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Platin- und Palladiummärkte bleiben angespannt

16.06.2016  |  Eugen Weinberg
Das Angebot dürfte sowohl am globalen Platin- als auch am weltweiten Palladiummarkt in diesem Jahr einmal mehr nicht die Nachfrage decken können. Beide Märkte laufen damit auf das fünfte Defizitjahr in Folge hinaus. Dies spricht unseres Erachtens für höhere Platin- und Palladiumpreise. Den erwarteten Preisanstiegen dürften allerdings Grenzen gesetzt sein. Wir fassen in dieser Ausarbeitung die wichtigsten Angebots- und Nachfragetrends an beiden Märkten zusammen.

Mitte Mai haben Johnson Matthey (JM), der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium, und der World Platinum Investment Council (WPIC) ihren Halbjahres- bzw. Quartalsbericht zur Lage am globalen Platinmarkt veröffentlicht. Diese kommen teilweise zu höchst unterschiedlichen Einschätzungen. JM erwartet für 2016 ein Angebotsdefizit von 861 Tsd. Unzen (Grafik 2). Dies wäre das fünfte Defizit in Folge und zudem höher als im letzten Jahr.

Der WPIC erwartet für 2016 ebenfalls ein Angebotsdefizit. Mit 455 Tsd. Unzen fällt dieses im Vergleich zu JM jedoch deutlich geringer aus. Infolge des vierten Defizitjahres in Folge dürften die oberirdischen Lagerbestände von Platin laut WPIC auf 1,95 Mio. Unzen abgebaut werden. Vor drei Jahren lagen diese noch knapp 1,5 Mio. Unzen höher. Auf der Angebotsseite liegen die Schätzungen von JM und WPIC nicht weit auseinander. Das Platinangebot insgesamt beläuft sich sowohl bei JM als auch beim WPIC auf 7,8 Mio. Unzen.

Das globale Minenangebot soll in diesem Jahr laut JM im Vergleich zum Vorjahr um 3% auf 5,9 Mio. Unzen sinken (Grafik 3), beim WPIC ebenfalls um 3% auf 6,0 Mio. Unzen. Hauptgrund hierfür ist Südafrika, welches mit einem Anteil von 73% der mit Abstand größte Platinproduzent ist. Dort soll die Produktion um gut 6% fallen, nachdem die größten Produzenten bislang entweder aufgrund technischer Schwierigkeiten Produktion verloren haben oder von sich aus ankündigten, weniger Platin zu produzieren.

Der WPIC macht geplante und ungeplante Schachtschließungen dafür verantwortlich. Als zusätzliches Risiko sieht JM die in Kürze beginnenden Lohnverhandlungen. Der aktuelle dreijährige Tarifvertrag läuft im Juni aus. Bei der letzten Tarifrunde hatte es Anfang 2014 einen 5-monatigen Streik in der südafrikanischen Platinindustrie gegeben.

Das Minenangebot aus Russland, dem zweitgrößten Produzenten, soll JM zufolge nahezu unverändert bleiben, obwohl es bei Norilsk Nickel zu zeitweisen Produktionsunterbrechungen kommen könnte, nicht jedoch bei der Gesamthöhe. Der WPIC geht dagegen von einem Produktionsrückgang in Russland um 6% aus, da während der Neuausrüstung verschiedener Verarbeitungsanlagen nicht produziert werden kann. Dem steht beim WPIC eine um 6% höhere Minenproduktion in Simbabwe gegenüber.

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Das Recyclingangebot soll Johnson Matthey zufolge deutlich um 11% auf 1,92 Mio. Unzen steigen (Grafik 3). Der World Platinum Investment Council erwartet dagegen einen geringeren Anstieg um 6% auf 1,81 Mio. Unzen. Hauptverantwortlich für das höhere Recyclingangebot ist die Automobilindustrie. So erreicht in Europa eine zunehmende Anzahl von Autos ihr Lebensende, welche zudem über einen höheren Gehalt an Platinmetallen in den Katalysatoren verfügen. Zudem machen die zuletzt stark gestiegenen Preise für Stahlschrott und auch die höheren Preise für Platinmetalle Recycling attraktiv.

Deutlich stärkere Unterschiede zwischen JM und dem WPIC gibt es auf der Nachfrageseite, sowohl was die Höhe der Gesamtnachfrage als auch die Entwicklung der einzelnen Nachfragekomponenten angeht. Die globale Gesamtnachfrage soll JM zufolge um knapp 3% auf 8,68 Mio. Unzen zulegen (Grafik 4). Der WPIC geht dagegen von einer Stagnation bei 8,26 Mio. Unzen aus. Laut JM sollen alle Nachfragesektoren mit Ausnahme der Investmentnachfrage zum erwarteten Anstieg beitragen. Der WPIC erwartet dagegen eine rückläufige Industrienachfrage, der eine steigende Schmuck- und Investmentnachfrage gegenübersteht.

Die Nachfrage aus der Automobilindustrie ist mit einem Anteil von gut 40% nach wie vor die wichtigste Nachfragekomponente bei Platin. Laut JM soll diese wegen der Einführung neuer Emissionsstandards ("Euro 6b") in Europa moderat um 2% steigen, da diese zu einer Erhöhung des Platingehalts in den Katalysatoren beiträgt. Der Diesel-Abgasskandal hat laut JM keine spürbare Auswirkung auf die Konsumenteneinstellung zu Dieselmotoren. Der WPIC geht dagegen von einem Rückgang der Nachfrage aus der Automobilindustrie um 1% aus, da der Marktanteil von Dieselautos in Europa sinkt.


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