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"There is no alternative" - "TINA" wird alt

15.05.2016  |  Klaus Singer
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Wozu wird die wachsende Verschuldung der Unternehmen eingesetzt? In den 1990er Jahren wurde damit das Internet und sein Einsatz in den Unternehmen finanziert, heutzutage jedoch dient es vor allem "finanziellem Engeneering“, also Aktienrückkäufen und M&A-Aktivitäten. Seit 2000 ist klar eine sinkende Investitionsneigung zu erkennen (Capital Expenditure - hellgrün im folgenden Chart).

Die jährlichen Ausgaben für "financial Engeneering“ haben zwar noch nicht die Dimensionen wie vor 2008 angenommen, akkumuliert man sie aber über die zurückliegenden fünf Jahre, dürfte man auf eine ähnliche Summe kommen wie in der Zeit vor 2008. Noch etwas fällt auf - das Halten von Cash scheint "out“, kein Wunder bei Nullzinsen.

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Der Anteil der Unternehmensgewinne am BIP erreichte 2012 seine Spitze und fällt seit dem zweiten Quartal 2015 deutlich ab (siehe im unteren Teil-Chart "GDP-portion of the ... after tax profit of the corporate sector). Einmal mehr wird im oberen Teil-Chart deutlich, wie gut sich der Gewinnanteil der Finanz-Unternehmen seit 1970, bzw. seit den frühen 1980er Jahren gegen dem Nicht-Finanz-Sektor entwickelt hat.

Der Unternehmenssektor hat aktuell zu kämpfen mit zweifelhafter Kapitalallokation, geringer Produktivität, sinkenden Margen und steigender Verschuldung. Und das bei einem CAPE-KGV von 25! Die sinkenden Gewinn-Margen werden im folgenden Chart deutlich. Aktuell ist ein negatives Wachstum von 20% pro Jahr erreicht - ein in der Vergangenheit stets kritischer Wert.

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Gegenwärtig erscheint die Wahrscheinlichkeit eines unmittelbaren Starts einer Rezession in den USA weiterhin relativ gering. Multipliziert man die Anzahl der Arbeitsplätze mit den durchschnittlichen Wochenarbeitsstunden, so ergibt sich eine zeitnahe Abschätzung des realen Produktionspotenzials (siehe auch hier!) und damit so eine Art vorlaufenden Indikator für das reale BIP.

Nach folgendem Chart zeigt sich allerdings auch, dass der "Komfortbereich“ nicht üppig ist. Die Tendenz geht seit über einem Jahr abwärts, das entspricht auch der Entwicklung des realen BIP. Unterhalb von einem Prozent jährlicher Steigerungsrate des Produkts aus Arbeitsplätzen und Wochenarbeitsstunden wird es kritisch - dann wird die Geschwindigkeit zu gering und es droht ein Absturz. Wenn Gewinnmargen und Investitionen weiter sinken, wäre das ein Alarmzeichen, dann ist der noch vorhandene "Sicherheitsabstand“ schnell aufgebraucht.

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Mag sein, dass die Aktienkurse dann immer noch verzögert reagieren, aber wetten würde ich darauf nicht. Zu lange laufen Kurse und fundamentale Basis schon auseinander. Die Fed mag kein Konzept für ein End-Spiel haben und versuchen, sich weiter durchzuwurschteln. "Politiker haben kein Endspiel- Märkte schon“, warnt denn auch Druckenmiller.

Der S&P 500 befindet sich aus meiner Sicht seit einem Jahr unterhalb der seinerzeit erreichten Spitze bei rund 2130 in einer sehr stark gestreckten Topp-Bildung. Aktuell notiert der Index an einer weiteren von Anfang November her kommenden Abwärtslinie.

Konnte er Anfang November noch bis auf leicht über 2110 steigen, hat er in der zweiten Aprilhälfte nur noch 2100 knapp überwinden können - das sind jeweils nur marginal tiefere Hochs, aber dennoch ist das ein Anzeichen von Schwäche. (Die braunen Linien begrenzen einen Aufwärtskanal aus 2009.)

Zu den momentan eingetrübten Aussichten bei Aktien zählt auch, dass die Volumenverteilung an der NYSE vor zwei Tagen in Distribution gekippt ist - ein Signal, dass nun Verkaufsdruck aufkommt. Die VIX-Auswertung zeigt kein Anzeichen von "Gier“, was diesen Verkaufsdruck hinsichtlich Auswirkung auf die Kurse kompensieren könnte.

Auch die Auswertung des Put-Call-Verhältnisses an der CBoT zeigt kein bullisches Sentiment. Noch liegt der VIX unter seiner EMA50, allerdings warnt die Korrelation von S&P 500 und VIX vor kurzfristiger Instabilität. Das ist immer dann der Fall, wenn VIX und S&P 500 gleichzeitig abwärts orientiert sind, wie das zuletzt der Fall war.

Ach ja, zu welcher Art Investment rät Druckenmiller eigentlich? Jeder sollte seine Aktienbestände liquidieren und Gold kaufen, empfiehlt er.

Unter Verwendung von Material von “For Stan Druckenmiller This Is “The Endgame” - His Full ‘Apocalyptic’ Presentation” und “The slow fuse”


Fazit:


Es gibt keine Alternative zu Aktien heisst es. Immer mehr Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass die Geldflut der Notenbanken nach 2008 fatale Entwicklungen angestossen hat. Unternehmen sind immer höher verschuldet und werden gleichzeitig immer weniger profitabel. Da verwundert es nicht, dass das gesamtwirtschaftliche Wachstum leidet. Fed & Co scheinen nur daran interessiert, Kurseinbrüche bei Aktien zu verhindern und Rezessionen unter immer größeren Anleihen an die Zukunft hinauszuschieben.


Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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