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Gold - Aktien - Inflation

23.05.2016  |  Klaus Singer
Die Preise der Edelmetalle, insbesondere von Gold, haben sich seit Jahresbeginn stark entwickelt. Die Tiefstkurse lagen bei 1050 Dollar, Ende April waren 1300 Dollar touchiert worden. Momentan stockt die Aufwärtsbewegung beim Gold. Die Veröffentlichung des Fed-Protokolls am zurückliegenden Mittwoch kostete weitere Performance – die Aussicht auf steigende Zinsen ist in der Regel Gift für den Goldpreis. Aktuell sind rund 1250 für die Feinunze zu bezahlen.

Gold bezieht seine Phantasie generell aus der Erwartung eines sinkenden Geldwerts. Das kann wiederum auf Inflation zurückgehen oder generell auf sinkendes Vertrauen in die Papierwährungen unserer Tage. Letzteres wiederum wird in erster Linie verursacht durch überbordende Verschuldung, aber auch durch Befürchtungen, den Zentralbanken könnte das Heft, etwa im Kampf deren Auswirkungen, aus der Hand gleiten. Da das Papier unserer heutigen Fiat-Währungen keinen inneren Wert besitzt, ist das Vertrauen in das Geldsystem und seine bestimmenden Institutionen das A und O.

Mit den abstürzenden Aktienkursen zu Beginn des Jahres einher gingen auch Zweifel am Bestand des Bullruns seit März 2009. Der wiederum wird durch die Zentralbanken gehätschelt. Zudem gab es Befürchtungen, die schwachen Ölpreise könnten zu einer Serie von Pleiten bei den hochverschuldeten Ölfirmen im Fracking-Bereich und damit zu ernsten Problemen im Banken- und Finanzsektor führen.

Als die Ölpreise einen Boden fanden und dann munter anstiegen, zerstreuten sich diese Sorgen ein wenig, die Aktienkurse stiegen wieder, die spekulative Dynamik im Gold ließ die Preise für das gelbe Metall aber zugleich noch weiter steigen. Im April begann dann eine Konsolidierung bei Aktien, etwas verzögert geschah dasselbe bei Gold.

Die übergeordnete Aufwärtsbewegung bei Gold ist intakt. Die aktuelle Konsolidierung findet in einer aufwärts gerichteten "Flagge“ statt. Die technische Implikation dieser Formation ist "bärisch“, hieraus wäre ein Korrekturpotenzial von rund 60 Dollar ab Unterseite der Formation erwarten. Das entspricht aktuell etwa 1200 Dollar, hier liegt auch eine wichtige Supportzone. Diese sollte tunlichst halten, sonst trübt sich das Bild für Gold wieder ein (siehe Chart! - Chartquelle).

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Die Inflationserwartung nach Differenz der nominalen und realen Rendite der zehnjährigen US-Treasurys liegt aktuell bei 1,6%, die reale Rendite kommt auf gut 0,25%. In der ersten Februarhälfte wurde mit 1,2% ein Tief der Inflationserwartung markiert, ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als Aktien einen Boden erreicht hatten. Zu diesem Zeitpunkt ging auch der erste Schub beim Goldpreis bei 1250 zu Ende.

Der Goldpreis war zusammen mit sinkenden Preiserwartungen gestiegen. Disinflationäre Tendenzen helfen dem Goldpreis auf die Sprünge - dies hat es seit Mai 2012 nicht gegeben. Sinkendes Preisniveau, erst recht Deflation, ist Gift für unser auf Kredit basierendem Geldsystem, Gold wurde seiner Rolle als Krisenmetall gerecht.

Der Zusammenhang zwischen Inflationserwartung und Goldpreis ist mäßig signifikant. Zudem scheint Gold zunächst keine weiteren deutlichen Preisbewegungen mehr vorweg zu nehmen (siehe Chart! - oberer Teilchart: Die Bewegung des Wertepaares ist in das rote Band zurückgefallen). Damit entfällt ein Teil der goldpreistreibenden Phantasie.

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Die Beziehung zwischen dem S&P 500 und Gold zeigt bis Mitte 2012 einen Gleichlauf. Danach entwickelten sich beide gegenläufig mit steigenden Aktienkursen und sinkenden Goldpreisen. Ab August 2015 liefen beide wieder eher seitwärts, zuletzt entwickelte Gold relative Stärke. Dreht sich das Verhältnis jetzt herum, d.h. kommt es jetzt zu sinkenden Aktienkursen und steigenden Goldpreisen?

Für eine Antwort dürfte es noch etwas früh sein. Sollte sich allerdings das zeitliche Muster seit der Jahreswende 2008/2009 weiter durchsetzen, wäre damit in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. Bis dahin müsste man demnach eine volatile Seitwärtsbewegung beider Werte einkalkulieren. Dafür, dass das zeitliche Muster Bestand haben könnte, dafür spricht das hohe statistische Bestimmheitsmaß R² von 0,85-85% der Veränderungen des einen Wertes lassen sich durch Veränderungen des anderen erklären.

Eine Garantie ist das nicht, es zeigt auch kein Ursache-Wirkungs-Verhältnis, aber wenn eine Beziehung zwischen Zeitreihen so eng ist, hat sie eine hohe "Überlebenschance".

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