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Ölpreise auf mehrmonatigen Höchstständen

17.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern deutlich gestiegen und setzen ihren Höhenflug zu Beginn des heutigen Handelstages fort. Brent verzeichnete mit 49,5 USD je Barrel ein 6½-Monatshoch. WTI steigt heute Morgen auf 48,4 USD je Barrel, den höchsten Stand seit 7 Monaten. Auftrieb erhalten die Ölpreise von hohen unplanmäßigen Angebotsausfällen. Die Waldbrände in der kanadischen Ölprovinz Alberta sind weiterhin nicht unter Kontrolle, sondern breiten sich nach Norden aus, wo sich die Ölsandfelder befinden. Dadurch mussten mehrere Tausend Ölarbeiter aus ihren Unterkünften evakuiert werden.

Eine Normalisierung der dortigen Ölproduktion dürfte sich somit weiter verzögern. Letzte Woche waren durch die Feuer mehr als 1 Mio. Barrel an täglichen Produktionskapazitäten lahmgelegt. Die IEA rechnet bislang für Kanada mit Produktionsausfällen von 660 Tsd. Barrel pro Tag in diesem Monat. Doch nicht nur in Kanada kommt es derzeit zu Angebotsunterbrechungen.

Die Ölproduktion in Nigeria ist laut dem nigerianischen Ölminister infolge von Anschlägen auf Öleinrichtungen im Nigerdelta auf 1,4 Mio. Barrel pro Tag gesunken. Dies entspricht einem Rückgang um 40% bzw. 800 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem üblichen Produktionsniveau. Allein durch die Ausfälle in Kanada und Nigeria dürfte der globale Ölmarkt aktuell unterversorgt sein. Wie lange diese Situation anhalten wird, lässt sich momentan noch nicht abschätzen. Die Ölpreise bleiben daher bis auf Weiteres gut unterstützt.


Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen bei rund 1.275 USD je Feinunze, nachdem gestern zeitweise Preise von fast 1.290 USD erreicht wurden. In Euro gerechnet kostet Gold rund 1.130 EUR je Feinunze. Gestern stieg Gold in Euro vorübergehend auf ein 9-Wochenhoch von fast 1.140 EUR. Die spekulativen Finanzanleger haben zwar in der Woche zum 10. Mai auch bei Gold ein paar Gewinne mitgenommen, ihre Netto-Long-Positionen liegen aber weiterhin in der Nähe des Rekordhochs.

Im Fahrwasser von Gold zeigen sich heute Morgen auch die anderen Edelmetalle fester. Silber steigt auf 17,2 USD je Feinunze, Platin kostet gut 1.050 USD je Feinunze und Palladium notiert bei knapp 600 USD je Feinunze. Johnson Matthey, der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium, hat gestern Nachmittag seinen Halbjahresbericht zur Lage an den globalen Platin- und Palladiummärkten präsentiert. Demnach soll es in diesem Jahr Angebotsdefizite von 861 Tsd. Unzen (Platin) bzw. 843 Tsd. Unzen (Palladium) geben. In beiden Fällen wäre dies das fünfte Defizitjahr in Folge.

Die Defizite sollen zudem höher ausfallen als im letzten Jahr. Während das Angebot stagnieren bzw. nur marginal zulegen soll, ist vor allem die Nachfrage für das Angebotsdefizit verantwortlich. Denn aufgrund der Einführung neuer Emissionsstandards für Dieselautos in Europa und der höheren Produktion von Benzinmotoren steigt die Nachfrage aus der Automobilindustrie. Im Falle von Platin soll zudem die Nachfrage aus anderen Industriesektoren und seitens der Schmuckindustrie anziehen. Die Preise für Platin und Palladium sollten daher unseres Erachtens gut unterstützt sein.

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Industriemetalle

Die Metallpreise zeigten sich gestern trotz schwacher chinesischer Konjunkturdaten fester und legen auch heute Morgen weiter moderat zu. Kupfer handelt zum Beispiel bei knapp 4.700 USD je Tonne. Aufwind erhalten sie offenbar durch die deutlich höheren Ölpreise (siehe Energie auf Seite 1) und die festeren Aktienmärkte.

Wie vom Nationalen Statistikbüro am Wochenende berichtet wurde, ist die Industrieproduktion in China im April im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 6% gewachsen, deutlich weniger als erwartet. Das Wachstum der Investitionen in Sachanlagen verlangsamte sich auf +10,5%. Damit hat die chinesische Wirtschaft im letzten Monat offenbar wieder deutlich an Schwung verloren. Zuvor wurde schon bekannt, dass die Kreditvergabe im April deutlich niedriger ausgefallen ist. Mit 751 Mrd. CNY betrug sie nur noch ein Drittel des Vormonatswertes.

Das langsamere Kreditwachstum könnte in den kommenden Monaten zu fallenden Immobilienpreisen führen, da die starke Kreditvergabe zu Beginn des Jahres überwiegend durch die Immobilienmarktrally getrieben war. Dies könnte in einer geringeren Nachfrage nach Metallen resultieren und damit deutlich steigenden Metallpreisen entgegenstehen. Die spekulativen Finanzinvestoren haben bei Kupfer in der Woche zum 10. Mai Gewinne mitgenommen und somit zum Preisrückgang von Kupfer im Beobachtungszeitraum beigetragen. Erstmals seit drei Wochen gab es an der Comex in New York wieder Netto-Short-Positionen.


Agrarrohstoffe

In den beiden letzten Wochen konnte sich der Preis für Arabica-Kaffee wieder nahe an das bisherige Jahreshoch aus dem März von rund 135 US-Cents je Pfund hocharbeiten. Er verbuchte dabei an neun aufeinanderfolgenden Handelstagen Zugewinne. Der stärkere Brasilianische Real dürfte dabei ebenso eine Rolle spielen wie die aktuell niedrigen Lagerbestände in Brasilien.

Getrieben wird der Kaffeemarkt derzeit aber von Robusta-Kaffee. Dieser hat sich seit Ende Februar um 27% verteuert, da die nächsten Ernten in den großen Produ¬zentenländern Vietnam, Indonesien und Brasilien aufgrund zu trockener Witterung zu enttäuschen drohen. Der Preisanstieg führt allerdings vor allem in Vietnam dazu, dass verstärkt Kaffee aus Altbeständen auf den Weltmarkt gebracht wird. Das Land meldet für April nochmals einen Anstieg der Exporte und seit Saisonbeginn im Oktober ein Plus von 30,6% zum Vorjahr.

Die Analysten von Kingsman reduzieren ihre Prognose für das Defizit am globalen Zuckermarkt 2015/16 wegen einer Anhebung der Produktion in der Region Center-South in Brasilien (CS) von 7,7 Mio. auf 5,5 Mio. Tonnen. 2016/17 soll das Defizit 7,7 Mio. Tonnen betragen, mehr als bisher prognostiziert. Zwar wurde die Produktionserwartung für CS um 1,3 Mio. auf rekordhohe 36,4 Mio. Tonnen angehoben. Dem steht aber eine niedrigere Produktion in Thailand gegenüber. Die Internationale Zuckerorganisation erwartet dagegen für 2016/17 mit 3,8 Mio. Tonnen ein niedrigeres Defizit als 2015/16, das sie zuletzt von 5 auf 6,7 Mio. Tonnen anhob.



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