Das Damoklesschwert über dem Gold-Papiermarkt - Interview mit Craig Hemke
17.05.2016 | Mike Gleason
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Ich möchte damit übrigens keine Werbung für die Aktien von First Majestic machen, ich will mit diesem Beispiel vielmehr die Situation in gesamten Minensektor verdeutlichen. "Etwa 90%", antwortete Mr. Neumeyer. Für jeden Dollar, den der Silberkurs steigt, macht das Unternehmen also 18 Millionen $ an zusätzlichem Gewinn. Dieser Anteil variiert natürlich von Unternehmen zu Unternehmen, aber es ist trotzdem beeindruckend. Immerhin könnte Silber auf 22 $ oder 26 $ steigen, d. h. für die Aktien der Silberunternehmen wird es ebenfalls weiter bergauf gehen.Wenn Sie auf eine Webseite wie beispielsweise Barchart.com gehen, auf der Sie verschiedene Kurse übereinanderlegen können, dann werden Sie feststellen, dass der Goldkurs und der HUI sich relativ parallel zueinander entwickeln, wenn Sie beide in einem 5-Jahreschart vergleichen. Wenn Sie die Rally der Gold- und Silberaktien also gesehen haben, es aber verpasst haben rechtzeitig einzusteigen, und sich jetzt fragen, ob es mittlerweile schon zu spät ist, dann brauchen Sie sich eigentlich nur überlegen, ob Sie der Ansicht sind, dass der Goldpreis weiter steigen wird.
Wenn Sie glauben, dass sich die Banken bereitmachen, den Goldkurs wieder nach unten zu drücken, dann sollten lieber Kasse machen und keine Aktien zukaufen. Ich denke allerdings, dass Gold aus den Gründen, die wir schon angesprochen haben, noch höher klettern wird.
In diesem Fall werden auch die Minenaktien weitere Kursgewinne verzeichnen, ganz gleich, wie stark sie bis dahin schon im Plus liegen und ob irgendein technischer Indikator anzeigt, dass sie überkauft sind. Bilden Sie sich lieber eine eigene Meinung zu den künftigen Preisaussichten für Gold und Silber, dann können Sie guten Gewissens entscheiden, ob Sie auch ein paar Aktien besitzen sollten.
Mike Gleason: Es wird sehr interessant sein zu sehen was geschieht, wenn die Öffentlichkeit letzten Endes aufwacht und erkennt, dass wir uns inmitten eines finanziellen und währungspolitischen Umbruchs befinden, und dass sämtliche Staatsschulden und Verbindlichkeiten ohne die kontinuierliche Abwertung der Währungen praktisch nicht mehr zu bezahlen sind. Womöglich wird es sogar zum Zusammenbruch des US-Dollars kommen. Alle Statistiken deuten darauf hin, dass nur 1-2% der US-Bürger überhaupt Gold- oder Silberbullion besitzen. Wenn jedoch plötzlich 5% oder gar 10% der Bevölkerung Edelmetalle kaufen wollen, dann werden die Märkte eventuell nicht in der Lage sein, ein entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen.
Wir haben in den letzten Jahren Situationen erlebt, in denen die Nachfrage seitens der Investoren die Prägestätten und Scheideanstalten regelrecht überwältigt hat - und dabei handelte es sich zum größten Teil nur um die Anleger, die bereits Edelmetalle besaßen. Ich möchte Sie daher zum Abschluss unseres Gesprächs noch fragen, ob Sie glauben, dass der Tag kommen wird, an dem die Nachfrage das vorhandene Angebot bei Weitem übertrifft, beispielsweise aufgrund einer Panik? Wie würde sich ein solches Szenario abspielen und wie würde es sich auf die Preise auswirken?
Craig Hemke: Ich kann allen nur raten, die Ereignisse genau zu verfolgen. Im Januar hat einer meiner Freunde, Grant Willams, der Verfasser des oft auf ZeroHedge veröffentlichten Newsletters "Things that Make You Go Hmmm", ein Video veröffentlicht. Das war genau zu der Zeit, als sich die Dinge im Edelmetallsektor zu wenden begannen. In diesem Video waren einige sehr interessante Statistiken enthalten. Die genauen Zahlen habe ich nicht mehr im Kopf, daher werde ich nicht versuchen sie zu zitieren. Sie zeigten jedoch, wie winzig die Edelmetall-Terminmärkte, insbesondere der Silbermarkt, und auch der Minensektor in Wirklichkeit sind und wie wenig Kapital nötig wäre, um diese Märkte zusammenbrechen zu lassen.
Als das Video veröffentlicht wurde, hätte man mit ein paar Milliarden Dollar in etwa die besten 20 der Gold- und Silberunternehmen aufkaufen können. Ich habe mich damals auch gefragt, ob das ein Scherz sein soll. Eine überraschend geringe Summe hätte ausgereicht, um alle Top-Unternehmen zu kaufen. Um also zu Ihrer Frage zurückzukommen: Wenn die Hedgefonds, die Rentenfonds usw. sich überall mit negativen Zinsen konfrontiert sehen und verzweifelt auf der Suche nach Renditen sind, werden sie ihr Augenmerk auch auf so kleine Marktsegmente wie den Minensektor richten, wenn sich dieser im Aufwärtstrend befindet.
Außerdem werden sie Gold kaufen, denn keine Rendite sind immer noch besser als negative Rendite. Die ganze Sache könnte wirklich schnell außer Kontrolle geraten. Wenn man dann all die anderen Faktoren bedenkt, die wir besprochen haben, z. B. die Situation in China, dann gibt es wirklich gute Gründe gespannt zu sein.
In Hinblick auf die Papiermärkte möchte ich nur noch eine Sache anmerken. Wir hatten darüber geredet, dass die enorme Anzahl der dort gehandelten Kontrakte nicht durch physisches Metall gedeckt ist. Es ist schlicht erschreckend, zu welchem Anteil diese Papiere fremdfinanziert sind und wie oft jede Unze physischen Goldes verliehen und weiterverliehen oder verpfändet wurde - nicht nur in New York, auch in London. Es ist völlig unklar, wer noch unbelastetes Gold besitzt und wie hoch die nicht zugewiesenen Bestände noch sind.
Letztlich gleichen die Märkte dem Mindestreservesystem, auf dem das Bankenwesen beruht. Sie basieren auf dem Versprechen, dass das Gold jederzeit geliefert werden kann, wenn das gewünscht wird. "Keine Sorge, wenn Sie das Gold brauchen, werden wir es Ihnen beschaffen." Wenn jedoch alle gleichzeitig ihr Gold haben möchten, dann ist die Auslieferung unmöglich. Wenn die Musik aufhört zu spielen, laufen 100 Personen um die Tanzfläche, aber es gibt nur einen Stuhl, auf den sie sich setzen können. Es wird das pure Chaos herrschen. Und in einem gewissen Maße haben die Chinesen die Macht, den Plattenspieler jederzeit kaputtzumachen.
Letzten Endes können wir also darüber reden, uns über Kurseinbrüche von 10 $ aufregen und sagen, "Ohje, das sind die Banken und sie kommen, um uns zu holen" usw., aber mich lässt das mittlerweile kalt. Ich stocke meine Bestände einfach kontinuierlich auf. Ich habe erst diese Woche wieder eine Unze Gold gekauft und UPS hat sie gestern geliefert. Der Preis ist mir egal.
Die Leute sagen mir, ich würde zu hohe Aufgelder bezahlen, aber das ist mir gleich. Es interessiert mich nicht, ob ich heute ein Aufgeld von 40 $ je Unze bezahle, denn wie gesagt, der Goldpreis wird in Zukunft nicht mehr bei 1.280 $ liegen. Die Anleger sollten sich bewusst machen, dass das ganze System in seinen letzten Zügen liegt. Seien Sie also geduldig und stocken Sie Ihre Reserven weiter auf. Das große Finale wird kommen. Bereiten Sie sich entsprechend vor.
Mike Gleason: Vielen Dank für die Einblicke, die Sie uns gegeben haben, Craig. Ich habe unser Gespräch wie immer sehr genossen und freue mich schon auf das nächste Interview. Erklären Sie unseren Lesern und Zuhörern zum Schluss bitte noch, was der TF Metals Report ist und was sie auf dieser Webseite finden können.
Craig Hemke: Das Beste an meiner Webseite ist, dass die Mitglieder schon immer eine Gemeinschaft bildeten. Wir sitzen alle im gleichen Boot und wir helfen uns gegenseitig bei der Vorbereitung. Ich trage natürlich mit meinen Artikeln, Podcasts und Web-Seminaren einiges bei, doch das Wertvollste der Webseite sind die anderen Mitglieder, die Links, die sie finden, die Informationen die sie teilen und die Diskussionen, die sie führen.
Ich bin wirklich stolz darauf, dass wir diese Webseite aufgebaut haben. Ein großer Teil der Inhalte ist kostenlos, doch falls Sie sich wirklich aktiv beteiligen wollen, dann kostet die Mitgliedschaft gerade einmal 12 $ im Monat. Ich hoffe, dass wir damit nicht zu viele Menschen ausschließen. Sie sind alle herzlich eingeladen, einen Blick auf unsere Seite zu werfen, insbesondere wenn Sie im Hinblick auf die Zukunft vielleicht auch ein wenig besorgt sind. Besuchen Sie uns auf TFMetalsReport.com.
Mike Gleason: Vielen Dank Craig, ich wünsche Ihnen ein fantastisches Wochenende.
Craig Hemke: Danke Mike, und herzlichen Dank auch an das ganze Team.
© Mike Gleason
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Dieser Artikel wurde am 06. Mail 2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.