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Gold als sicherer Hafen weiterhin stark gefragt

15.06.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen wegen einer hohen Risikoaversion weiter unter Druck. Brent fällt heute den fünften Tag in Folge und handelt nur noch knapp oberhalb von 49 USD je Barrel. Gleiches gilt für WTI, welches zeitweise unter 48 USD je Barrel gerutscht ist. Auch die preisunterstützenden neuen Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA konnten den erneuten Preisrückgang nicht verhindern.

Die IEA hat den Bedarf an OPEC-Öl in diesem Jahr aufgrund einer etwas stärkeren Nachfrage und der unplanmäßigen Produktionsausfälle um 300 Tsd. auf 32,5 Mio. Barrel pro Tag nach oben revidiert, was dem Niveau der aktuellen OPEC-Produktion entspricht. Der Ölmarkt ist somit bereits jetzt ausgeglichen. Davon ging die IEA bislang erst im Laufe des zweiten Halbjahres aus. Nimmt man die höheren Bedarfsschätzungen für das zweite Halbjahr zum Maßstab, so ist der Markt sogar unterversorgt. Erstmals veröffentlichte die IEA auch Prognosen für das Jahr 2017.

Die globale Ölnachfrage soll um 1,3 Mio. Barrel pro Tag steigen, das Nicht-OPEC-Angebot um 200 Tsd. Barrel pro Tag. Der Bedarf an OPEC-Öl steigt daraufhin im nächsten Jahr auf 33,5 Mio. Barrel pro Tag. Die OPEC muss also ihre Produktion um 1 Mio. Barrel pro Tag ausweiten, damit der Ölmarkt ausgeglichen ist und es nicht zu einem Abbau der Lagerbestände kommt.

Eine wichtige Rolle beim Verschwinden des Überangebots spielt auch der fortgesetzte Rückgang der US-Ölproduktion. Die US-Schieferölproduktion soll laut US-Energiebehörde EIA im Juli den siebten Monat in Folge fallen. Die EIA rechnet mit einem Rückgang um 118 Tsd. auf ein 2-Jahrestief von 4,723 Mio. Barrel pro Tag.

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Edelmetalle

Die aktuell hohe Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich zum Beispiel in fallenden Aktienmärkten und einem festeren US-Dollar niederschlägt, lässt Gold weiter steigen. Gestern verteuerte sich Gold auf 1.290 USD je Feinunze, den höchsten Stand seit 5½ Wochen. In Euro gerechnet handelte Gold in der Spitze bei 1.150 EUR je Feinunze auf einem 3-Monatshoch.

Das gelbe Edelmetall ist derzeit klar als sicherer Hafen gefragt, was sich in ungebrochenen Zuflüssen in die Gold-ETFs widerspiegelt. Es profitiert wohl auch vom Niedrigzinsumfeld - gestern ist die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen erstmals überhaupt in den negativen Bereich gerutscht. Und die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist auf ein 4-Monatstief gefallen. An den niedrigen Zinsen wird wohl auch die US-Notenbank Fed heute nichts ändern. Sie dürfte aufgrund der zahlreichen Risiken - vor allem das Referendum in Großbritannien über einen Austritt aus der EU nächste Woche Donnerstag - von einer Zinserhöhung noch absehen.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung heute Abend liegt laut Fed Fund Futures nach wie vor bei null. Unter den Edelmetallen ist es im Wesentlichen nur Gold, das von der aktuellen Marktlage profitiert. Silber legte in den letzten Tagen nur unterproportional zu und Platin und Palladium zogen sogar überhaupt nicht mit an. Die beiden letzt genannten werden wohl aufgrund ihres industriellen Charakters im Rahmen der höheren Risikoaversion in Schach gehalten. Gold kostet somit erstmals seit Februar wieder gut 300 USD je Feinunze mehr als Platin.


Industriemetalle

Nach den teilweise deutlichen Verlusten gestern sind die Metallpreise uneinheitlich und nur leicht verändert in den heutigen Handelstag gestartet. Kupfer erholt sich moderat auf 4.550 USD je Tonne, Zink fällt dagegen auf 2.000 USD je Tonne. Wie die Statistik der LME zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, war der Preisrückgang von Kupfer in der letzten Woche - das Metall fiel zwischenzeitlich auf ein 4-Monatstief - maßgeblich spekulativ getrieben. Denn die Finanzinvestoren haben sich stark bei Kupfer zurückgezogen und ihre Netto-Long-Positionen in den von uns beobachteten Kategorien auf ein 4-Monatstief reduziert.

Bei den anderen Metallen gab es dagegen einen leichten Aufbau der Netto-Long-Positionen bzw. diese blieben konstant. Die CFTC hatte zuletzt für die Comex in New York nahezu rekordhohe Netto-Short-Positionen bei Kupfer gemeldet. Der Pessimismus der Anleger hinsichtlich Kupfer scheint unseres Erachtens übertrieben, denn der globale Kupfermarkt wird sich unserer Ansicht nach im Jahresverlauf spürbar anspannen.

China hat gemäß Daten der Nationalen Statistikbehörde im Mai 70,5 Mio. Tonnen Stahl produziert, nur unwesentlich weniger als im Rekordhoch im März. Offensichtlich werden weiterhin vormals stillgelegte Produktionskapazitäten wieder in Betrieb genommen. Um die hohen Produktionsmengen noch verkaufen zu können, hat Baosteel, der größte börsengehandelte chinesische Stahlhersteller, seine Preise für Stahlprodukte für Juli reduziert.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise gaben gestern weiter nach. Denn immer neue Meldungen untermauern die Erwartung einer entspannten Versorgungslage. So hob die australische Rohstoffbehörde Abares ihre Schätzung für die australische Weizenernte 2016/17 um 3,7% auf 25,4 Mio. Tonnen an, nachdem die Witterung in der Hauptanbauregion Western Australia in den letzten Wochen sehr gut war.

Auch die Möglichkeit eines La-Niña-Phänomens, das in der Regel mit ergiebigen Regenfällen an der Ostküste Australiens einhergeht und für das der australische Wetterdienst eine Wahrscheinlichkeit von 50% sieht, hellt die Perspektiven weiter auf. In Argentinien wiederum soll es in diesem Jahr laut eines Offiziellen des dortigen Landwirtschaftsministeriums zu einer Ausweitung der Weizenfläche um 23% kommen.

Das USDA rechnet damit, dass der starke Preisanstieg bei Sojabohnen in den letzten Wochen bei der US-Aussaat zu einer Ausdehnung der Sojabohnenfläche auf Kosten der Maisfläche führt. Allerdings soll die Verschiebung nur moderat ausfallen, weil Landwirte bereits im Vorfeld produktspezifische Betriebsmittelkäufe getätigt hatten.

Mehr Klarheit wird wohl erst der am 30. Juni zur Veröffentlichung anstehende Bericht des USDA zu den tatsächlichen Anpflanzungen bringen. Ein wichtiger Grund für den Preisanstieg bei Sojabohnen waren die regenbedingten Ernteverluste in Argentinien. Ein argentinischer Regierungsmitarbeiter schätzte den Verlust gestern auf rund 4 Mio. Tonnen. Weitere 1 Mio. Tonnen hätten qualitativ sehr gelitten.



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