Edelmetalle Aktuell
18.07.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Das gelbe Metall begann die vergangene Woche bei 630 $ je Unze. Nach anfänglichen Gewinnmitnahmen stieg die Notierung in Folge der Terrorattacken in Mumbai deutlich an. Dabei erreichte sein Wert einen vorläufigen Höchststand von 655,50 $ je Unze. In den darauf folgenden 36 Stunden schwankte die Notierung beiderseits der Marke von 650 $ je Unze. Die nächste Kaufwelle gab es nach dem Angriff der Hisbollah auf Israel und innerhalb von kurzer Zeit stieg der Goldpreis auf 666 $ an. Noch bevor an der New-Yorker Börse die Schlussglocke läutete, erreichte das Metall dann ein Niveau von 668 $ je Unze. Die Eskalation der Lage im östlichen Mittelmeer sorgte auch über das Wochenende für ein freundliches Umfeld und heute Morgen in Europa stieg das Gold am Ende auf 676 $ je Unze an.
Auch die nächsten Bewegungen des Goldpreises werden überwiegend von der Entwicklung in und um Israel abhängen. Sollte sich die Situation beruhigen, schließen wir nicht aus, dass sich auch auf dem Goldmarkt eine Phase der Konsolidierung anbahnen wird. In diesem Fall könnte das gelbe Metall leicht in den Bereich der 640er zurückfallen, auch auf diesem Niveau wäre der aktuelle Aufwärtstrend aber noch immer intakt.
Sollte sich andererseits der Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn unerwartet zuspitzen, könnte das Gold auch leicht in Richtung der Marke von 690 $ je Unze steigen.
Ein wichtiger Faktor für die weitere Kursentwicklung dürfte aber auch der Ölpreis sein. Zwar ist auch er im Moment maßgeblich durch die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und den arabischen Freischärlern getrieben, mit dem Streit um das Nuklearprogramm des Irans und angesichts der unsicheren politischen Lage in Nigeria gibt es aber auch andere wichtige Gründe, warum der Ölpreis auch nach einer Beruhigung der Lage im Libanon nicht aus den Augen gelassen werden sollte.
Was das physische Geschäft angeht, sieht das Bild nach wie vor düster aus, obwohl es einige vereinzelte Anzeichen für Hoffnung gibt (siehe unten). Unsere Scheideanstalten (und nicht nur diese) erhalten nach wie vor große Mengen an Recyclingmaterial und an ehemaligem Investmentgold zurück. Mehr denn je endet dieses Metall in Form von loco-London-Gold, weil es auf der anderen Seite kaum Nachfrage nach Granalien und nach Investmentbarren gibt. Der physische Markt spielt im Moment aber bei der Preisentwicklung keine große Rolle, insofern würden wir diesen Umstand nicht überbewerten.
Es gab in der vergangenen Woche Verkäufe von Zentralbanken, die deutlich über dem Durchschnitt lagen. Nichtsdestotrotz rechnen wir nicht damit, dass die Zentralbanken, welche in der aktuellen, bis September laufenden Verkaufsperiode 500 Tonnen Gold abstoßen könnten, ihre Quote erfüllen werden. Während das World Gold Council noch vor einigen Wochen vor einem Einbruch des Goldpreises warnte, weil bislang erst 290 Tonnen Gold durch die europäischen Zentralbanken verkauft worden seien, sind wir nicht so sicher, dass die verbleibende Menge auch tatsächlich noch auf den Markt geworfen wird. Vielmehr könnte das Nachlassen der Geschwindigkeit bei den Verkäufen ein erstes Anzeichen dafür sein, dass die Zentralbanken inzwischen realisiert haben, dass sie die geplanten 500 Tonnen pro Jahr nicht mehr werden zusammenbekommen können. Aus diesem Grund könnten sie versucht sein, die verbleibenden Verkaufsmengen über die letzten drei Jahre zu strecken und damit gleichmäßig zu verteilen. Der Hauptgrund für eine Reduzierung der Goldverkäufe könnte ein Verzicht der Deutschen Bundesbank und der italienischen Zentralbank sein. Wir würden nicht ausschließen, dass es im Spätsommer oder Frühherbst zu einer Erklärung der Notenbanken in dieser Frage kommen könnte.
In der letzten Zeit gab es wiederholt Berichte über ein Nachlassen der türkischen Goldimporte. Vergangene Woche berichtete nun die Vereinigung der türkischen Schmuckhersteller, dass die Exporte des Landes im ersten Halbjahr um 27,2 Prozent auf 38,3 Tonnen gefallen sind. Für die Schmuckhersteller am Bosporus sind die USA der wichtigste Exportmarkt, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Italien.
Allerdings könnte es nach dem starken Preisverfall im Mai Licht am Ende des Tunnels geben. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte in den letzten Tagen einen Vertreter des führenden türkischen Schmuckherstellers Goldas, der berichtete, dass die Verkäufe im Mai und Juni um 20 Prozent angestiegen seien. Hierbei hätten die niedrigeren Goldpreise ebenso geholfen, wie der Beginn der Touristensaison.
Aber nicht nur die türkische Schmuckindustrie stand im ersten Halbjahr vor großen Herausforderungen: Der Direktor der Vereinigung italienischer Goldschmiede teilte mit, dass man im Jahr 2006 auch im besten Fall nur mit einer stabilen Goldnachfrage rechnen könne, andere Marktexperten schließen sogar einen deutlichen Rückgang nicht aus. Nach einer Studie von GFMS fällt die lokale Schmucknachfrage in Italien nun schon seit 1997. Im vergangenen Jahr betrug der Rückgang rund 10 Prozent auf 71 Tonnen.
Am Ende konnte das Silber in der letzten Woche nicht von dem Anstieg des Goldpreises profitieren. Wie das gelbe Metall auch fiel es anfänglich noch und erreichte am Montagnachmittag einen Tiefstkurs bei 10,90 $ je Unze. Die Anschläge in Mumbai sorgten dann aber für eine Erholung und mit 11,80 $ je Unze verzeichnete das Metall einen vergleichsweise eindrucksvollen 8-prozentigen Gewinn. Leider war es das dann aber auch und während das Gold für den Rest der Woche weiter zulegte, verharrte das weiße Metall zwischen 11,35 $ und 11,75 $ je Unze.
Momentan liegt das Silber an einem kritischen Punkt und sehr viel wird von der weiteren Entwicklung des Goldpreises abhängen. Sollte das gelbe Metall von dem jetzigen Niveau aus ansteigen können, dürfte sich auch das Silber aus seinem momentanen Phlegma lösen.
Hierzu müsste es aber zunächst den Höchstkurs der vergangenen Woche bei 11,80 $ je Unze überschreiten, danach gäbe es einen charttechnischen Widerstand erst wieder bei 12,30 $ und bei 13 $ je Unze. Sollte der Goldpreis auf der anderen Seite deutlicher als erwartet fallen, gibt es bis hinunter auf ein Niveau bei 10,70 $ je Unze nur wenig Unterstützung. Die große Marke auf unteren Seite bleibt weiterhin der Tiefstkurs vom Mai bei 9,46 $ je Unze.
Wie alle Metalle fiel das Platin zu Beginn der vergangenen Woche von 1.230 $ je Unze auf einen Tiefstkurs bei 1.213 $ je Unze. Auf diesem Niveau sorgten Käufe durch Industrieadressen, aber auch spekulative Nachfrage vor dem Hintergrund eines steigenden Goldpreises für Kursgewinne. Schon am Dienstag erreichte das weiße Metall seinen Höchstkurs etwas über 1.260 $ je Unze. Das industrielle Interesse trocknete angesichts dieses Anstiegs aber sofort wieder aus. Für den Rest der Woche notierte das Metall dann in einer sehr engen Handelsspanne zwischen 1.240 $ und 1.255 $ je Unze.
Man kann nur spekulieren, warum das Platin angesichts einer noch guten fundamentalen Lage nicht mehr von dem Anstieg des Goldpreises profitieren konnte. Abgesehen von der Tatsache, dass es im Gegensatz zu den anderen Metallen, nach den Kursgewinnen im ersten Quartal nie richtig unter Druck geriet, glauben wir, dass Investoren nun vor allen auch Angst vor einem Nachlassen des industriellen Verbrauchs haben. Die Ursachen hierfür wären in erster Linie in einem hohen Ölpreis, aber auch in den steigenden Zinsen zu finden.
Eine charttechnische Unterstützung gibt es jetzt bei 1.240 $ und dann noch bei 1.220 $ je Unze. Auf der anderen Seite sieht sich das Platin zwischen 1.270 $ und 1.275 $ je Unze erheblichem Widerstand ausgesetzt. Was die untere Seite angeht, glauben wir nach wie vor, dass Preise zwischen 1.200 $ und 1.160 $ je Unze ein gutes Niveau für einen Einstieg in eine Preisabsicherung darstellen.
Impala Platinum, die Nummer zwei unter den südafrikanischen Platinproduzenten, gab in der letzten Woche bekannt, dass die Produktion in den Minen in Simbabwe im ersten Halbjahr um nahezu 20 Prozent auf 80.000 Unzen angestiegen sei. Auch würde einer weiteren Expansion der Produktion nichts im Wege stehen. Zimbabwe hat nach Südafrika die zweitgrößten Platinreserven weltweit und Implats verfügt in dem Land momentan über zwei Minen, Zimplats und Mimosa.
Anglo Platinum wiederum, der weltgrößte Produzent von Platinmetallen, verkündete, dass man einen Anstieg des Halbjahresergebnisses zwischen 110 und 120 Prozent erwarte. Der Anstieg sei im wesentlichen eine Folge des schwächeren Rand-Kurses, des Rekordniveaus beim Platinpreis, sowie einer gestiegenen Förderung.
Das weiße Metall konnte sich von seinen Tiefstkurs am letzten Montag bei 312 $ je Unze relativ schnell erholen. Aber mit einem Maximum bei 330 $ konnte es den Höchstkurs der letzten Woche nur um Haaresbreite überschreiten. Hohe Metallbestände in der Schweiz auf der einen Seite und die Angst vor einer sinkenden Nachfrage durch die Automobilindustrie in den USA auf der anderen belasten das Metall weiterhin.
Einen deutlichen Schritt nach vorne wird man deshalb nur für den Fall erwarten können, dass sich das gesamte Umfeld für die Edelmetalle deutlich aufhellt. Solange dies nicht der Fall ist, wird das Palladium vermutlich in einer Spanne zwischen 305 $ und 340 $ je Unze handeln. Innerhalb dieser Handelsspanne liegt eine erste charttechnische Unterstützung bei 318 $ je Unze.
Auf der fundamentalen Seite gab es in der vergangenen Woche keine neuen Nachrichten. Hier wirkt sich weiter der bevorstehende Höhepunkt der Ferienzeit in Europa und Nordamerika aus.
Der Rhodiumpreis fiel zu Beginn der vergangenen Woche nicht unerwartet unter die Marke von 4.500 $ je Unze. Auf diesem Niveau kam es dann zu Nachfrage seitens der Autoindustrie und nachfolgend zu einer Stabilisierung der Notierung. Wir erwarten, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Tagen fortsetzen wird und dass der Preis dann langsam wieder in Richtung der Marke von 5.000 $ je Unze steigen könnte.
Die anderen, "kleinen" Platingruppenmetalle konnten in der letzten Woche an dem neu erwachten Interesse für Gold nicht partizipieren. Während das Ruthenium leicht auf 170 $ je Unze zurückgenommen wurde, handelt das Iridium unverändert bei 400 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Das gelbe Metall begann die vergangene Woche bei 630 $ je Unze. Nach anfänglichen Gewinnmitnahmen stieg die Notierung in Folge der Terrorattacken in Mumbai deutlich an. Dabei erreichte sein Wert einen vorläufigen Höchststand von 655,50 $ je Unze. In den darauf folgenden 36 Stunden schwankte die Notierung beiderseits der Marke von 650 $ je Unze. Die nächste Kaufwelle gab es nach dem Angriff der Hisbollah auf Israel und innerhalb von kurzer Zeit stieg der Goldpreis auf 666 $ an. Noch bevor an der New-Yorker Börse die Schlussglocke läutete, erreichte das Metall dann ein Niveau von 668 $ je Unze. Die Eskalation der Lage im östlichen Mittelmeer sorgte auch über das Wochenende für ein freundliches Umfeld und heute Morgen in Europa stieg das Gold am Ende auf 676 $ je Unze an.
Auch die nächsten Bewegungen des Goldpreises werden überwiegend von der Entwicklung in und um Israel abhängen. Sollte sich die Situation beruhigen, schließen wir nicht aus, dass sich auch auf dem Goldmarkt eine Phase der Konsolidierung anbahnen wird. In diesem Fall könnte das gelbe Metall leicht in den Bereich der 640er zurückfallen, auch auf diesem Niveau wäre der aktuelle Aufwärtstrend aber noch immer intakt.
Sollte sich andererseits der Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn unerwartet zuspitzen, könnte das Gold auch leicht in Richtung der Marke von 690 $ je Unze steigen.
Ein wichtiger Faktor für die weitere Kursentwicklung dürfte aber auch der Ölpreis sein. Zwar ist auch er im Moment maßgeblich durch die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und den arabischen Freischärlern getrieben, mit dem Streit um das Nuklearprogramm des Irans und angesichts der unsicheren politischen Lage in Nigeria gibt es aber auch andere wichtige Gründe, warum der Ölpreis auch nach einer Beruhigung der Lage im Libanon nicht aus den Augen gelassen werden sollte.
Was das physische Geschäft angeht, sieht das Bild nach wie vor düster aus, obwohl es einige vereinzelte Anzeichen für Hoffnung gibt (siehe unten). Unsere Scheideanstalten (und nicht nur diese) erhalten nach wie vor große Mengen an Recyclingmaterial und an ehemaligem Investmentgold zurück. Mehr denn je endet dieses Metall in Form von loco-London-Gold, weil es auf der anderen Seite kaum Nachfrage nach Granalien und nach Investmentbarren gibt. Der physische Markt spielt im Moment aber bei der Preisentwicklung keine große Rolle, insofern würden wir diesen Umstand nicht überbewerten.
Es gab in der vergangenen Woche Verkäufe von Zentralbanken, die deutlich über dem Durchschnitt lagen. Nichtsdestotrotz rechnen wir nicht damit, dass die Zentralbanken, welche in der aktuellen, bis September laufenden Verkaufsperiode 500 Tonnen Gold abstoßen könnten, ihre Quote erfüllen werden. Während das World Gold Council noch vor einigen Wochen vor einem Einbruch des Goldpreises warnte, weil bislang erst 290 Tonnen Gold durch die europäischen Zentralbanken verkauft worden seien, sind wir nicht so sicher, dass die verbleibende Menge auch tatsächlich noch auf den Markt geworfen wird. Vielmehr könnte das Nachlassen der Geschwindigkeit bei den Verkäufen ein erstes Anzeichen dafür sein, dass die Zentralbanken inzwischen realisiert haben, dass sie die geplanten 500 Tonnen pro Jahr nicht mehr werden zusammenbekommen können. Aus diesem Grund könnten sie versucht sein, die verbleibenden Verkaufsmengen über die letzten drei Jahre zu strecken und damit gleichmäßig zu verteilen. Der Hauptgrund für eine Reduzierung der Goldverkäufe könnte ein Verzicht der Deutschen Bundesbank und der italienischen Zentralbank sein. Wir würden nicht ausschließen, dass es im Spätsommer oder Frühherbst zu einer Erklärung der Notenbanken in dieser Frage kommen könnte.
In der letzten Zeit gab es wiederholt Berichte über ein Nachlassen der türkischen Goldimporte. Vergangene Woche berichtete nun die Vereinigung der türkischen Schmuckhersteller, dass die Exporte des Landes im ersten Halbjahr um 27,2 Prozent auf 38,3 Tonnen gefallen sind. Für die Schmuckhersteller am Bosporus sind die USA der wichtigste Exportmarkt, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Italien.
Allerdings könnte es nach dem starken Preisverfall im Mai Licht am Ende des Tunnels geben. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte in den letzten Tagen einen Vertreter des führenden türkischen Schmuckherstellers Goldas, der berichtete, dass die Verkäufe im Mai und Juni um 20 Prozent angestiegen seien. Hierbei hätten die niedrigeren Goldpreise ebenso geholfen, wie der Beginn der Touristensaison.
Aber nicht nur die türkische Schmuckindustrie stand im ersten Halbjahr vor großen Herausforderungen: Der Direktor der Vereinigung italienischer Goldschmiede teilte mit, dass man im Jahr 2006 auch im besten Fall nur mit einer stabilen Goldnachfrage rechnen könne, andere Marktexperten schließen sogar einen deutlichen Rückgang nicht aus. Nach einer Studie von GFMS fällt die lokale Schmucknachfrage in Italien nun schon seit 1997. Im vergangenen Jahr betrug der Rückgang rund 10 Prozent auf 71 Tonnen.
- Silber
Am Ende konnte das Silber in der letzten Woche nicht von dem Anstieg des Goldpreises profitieren. Wie das gelbe Metall auch fiel es anfänglich noch und erreichte am Montagnachmittag einen Tiefstkurs bei 10,90 $ je Unze. Die Anschläge in Mumbai sorgten dann aber für eine Erholung und mit 11,80 $ je Unze verzeichnete das Metall einen vergleichsweise eindrucksvollen 8-prozentigen Gewinn. Leider war es das dann aber auch und während das Gold für den Rest der Woche weiter zulegte, verharrte das weiße Metall zwischen 11,35 $ und 11,75 $ je Unze.
Momentan liegt das Silber an einem kritischen Punkt und sehr viel wird von der weiteren Entwicklung des Goldpreises abhängen. Sollte das gelbe Metall von dem jetzigen Niveau aus ansteigen können, dürfte sich auch das Silber aus seinem momentanen Phlegma lösen.
Hierzu müsste es aber zunächst den Höchstkurs der vergangenen Woche bei 11,80 $ je Unze überschreiten, danach gäbe es einen charttechnischen Widerstand erst wieder bei 12,30 $ und bei 13 $ je Unze. Sollte der Goldpreis auf der anderen Seite deutlicher als erwartet fallen, gibt es bis hinunter auf ein Niveau bei 10,70 $ je Unze nur wenig Unterstützung. Die große Marke auf unteren Seite bleibt weiterhin der Tiefstkurs vom Mai bei 9,46 $ je Unze.
- Platin
Wie alle Metalle fiel das Platin zu Beginn der vergangenen Woche von 1.230 $ je Unze auf einen Tiefstkurs bei 1.213 $ je Unze. Auf diesem Niveau sorgten Käufe durch Industrieadressen, aber auch spekulative Nachfrage vor dem Hintergrund eines steigenden Goldpreises für Kursgewinne. Schon am Dienstag erreichte das weiße Metall seinen Höchstkurs etwas über 1.260 $ je Unze. Das industrielle Interesse trocknete angesichts dieses Anstiegs aber sofort wieder aus. Für den Rest der Woche notierte das Metall dann in einer sehr engen Handelsspanne zwischen 1.240 $ und 1.255 $ je Unze.
Man kann nur spekulieren, warum das Platin angesichts einer noch guten fundamentalen Lage nicht mehr von dem Anstieg des Goldpreises profitieren konnte. Abgesehen von der Tatsache, dass es im Gegensatz zu den anderen Metallen, nach den Kursgewinnen im ersten Quartal nie richtig unter Druck geriet, glauben wir, dass Investoren nun vor allen auch Angst vor einem Nachlassen des industriellen Verbrauchs haben. Die Ursachen hierfür wären in erster Linie in einem hohen Ölpreis, aber auch in den steigenden Zinsen zu finden.
Eine charttechnische Unterstützung gibt es jetzt bei 1.240 $ und dann noch bei 1.220 $ je Unze. Auf der anderen Seite sieht sich das Platin zwischen 1.270 $ und 1.275 $ je Unze erheblichem Widerstand ausgesetzt. Was die untere Seite angeht, glauben wir nach wie vor, dass Preise zwischen 1.200 $ und 1.160 $ je Unze ein gutes Niveau für einen Einstieg in eine Preisabsicherung darstellen.
Impala Platinum, die Nummer zwei unter den südafrikanischen Platinproduzenten, gab in der letzten Woche bekannt, dass die Produktion in den Minen in Simbabwe im ersten Halbjahr um nahezu 20 Prozent auf 80.000 Unzen angestiegen sei. Auch würde einer weiteren Expansion der Produktion nichts im Wege stehen. Zimbabwe hat nach Südafrika die zweitgrößten Platinreserven weltweit und Implats verfügt in dem Land momentan über zwei Minen, Zimplats und Mimosa.
Anglo Platinum wiederum, der weltgrößte Produzent von Platinmetallen, verkündete, dass man einen Anstieg des Halbjahresergebnisses zwischen 110 und 120 Prozent erwarte. Der Anstieg sei im wesentlichen eine Folge des schwächeren Rand-Kurses, des Rekordniveaus beim Platinpreis, sowie einer gestiegenen Förderung.
- Palladium
Das weiße Metall konnte sich von seinen Tiefstkurs am letzten Montag bei 312 $ je Unze relativ schnell erholen. Aber mit einem Maximum bei 330 $ konnte es den Höchstkurs der letzten Woche nur um Haaresbreite überschreiten. Hohe Metallbestände in der Schweiz auf der einen Seite und die Angst vor einer sinkenden Nachfrage durch die Automobilindustrie in den USA auf der anderen belasten das Metall weiterhin.
Einen deutlichen Schritt nach vorne wird man deshalb nur für den Fall erwarten können, dass sich das gesamte Umfeld für die Edelmetalle deutlich aufhellt. Solange dies nicht der Fall ist, wird das Palladium vermutlich in einer Spanne zwischen 305 $ und 340 $ je Unze handeln. Innerhalb dieser Handelsspanne liegt eine erste charttechnische Unterstützung bei 318 $ je Unze.
Auf der fundamentalen Seite gab es in der vergangenen Woche keine neuen Nachrichten. Hier wirkt sich weiter der bevorstehende Höhepunkt der Ferienzeit in Europa und Nordamerika aus.
- Rhodium
Der Rhodiumpreis fiel zu Beginn der vergangenen Woche nicht unerwartet unter die Marke von 4.500 $ je Unze. Auf diesem Niveau kam es dann zu Nachfrage seitens der Autoindustrie und nachfolgend zu einer Stabilisierung der Notierung. Wir erwarten, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Tagen fortsetzen wird und dass der Preis dann langsam wieder in Richtung der Marke von 5.000 $ je Unze steigen könnte.
Die anderen, "kleinen" Platingruppenmetalle konnten in der letzten Woche an dem neu erwachten Interesse für Gold nicht partizipieren. Während das Ruthenium leicht auf 170 $ je Unze zurückgenommen wurde, handelt das Iridium unverändert bei 400 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.