Ölpreise im Rückwärtsgang
14.06.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise geben heute den vierten Tag in Folge nach. Brent handelt unterhalb von 50 USD je Barrel, WTI bei 48 USD je Barrel. Von ihren letzten Donnerstag verzeichneten 8-Monatshochs haben sich die Preise um gut 6% verbilligt. An der Nachrichtenlage zum Ölmarkt hat sich seither nichts geändert. Geändert hat sich allerdings die Marktstimmung. Schwächere Konjunkturdaten aus China und das näherrückende "Brexit"-Referendum haben zu einem merklichen Anstieg der Risikoaversion geführt.
Im Zuge dessen stehen die Aktienmärkte unter Druck, und die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen ist heute erstmals in den negativen Bereich gerutscht. Die Ölpreise können sich dieser negativen Marktstimmung nicht entziehen, zumal eine Mehrheit der spekulativen Finanzanleger weiter auf steigende Ölpreise setzt. Laut gestern veröffentlichter Statistik der ICE stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 7. Juni um 5 Tsd. auf 378,5 Tsd. Kontrakte. Sie liegen damit nur gut 7% unter dem Ende April verzeichneten Rekordniveau.
Da die Ölpreise nach dem Stichtag der Erhebung weiter gestiegen sind, dürften auch die Netto-Long-Positionen nochmals höher liegen. Bei Gasöl kam es zum vierten Wochenanstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen in Folge. Diese liegen inzwischen auf dem höchsten Niveau seit gut einem Jahr. Die OPEC nahm in ihrem Monatsbericht keine Änderungen bei ihren Prognosen zur Ölnachfrage und zum Nicht-OPEC-Angebot vor. Wegen der Angebotsausfälle in Kanada und Nigeria sieht sie den Ölmarkt schneller ins Gleichgewicht kommen.
Edelmetalle
Gold nähert sich der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD je Feinunze und hat gestern mit 1.287 USD ein 4-Wochenhoch erreicht. Heute Morgen handelt es leicht niedriger. Auch in Euro gerechnet bleibt Gold im Aufwind. Unterstützung für den Goldpreis gibt es weiterhin von vielen Seiten. So profitiert Gold klar vom Niedrigzinsumfeld.
Die US-Notenbank Fed dürfte aufgrund der zahlreichen Risiken morgen davon absehen, die Zinsen zu erhöhen. Klare Signale für einen Zinsschritt auf der darauffolgenden Sitzung im Juli sind auch nicht zu erwarten. Vor allem aber rückt das Referendum in Großbritannien über einen Austritt aus der EU in der nächsten Woche mehr und mehr in den Mittelpunkt des Marktinteresses.
Der Goldpreis in Britischen Pfund ist aufgrund der damit verbundenen Unsicherheiten bereits fast auf ein 3-Jahreshoch von über 900 GBP je Feinunze gestiegen. Die Unsicherheiten veranlassen Anleger offenbar auch weiterhin, in ETFs zu investieren. Gestern verzeichneten die Gold-ETFs den zehnten Tag in Folge Zuflüsse. Im Durchschnitt waren es bislang 3,7 Tonnen pro Tag im Juni, fast genauso viel wie im Mai.
Wie der Verband der chinesischen Automobilhersteller gestern berichtete, wurden in China im Mai 1,79 Mio. Autos verkauft, 11,3% mehr als im Vorjahr. Die Dynamik der Autoverkäufe hat somit wieder spürbar angezogen. Zurückzuführen ist dies allerdings auf hohe Rabatte seitens der Autohändler und auf die letzten Oktober eingeführten Steuervergünstigungen für Autos mit kleinen Motoren. Platin und Palladium profitierten zuletzt aber nicht von den höheren Absatzzahlen.
Industriemetalle
Fallende Aktienmärkte, ein festerer US-Dollar und niedrigere Ölpreise lasten heute Morgen auf den Metallpreisen. Angeführt von Zink, welches rund 1,5% verliert, geben alle Industriemetalle nach. Nickel kostet knapp 8.900 USD je Tonne, scheint aktuell aber noch relativ gut unterstützt zu sein. So hat die International Nickel Study Group (INSG) gestern berichtet, dass der globale Nickelmarkt in den ersten vier Monaten des Jahres in einem Angebotsdefizit von 7.100 Tonnen war. Zur gleichen Zeit im Vorjahr gab es demnach noch einen Überschuss von 19.900 Tonnen.
Der Markt könnte sich zunächst auch weiter anspannen. Denn in Kolumbien sind laut Gewerkschaftsangaben die Gespräche über Lohnverhandlungen in der "Cerro Matoso"-Mine gescheitert. Der zuvor angekündigte Streik könnte daher schon heute starten.
Daneben dürfte laut Einschätzung des chinesischen Research-Instituts SMM auch die chinesische Nickelproduktion sinken. Wegen hohen Lagerbeständen - die SHFE-Nickelvorräte liegen mit knapp 100 Tsd. Tonnen auf einem Rekordhoch -, einer niedrigeren Nachfrage und fallenden Preisen soll die Produktion demnach im Juni auf 14 Tsd. Tonnen gedrosselt werden (von 14,9 Tsd. Tonnen im Mai). Der Mai-Wert lag bereits unter dem Niveau von April (15,4 Tsd. Tonnen). China dürfte daher auch weiterhin große Mengen Nickel importieren. Mit 155 Tsd. Tonnen hatte China in den ersten vier Monaten des Jahres bereits 3½-mal so viel Nickel importiert wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Agrarrohstoffe
Noch ist unklar, welche Schäden der jüngste Frosteinbruch in Brasilien mit sich brachte. Laut Aussage eines Direktors des Zuckerindustrieverbands Unica betraf der Frost größere Gebiete als zunächst angenommen. Andererseits soll es in den nächsten Tagen trocken bleiben, was eine Fortführung der zuletzt immer wieder unterbrochenen Erntearbeiten und der Verarbeitung erlauben würde.
Bei Kaffee zeigte sich die größte Kooperative des Landes, Cooxupe, dagegen erleichtert, dass in ihren Kaffeegebieten nur vereinzelt Frost auftrat und bei der weiterhin trockenen Witterung das Trocknen der Bohnen erleichtert wird. Für die nächsten Tage werden höhere Temperaturen in Brasilien vorhergesagt.
Die Notierungen für Baumwolle stehen in den letzten Tagen unter Druck. Zwar hatte das US-Landwirtschaftsministerium in seinen neuen Prognosen das für die Saison 2016/17 erwartete globale Angebotsdefizit um 1 Mio. Ballen angehoben. Dies liegt jedoch vollständig an einer niedrigeren Produktion in China, für das Schätzungen besonders unsicher sind und wo es aufgrund politischer Eingriffe keine klare Beziehung zwischen eigener Ernte und dem Engagement am Weltmarkt gibt. Schwerer wirkt daher wohl, dass die zunächst schleppend angelaufene Aussaat in den USA inzwischen aufholt und sich der Zustand der Pflanzen stark verbessert hat. Nach 47% in der Vorwoche wird nun 53% der Pflanzen ein guter oder sehr guter Zustand attestiert.
Die Ölpreise geben heute den vierten Tag in Folge nach. Brent handelt unterhalb von 50 USD je Barrel, WTI bei 48 USD je Barrel. Von ihren letzten Donnerstag verzeichneten 8-Monatshochs haben sich die Preise um gut 6% verbilligt. An der Nachrichtenlage zum Ölmarkt hat sich seither nichts geändert. Geändert hat sich allerdings die Marktstimmung. Schwächere Konjunkturdaten aus China und das näherrückende "Brexit"-Referendum haben zu einem merklichen Anstieg der Risikoaversion geführt.
Im Zuge dessen stehen die Aktienmärkte unter Druck, und die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen ist heute erstmals in den negativen Bereich gerutscht. Die Ölpreise können sich dieser negativen Marktstimmung nicht entziehen, zumal eine Mehrheit der spekulativen Finanzanleger weiter auf steigende Ölpreise setzt. Laut gestern veröffentlichter Statistik der ICE stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 7. Juni um 5 Tsd. auf 378,5 Tsd. Kontrakte. Sie liegen damit nur gut 7% unter dem Ende April verzeichneten Rekordniveau.
Da die Ölpreise nach dem Stichtag der Erhebung weiter gestiegen sind, dürften auch die Netto-Long-Positionen nochmals höher liegen. Bei Gasöl kam es zum vierten Wochenanstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen in Folge. Diese liegen inzwischen auf dem höchsten Niveau seit gut einem Jahr. Die OPEC nahm in ihrem Monatsbericht keine Änderungen bei ihren Prognosen zur Ölnachfrage und zum Nicht-OPEC-Angebot vor. Wegen der Angebotsausfälle in Kanada und Nigeria sieht sie den Ölmarkt schneller ins Gleichgewicht kommen.
Edelmetalle
Gold nähert sich der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD je Feinunze und hat gestern mit 1.287 USD ein 4-Wochenhoch erreicht. Heute Morgen handelt es leicht niedriger. Auch in Euro gerechnet bleibt Gold im Aufwind. Unterstützung für den Goldpreis gibt es weiterhin von vielen Seiten. So profitiert Gold klar vom Niedrigzinsumfeld.
Die US-Notenbank Fed dürfte aufgrund der zahlreichen Risiken morgen davon absehen, die Zinsen zu erhöhen. Klare Signale für einen Zinsschritt auf der darauffolgenden Sitzung im Juli sind auch nicht zu erwarten. Vor allem aber rückt das Referendum in Großbritannien über einen Austritt aus der EU in der nächsten Woche mehr und mehr in den Mittelpunkt des Marktinteresses.
Der Goldpreis in Britischen Pfund ist aufgrund der damit verbundenen Unsicherheiten bereits fast auf ein 3-Jahreshoch von über 900 GBP je Feinunze gestiegen. Die Unsicherheiten veranlassen Anleger offenbar auch weiterhin, in ETFs zu investieren. Gestern verzeichneten die Gold-ETFs den zehnten Tag in Folge Zuflüsse. Im Durchschnitt waren es bislang 3,7 Tonnen pro Tag im Juni, fast genauso viel wie im Mai.
Wie der Verband der chinesischen Automobilhersteller gestern berichtete, wurden in China im Mai 1,79 Mio. Autos verkauft, 11,3% mehr als im Vorjahr. Die Dynamik der Autoverkäufe hat somit wieder spürbar angezogen. Zurückzuführen ist dies allerdings auf hohe Rabatte seitens der Autohändler und auf die letzten Oktober eingeführten Steuervergünstigungen für Autos mit kleinen Motoren. Platin und Palladium profitierten zuletzt aber nicht von den höheren Absatzzahlen.
Industriemetalle
Fallende Aktienmärkte, ein festerer US-Dollar und niedrigere Ölpreise lasten heute Morgen auf den Metallpreisen. Angeführt von Zink, welches rund 1,5% verliert, geben alle Industriemetalle nach. Nickel kostet knapp 8.900 USD je Tonne, scheint aktuell aber noch relativ gut unterstützt zu sein. So hat die International Nickel Study Group (INSG) gestern berichtet, dass der globale Nickelmarkt in den ersten vier Monaten des Jahres in einem Angebotsdefizit von 7.100 Tonnen war. Zur gleichen Zeit im Vorjahr gab es demnach noch einen Überschuss von 19.900 Tonnen.
Der Markt könnte sich zunächst auch weiter anspannen. Denn in Kolumbien sind laut Gewerkschaftsangaben die Gespräche über Lohnverhandlungen in der "Cerro Matoso"-Mine gescheitert. Der zuvor angekündigte Streik könnte daher schon heute starten.
Daneben dürfte laut Einschätzung des chinesischen Research-Instituts SMM auch die chinesische Nickelproduktion sinken. Wegen hohen Lagerbeständen - die SHFE-Nickelvorräte liegen mit knapp 100 Tsd. Tonnen auf einem Rekordhoch -, einer niedrigeren Nachfrage und fallenden Preisen soll die Produktion demnach im Juni auf 14 Tsd. Tonnen gedrosselt werden (von 14,9 Tsd. Tonnen im Mai). Der Mai-Wert lag bereits unter dem Niveau von April (15,4 Tsd. Tonnen). China dürfte daher auch weiterhin große Mengen Nickel importieren. Mit 155 Tsd. Tonnen hatte China in den ersten vier Monaten des Jahres bereits 3½-mal so viel Nickel importiert wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Agrarrohstoffe
Noch ist unklar, welche Schäden der jüngste Frosteinbruch in Brasilien mit sich brachte. Laut Aussage eines Direktors des Zuckerindustrieverbands Unica betraf der Frost größere Gebiete als zunächst angenommen. Andererseits soll es in den nächsten Tagen trocken bleiben, was eine Fortführung der zuletzt immer wieder unterbrochenen Erntearbeiten und der Verarbeitung erlauben würde.
Bei Kaffee zeigte sich die größte Kooperative des Landes, Cooxupe, dagegen erleichtert, dass in ihren Kaffeegebieten nur vereinzelt Frost auftrat und bei der weiterhin trockenen Witterung das Trocknen der Bohnen erleichtert wird. Für die nächsten Tage werden höhere Temperaturen in Brasilien vorhergesagt.
Die Notierungen für Baumwolle stehen in den letzten Tagen unter Druck. Zwar hatte das US-Landwirtschaftsministerium in seinen neuen Prognosen das für die Saison 2016/17 erwartete globale Angebotsdefizit um 1 Mio. Ballen angehoben. Dies liegt jedoch vollständig an einer niedrigeren Produktion in China, für das Schätzungen besonders unsicher sind und wo es aufgrund politischer Eingriffe keine klare Beziehung zwischen eigener Ernte und dem Engagement am Weltmarkt gibt. Schwerer wirkt daher wohl, dass die zunächst schleppend angelaufene Aussaat in den USA inzwischen aufholt und sich der Zustand der Pflanzen stark verbessert hat. Nach 47% in der Vorwoche wird nun 53% der Pflanzen ein guter oder sehr guter Zustand attestiert.