. Beide Kriterien sind in den USA aber abwesend. Eine kleine Privatinstitution druckt dort so viele Dollars in ihren privaten Kellern zum de facto Nulltarif in beliebigen Mengen, ungezählte Milliarden und Billionen. Wie groß diese Mengen genau sind, ist nicht mehr feststellbar und nachvollziehbar, denn per März 2006 wird die Geldmenge M3 nicht mehr bekannt gegeben.
Der Bürger und die Finanzinstitutionen sollen offenbar nicht wissen, wie viel da eigentlich bei Nacht und Nebel produziert wird. Diese waggonweise täglich hergestellten meist grünlich gefärbten Papier-Packen mit der Aufschrift "Dollar" überreicht die private Fed dann der US-Regierung und erhält hierfür Schuldscheine und auf diese dann Milliarden und Abermilliarden an "Zinsen". Wofür diese "Zinsen" eigentlich sind bleibt rätselhaft. Damit und mit der Regulierung der Leitzinsen bestimmt die Fed, also ein winziges Grüppchen privater Banker und Familien, das Grundgeschehen an den Finanzmärkten Amerikas und indirekt auch der Welt.