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"Die Renten sind sicher"?

06.07.2006  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 3 -
Unser Dollar, euer Problem

Ausgestattet mit diesem auf der Welt einmaligem Monopol verleitet diese Macht selbstverständlich zum Missbrauch: Es gibt natürlich beim Gelddrucken kein Halten. Die Drucker und Pressen laufen im Drei-Schicht-Betrieb immer schneller. In dieser Art der Produktionssteigerungen sind die Fed-Eigner unübertroffen.

Die Ausländer müssen den Dollar akzeptieren, da alle wichtigen Rohstoffe (z. B. Öl, Gas, Gold, Silber, Uran, Kupfer, Zink, Weizen, usw.) wie auch Waren und Dienstleistungen in Dollar kotiert werden. Damit aber ist die weltweite Nachfrage nach diesen grünlichen Packen gesichert, ja garantiert ist. Alles was gedruckt wird, findet also stets reißenden Absatz. Die Ausländer liefern Waren und Rohstoffe aller Art, für die Millionen Menschen arbeiten und schwitzen mussten. Die Fed liefert als Gegenleistung grünliche Scheinchen die im Keller nahezu umsonst Gruppen von Maschinchen im steigenden Tempo und wachsenden Mengen entquellen. Gab es je etwas Schöneres? Billionen von in schwerer Arbeit produzierten Waren und Gütern über Jahre hinweg quasi kostenlos vom Ausland zu erhalten? Auf diesen, im Grund gigantomanische Betrug hin angesprochen, erwiderte ein Vertreter der Fed dem fragenden ausländischem Zentralbanker: "Heh, es ist unser Dollar, aber euer Problem"!

Gegenwärtig senden die Ausländer etwa 2,5 Milliarden Dollar pro Kalendertag an Ersparnissen ins schöne Amerika. Nur so ist es möglich, die astronomischen Defizite im US Haushalt und im Außenhandel und somit das gesamte bankrotte System mit seiner Schuldenwirtschaft zu finanzieren und am Leben zu erhalten. Stoppt dieser Lebensstrom, bricht das Finanzsystem zusammen. Aber die Ausländer halten brav durch und spielen dieses ruinöse Spielchen mit. Wie lange noch?

Ja es hat schon seine Vorteile, die Weltleitwährung zu haben, wie man sie im schönen Dörfchen Bretton Woods 1944 etablierte und festgezurrte. Alles wurde auf den damaligen "Gold-Dollar" abgestellt, denn den USA war es gelungen den größten Goldhort der Welt aufzubauen. Die Alliierten mussten alle Waffen- und sonstigen Lieferungen in Gold bezahlen. Von Papier hielten die Mächtigen nichts. Sie wussten und wissen genau, dass dies am Ende im Wert auf Null zu strebt und verschwindet. Man sollte sich dies zur Lehre nehmen: Die Hochfinanz nimmt, wie dieses drastische Beispiel zeigt, im Ernstfalle nur Gold und keine irgendwie kunstvoll bedruckten und hübsch ziselierten Scheinchen mit Porträts längst verstorbener Staatsmänner auf der Rückseite. Besonders die künftigen Pensionäre sollten dies beherzigen und bedenken.

Doch wie stabil ist denn nun der berühmte Dollar seit 1913 geblieben? Nun, es gab kleine Verluste der Kaufkraft bzw. des "Wertes". Nichts wirklich Aufregendes: Seit 1913 bis heute lediglich 98%. Die restlichen 2% dürften demnächst auch noch verschwinden.

Dies lenkt das Augenmerk auf die Pensionsfund, die gewaltige Mengen von Dollars in diversen Variationen (Konten, US Schatzbriefe, Fannie Mae-Obligationen, Treasuries usw.) halten. Fällt der Dollar, gehen die Pensionsfonds ebenfalls in die Knie. Für die abhängigen Pensionäre wäre das aber gar kein freudiges Ereignis. Überhaupt ist zu bedenken, dass der größte Teil des messbaren Wohlstandes der Welt - und nicht nur die Pensionsfonds - in irgendeiner Form, direkt oder indirekt an den Dollar gebunden ist. Die globale Dollar-Penetration nahezu aller Märkte ist ein absolutes Phänomen.

Der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zufolge beläuft sich der Dollar-Anteil der globalen Währungsreserven ohne Gold auf rund drei Viertel. Das verbleibende Viertel setzt sich vor allem aus Euro, Yen, Pfund und Franken zusammen. Dies muss insofern erstaunen, als die europäische Wirtschaftsleistung wie auch das Pro-Kopf-Einkommen über denjenigen der USA liegen. Auch im internationalen Handel führt Europa vor Amerika und sogar vor Asien, wobei die Deutschen eindeutig vorn liegen. Deutschland mag zwar kein Fußballweltmeister sein, das dürften flinken italienischen Kicker verhindern. Doch auf den hart umkämpften Titel des Exportweltmeisters kann das deutsche Team auch stolz sein.

Hinzu kommt die Nettoverschuldung des nordamerikanischen Kontinents, die zuletzt etwa 4,3 Billionen $ betrug, demgegenüber Europa ein Plus von 1,4 Billionen $ aufwies und die Region des Nordost-Pazifiks sogar mit einem solchen von 2,2 Billionen $ kontrastierte. Auch in punkto Bevölkerungszahlen übertreffen Europa und Asien - jeder für sich - Nordamerika. Es ist daher nur schwer zu begreifen, wieso die europäischen und asiatischen Währungen in ihrer globalen Gewichtung der Reserven eine absolut untergeordnete Rolle spielen. Einem Naturgesetz zufolge aber haben massive Ungleichgewichte auf Dauer niemals Bestand. Die entsprechend fällige Korrektur wird auch vor dem rätselhaften Phänomen der globalen Dollardominanz nicht Halt machen. Noch nie haben es Sterbliche geschafft, die Naturgesetze wie auch die wirtschaftlichen Gesetze dauerhaft außer Kraft zu setzen. Vielmehr haben diese ehernen Gesetze die manipulierenden Sterblichen nach gewisser Zeit stets außer Kraft gesetzt.


Extrem-Szenario: Rote Karte für den Dollar mit Platzverweis

Dass der Dollar langsam aber sicher ins Tal des Todes abwandert, erscheint also logisch zwingend. Doch was könnte oder würde eigentlich konkret geschehen wenn der Greenback nach Platzverweis auf die Bank für die Ersatzspieler wanderte, im Werte auf Null fiele - oder wenigstens in die wohlverdiente Nullnähe abstürzte? Eines erscheint zunächst sicher: Gold und Silber würden ihre uralten monetären Funktionen wieder übernehmen. Preise von 50.000 $, 250.000 $, 7 Millionen $ oder aber 250 Milliarden $ (Hyperinflation wie 1923 in Deutschland) je Feinunze Gold würden dann sichtbar, wären jedoch nicht aussagefähig, da eben der Dollar nichts mehr wert ist und seine traditionelle Funktion als Wertmasstab einbüßte.

Die Frage ist eher, welchen Warenkorb Gold und Silber in solch einer Situation kaufen würden. Darauf kann es derzeit keine schlüssige Antwort geben, aber dieser Warenkorb wäre auf jeden Fall riesig. Vielleicht kaufen eine Handvoll Krügerrande auf dem Höhepunkt der Krise eine Zeitlang alternativ einen ganzen Häuserzug wie damals in Berlin. Wer weiß?

Doch werden die Zentralbanker der Welt einen Zusammenbruch des Dollars um jeden Preis zu verhindern suchen, denn ihre Reserven und damit Lebensgrundlagen bestehen, wie bereits angedeutet, vorwiegend aus Dollarbergen. Verschwinden diese, verschwinden die Banker mit ihnen. "Too big to fail" hilft dann nicht mehr. Irgendwann wird das Dollarsystem also fallen. Kein Empire hat je überlebt, und auch das Dollar-Weltreich der Amerikaner wird diesem Schicksal nicht entgehen. Der Untergang der beiden Vorgänger, des britischen Weltreiches zum einen und des Sowjetimperiums zum andern, sind noch in frischer Erinnerung.

Fiele das derzeit dominierende Imperium mit all seinen Dollar-Tempeln schon morgen, dann wären die Folgen wenigstens in etwa abzusehen. Hier nur einige der Möglichkeiten, die die Konsequenzen dumpf erahnen lassen:
  • Bank Transaktionen
  • Groß- und Einzelhandel
  • Treibstofflieferungen und -verkauf
  • Binnen- und Außenhandel
  • Industrieprozesse
  • Investitionen
  • Energieerzeugung und -prozesse
  • Ver- und Entsorgung
  • Transportvorgänge sowie
  • Ganze Volkswirtschaften

...kämen zu einem Halt (mögliche Ausnahme: Militär).

Gehälter, Löhne, Überweisungen, Zahlungen, Mieten, Strom- und Wasserrechnungen, Heizungen, Kühlungssysteme, Teilelieferungen, Lagerhaltungen, Beschaffung, ärztliche Versorgung, Polizei- und Feuerwehrdienste, Landwirtschaft, Teile der Landesverteidigung und natürlich Rentensysteme wären nach Art und Umfang, im Ablauf und in ihrer Existenz gefährdet, bedroht, beschränkt oder völlig unmöglich geworden.

In welcher Größenordnung würden sich dann die Verluste bewegen, wenn alle Konten mit Dollarbezug sich auf Null stellen würden? Sehr grobe Schätzungen (konkrete Zahlen sind nicht oder nur bruchstückhaft erhältlich) ergäben weltweit gesehen ungefähr folgendes Bild:
  • 10 Billionen $ Pensionsfondsverluste
  • 12 Billionen $ Versicherungsverluste
  • 12 Billionen $ an Cash-Verlusten (ähnlich der alten M3-Geldmenge)
  • 5 Billionen $ Verluste von China, Indien, Russland, Korea, Europa und Japan
  • 4 Billionen $ Verluste von Geldfonds
  • 55 Billionen $ Verluste im Immobilienfonds-, -kredit und Hypotheken-Sektor
  • 60 Billionen $ Verluste im Dollar-Obligationsbereich
  • 65 Billionen $ künftiger Verpflichtungen der US Regierung fallen aus
  • 80 Billionen $ Verpflichtungen anderer verbündeter Staaten
  • 350 Billionen $ Verluste im Derivativ-Sektor
  • 120 Billionen $ Finanzinstrumente aller Arten
  • 55 Billionen $ an bewerteten und vertraglich eingebetteten Rohstoff- und Energiebezügen
  • 100 Billionen $ im Bereich der Mutual Fund Industrie
  • 50 Billionen $ Verluste im Transportsektor (Straße, Schiene, Luft)
  • 800 Billionen $ der Masse aller restlichen Dollar-denominierten weltweit existierenden Vermögensteile und Gelder inkl. Börsen und Devisenmärkten

Dies ergibt eine Zahl von 1778 oder aufgerundet 1.780 Billionen $.

Diese äußerst grob geschätzten (und natürlich interpretationsbedürftigen) Werte repräsentieren allerdings nur eine Momentaufnahme der globalen finanziellen Szenerie, einer statischen Konstruktion (wie ein Gebäude) ähnlich. Doch in der realen Welt laufen dynamische Prozesse ab. Diese schließen beispielsweise ein: Zins- und Dividendenverluste, Zahlungsausfälle, nunmehr tote Investments, ausgefallene Industrieanlagen und brachliegende Fabriken, Lagerverluste, Feuer- und Wasserschäden (Rettungsdienstausfälle etc.)

Die obenstehende Summe muss also im Sinne von Ertragsausfällen verzinst werden, zu beispielsweise 5,5% und dies über ein Jahrzehnt hinweg. Denn solange würde es etwa dauern, bis sich ein neues System, in dem Gold und Silber wieder eine angestammte Rolle erhalten, funktional etabliert hat. Dies führt zu einer zusätzlichen "entgangenen" Summe von rund 980 Billionen $, zusammen also 2.760 Billionen $.

Hinzu käme der "Effizienzverlust" der dadurch entsteht, dass den Wirtschaftsprozessen durch den Ausfall des Dollars ihre Effizienz entzogen wird. Die Abläufe würden unproduktiv, primitiv, sporadisch und lange Zeit nur per Hand und ad hoc erfolgen können, soweit sie überhaupt noch möglich sind. Lieferungen von Komponenten, Teilen, Rohstoffen und Energie fielen aus und würden die Prozessketten lähmen. Dadurch könnte ein geschätzter Verlust von weiteren 35% der vorgenannten Gesamtsumme entstehen. Somit wären weitere 1000 Billionen $ zu addieren, was zu einem "Grand Total" von 3.760 Billionen $ führt.

Wenn sich nun das jährliche Bruttosozialprodukt (BSP) der USA auf 11 Billionen $ beläuft (es wäre im Falle des Zusammenbruchs sehr viel weniger), so müssten die Amerikaner wenigstens 342 Jahre nur und ausschließlich für diesen Gesamtverlust arbeiten und die Steuern betrügen 100% auf alles, was irgendwie erzeugt wird.

Die gesamte Welt erstellte zuletzt ein jährliches BSP von etwa 50 Billionen $ (im Krisenfalle ebenfalls sehr viel niedriger). Damit wäre die Weltbevölkerung rund 75 Jahre (wahrscheinlich aber sehr viel länger) in exklusive Weise damit beschäftigt, die als Folge der Dollarschmelze entstehenden Verluste an Wohlstand wieder einzuarbeiten. Dies würde drei volle Generationen sinnvoll im Beschäftigungsverhältnis halten.

Im Klartext: Käme also das große Dollar-Armageddon, beliefen sich die Verluste an Wohlstand, Kapital und Werten innerhalb einer 10-Jahresperiode aufgrund einer stagnierenden oder nur noch sporadisch laufenden Weltwirtschaft auf etwa 3.760 Billionen $ und drei Generationen hätten mit den Aufräumarbeiten zu tun. Und dies ist möglicherweise eine konservative Schätzung und schließt menschliche Verluste (Leid, Krieg, Krankheiten, Seuchen, Tod, Flächen-Brände, etc.) nicht mit ein. Dass in einem solchen Umfeld, wo es sicherlich ums nackte Überleben geht, die Frage der Pensionssicherheit nicht gerade höchste Priorität in Kreisen der Machthaber genießt, liegt auf der Hand.

Dass die Mächtigen genau wissen wie die Dinge in Wirklichkeit stehen, beweisen Feststellungen wie sie beispielsweise Mitte Oktober 2004 eine britische Regierungskommission amtlich veröffentlichte. Es wurde "die absolute Notwendigkeit radikaler Reformen des Pensionssystems" betont und eine "massive Verarmung der oberen Altersgruppen in den kommenden 15 bis 20 Jahren" prognostiziert. Es gäbe keine Alternative zu:
  • drastischen Heraufsetzungen des Rentenalters
  • Herabsetzungen der Bezüge
  • Erhöhungen der Beiträge und Steuern
  • Gebührenerhebungen auf alle staatlichen Leistungen - zusätzlich zur ohnehin hohen Steuerlast versteht sich -
  • einer sehr viel höheren Sparrate sowie
  • dem Erzwingen von "privater Vorsorge"

war in seltener Offenheit zu vernehmen. Ohne diese Maßnahmen "wäre das Pensionssystem innerhalb einer Dekade unrettbar bankrott und am Ende" - so die Kommission.




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