Das Damoklesschwert über dem Gold-Papiermarkt - Interview mit Craig Hemke
17.05.2016 | Mike Gleason
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An diesem Punkt wird das gesamte Ausmaß der Täuschung an den Futures-Märkten offenbar und die traditionelle technische Analyse versagt. Es gibt Analysten, die sich die Kursbewegungen anschauen und sagen, "Ja, also der Goldkurs hat diese Fibonacci-Linie durchbrochen und hier sehen wir die Welle C oder Teilwelle B..." usw. Gut, aber wir hätte sich der Kurs entwickelt, wenn es den Banken nicht möglich gewesen wäre, an einem Tag 20.000 neue Kontrakte zur Verfügung zu stellen? Verstehen Sie, was ich meine? Das Prinzip, auf dem die Terminmärkte beruhen, ist zutiefst unfair und betrügerisch.Mike Gleason: Trotz allem gibt es Marktbeobachter, die sagen es gebe keinerlei Manipulationen. Was antworten Sie darauf?
Craig Hemke: Ja, es gibt diese Behauptungen, die von den Manipulationsleugnern, wie ich sie nenne, verbreitet werden. Sie verteidigen das bestehende System, aus welchen Gründen auch immer. Sei es, weil ihr eigenes Geschäftsmodell als Verfasser von Newslettern darauf beruht, oder sei es aus anderen Motiven.
Diese Marktbeobachter vertreten die Meinung, dass die Gold- und Silberpreise nicht manipuliert sind, dass die Märkte frei sind usw. Sie blicken auf uns und reden über die Manipulationen, als wären diese nur ein Versuch, die Kursentwicklung der letzten 36 Monate zu erklären, als gäbe es keinen anderen Grund für unsere Ansichten. Sie unterstellen uns, dass wir nicht verstehen, wie es zu einem derartigen Abwärtstrend kommen konnte und deshalb davon ausgehen, dass es sich um Manipulation handeln musste. Dabei ist die Beeinflussung der Gold- und Silberpreise keine Verschwörungstheorie, sondern eine historische Tatsache.
In den 1950er Jahren, genauer gesagt 1956 und 1957, haben die USA ein Drittel ihrer nationalen Goldreserven eingebüßt, weil sie versuchten, den bei 35 $ festgesetzten Preis zu verteidigen. Es gab Anhörungen dazu. Sie können das nachlesen oder Informationen dazu im Internet suchen. Bei den Anhörungen im US-Kongress hieß es, "Wie konnte das passieren? Wir haben ein Drittel unseres Goldes verloren, weil es möglich ist, den Dollar gegen Gold zu tauschen." Das war Manipulation: Man stellte dem Markt große Mengen an physischem Gold zur Verfügung, um den Preis niedrig zu halten.
Dieses System hat jedoch nicht mehr funktioniert, die Vereinigten Staaten konnten den Goldpreis nicht länger verteidigen. Was also ist passiert? Die USA erkannten, dass sie allein keinen Erfolg mehr haben konnten und riefen den Londoner Goldpool ins Leben. Zwischen 1961 und 1968 lagerten die USA und sieben andere Staaten physisches Gold in London ein, welches verwendet wurde, um den Preis bei 35 $ je Unze zu halten. Immer wenn die Nachfrage anstieg, überschwemmte der Goldpool den Markt mit physischem Gold, wartete, bis der Preis wieder sank und kaufte es dann zurück. Genau so funktionierte das System damals.
Schließlich versagte diese Methode dann aber doch und 1968 zerfiel der Londoner Goldpool. Letztlich musste Präsident Nixon das Goldfenster schließen und der Goldpreis schoss nach oben. Dann kam jedoch jemand wirklich Schlaues und sagte, "Moment mal. Warum versuchen wir, die Preise nach unten zu drücken, indem wir physisches Gold auf die Märkte werfen? Das ergibt doch gar keinen Sinn.
Warum lassen wir nicht ein wenig Alchemie wirken und erschaffen das Papiergold? Niemand wird je die physische Auslieferung verlangen. Es wird perfekt sein. Wir werden nie wieder etwas liefern müssen, wir können mit unseren vorhandenen Reserven eine enorme Hebelwirkung erzielen." Auch der Zeitpunkt war brillant gewählt. Nachdem Goldbesitz in den Vereinigten Staaten praktisch 40 Jahre lang verboten war, durften die US-Bürger das gelbe Metall ab dem 1. Januar 1975 endlich wieder ihr eigen nennen. Und jetzt raten Sie mal, wann an der COMEX der Handel mit Gold-Futures begann, Mike!
Mike Gleason: Wahrscheinlich etwa zur gleichen Zeit.
Craig Hemke: vom New Yorker Goldpool sprechen, weil der Goldpreis nach wie vor durch den gleichen Mechanismus beeinflusst wird, mit dem einen Unterschied, dass man jetzt Terminkontrakte statt physisches Metall verwendet. Die Manipulation der Gold- und Silberpreise ist eine historische Tatsache, keine Verschwörungstheorie. Wenn diese Idioten versuchen, es so klingen zu lassen, als hätten wir uns all das nur ausgedacht, um zu erklären, warum der Goldpreis drei Jahre lang gefallen ist, dann ist das völliger Blödsinn.
Solche Behauptungen stellen nur die totale Missachtung der geschichtlichen Belege unter Beweis. Nunja, Mike, wie Sie sehen hatte ich heute morgen genügend Kaffee... Sie haben mich zum Nachdenken gebracht und ich dachte es wäre gut, den Lesern und Zuhörern diese Geschichte noch einmal zu vermitteln.
Mike Gleason: Ja, Sie haben auf jeden Fall plausible Argumente genannt. Ich würde aber gern noch auf ein anderes Thema zu sprechen kommen: Die Aktien der Minengesellschaften bestätigen die Preisentwicklung an den Bullionmärkten. Außerdem führt der Silberkurs den Sektor mittlerweile an, ebenfalls ein positives Zeichen. Es gut, dass sich das weiße Metall in den letzten Wochen an die Spitze des Aufwärtstrends gesetzt hat. Doch erklären Sie uns bitte, wie Sie die Situation bei den Aktien der Gold- und Silberunternehmen einschätzen und wie Sie die Kursentwicklungen interpretieren.
Craig Hemke: Wir haben ja schon zu Beginn des Gesprächs gesagt, dass es sich diesmal anders anfühlt, und dass die Kurse diesmal endlich auch auf höhere Hochs steigen. Die Edelmetallaktien bestätigen das ziemlich eindrucksvoll, nicht wahr? Es hat wirklich Spaß gemacht, zu beobachten, wie sich das Blatt im Januar wendete, denn wir bei TF Metals Report haben die Entwicklung im Laufe der letzten Jahre natürlich mitverfolgt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich in einem Kommentar vom Januar 2013, als der HUI bei etwa 450 Punkten notierte, schrieb: "Warum um alles in der Welt spekuliert überhaupt jemand mit diesen Aktien, wenn man stattdessen einfach das physische Metall kaufen kann?"
Kurz darauf, im April, ging es für die Minengesellschaften dann richtig bergab. Der HUI brach ein und fiel von 450, 440 Punkten, oder wo auch immer er an diesem Tag notierte, letztlich bis in den Bereich von 100 Punkten. Ich hatte also zumindest den Trost, dass ich die richtige Warnung ausgesprochen hatte. Doch als der Goldaktienindex das Niveau von etwa 105 Punkten erreichte, entwickelte er sich von da an praktisch nur noch seitwärts. Er hielt sich fast sechs Monate lang über der Unterstützung bei 105 Punkten und zog damit die Aufmerksamkeit unseres gesamtes Teams auf sich.
Wir dachten, "Wollen wir doch mal sehen, ob es von hier aus wieder bergauf geht", und das tat es. Jetzt hat der HUI schon um die 125% zugelegt, praktisch ohne zwischenzeitliche Korrekturbewegungen. Er stieg, entwickelte sich im März seitwärts, brach anschließend aus und erreichte ein neues Hoch. Dann folgte im April für zwei oder drei Wochen wieder eine Seitwärtsbewegung, bevor der er erneut auf ein höheres Hoch schoss. In dieser Woche hat der HUI zwar wieder 10% nachgegeben, aber nach einem Kursgewinn von 125% ist das nicht weiter tragisch.
Ich möchte noch hinzufügen, dass es definitiv weiteres Aufwärtspotential gibt, solange die Gold- und Silberpreise höher klettern. Nur sehr wenige institutionelle Anleger besitzen Aktien der Minengesellschaften. Wenn die Marktteilnehmer jedoch den Wert und das Potential erkennen, das sich in diesen Aktien verbirgt, wird die Zahl schnell wachsen. Obwohl sich die Kurse einiger Aktien bereits verdoppelt oder verdreifacht haben, sind noch immer extreme Gewinne möglich.
Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit mit Keith Neumeyer zu sprechen, dem CEO von First Majestic Silver. Während des Interviews kam mir ein Gedanke und ich fragte: "Sie produzieren 20 Millionen Unzen Silber im Jahr. Wenn der Silberpreis 1 $ steigt, wie hoch ist dann der Anteil, der sich direkt in der Bilanz Ihres Unternehmens niederschlägt?"