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Der Überlebenskampf der Zentralbanken

22.06.2016  |  Mark J. Lundeen
- Seite 5 -
Wenn Sie noch einmal den Chart mit der Geldmenge im Umlauf betrachten, werden Sie feststellen, dass die Inflation der Währung im Oktober 1981 nicht einfach aufhörte. Doch "Inflation" war mittlerweile neu definiert worden als "Anstieg der Verbraucherpreise" und dieser war gestoppt worden. Die inflationäre Erhöhung des Wertes finanzieller Anlageprodukte wurde nun zu "Wirtschaftswachstum" umdeklariert, und wer hatte da schon etwas dagegen? Alle lieben einen guten Bullenmarkt - zumindest bis die Blase platzt, was seit 1981 dreimal passiert ist (siehe Chart unten).

Als nächstes betrachten wir die Differenz zwischen der Federal Funds Rate und den Renditen der langfristigen Staatsanleihen. Nach den Rekordzinssätzen im Oktober 1981 ist die Wende in der Geldpolitik offensichtlich. In den Jahrzehnten zuvor hatte die Notenbank die Zinskurve häufig umgekehrt und den Leitzins viele hundert Basispunkte über die Rendite der Treasuries gehoben.

Nach 1981 lag die Federal Funds Rate auch während der am stärksten ausgeprägten Umkehr der Zinskurve nicht einmal 200 Basispunkte über den Renditen der langfristigen Anleihen. Sehen Sie nur, wie locker die Geldpolitik nach 1981 wurde: Zweimal entschied man sich dafür, den kurzfristigen Zins 500 Basispunkte unter den langfristigen zu senken. Vor 1981, als die Inflation der Geldmenge noch in die Verbraucherpreise floss, hatte man nie eine derart lockere Geldpolitik verfolgt.

Auch die Umkehrungen der Zinsstrukturkurve waren vor 1981 viel stärker ausgeprägt, als danach. Doch obwohl die Federal Funds Rate zeitweise mehr als 8% über den Renditen der langfristigen Treasuries lag und kurzfristige Kredite teilweise über Jahre hinweg knapp waren (Anfang der 1970er und Anfang der 1980er), hatte man nie die Befürchtung, auf diese Weise einen Crash der Weltwirtschaft auszulösen. Heutzutage ist die Federal Reserve unter Janet Yellens Führung dagegen starr vor Angst, wenn sie nur daran denkt, den Leitzins um erbärmliche 25 Basispunkte zu erhöhen.

Nach 1981 entstand während jeder der vier Phasen des billigen Geldes irgendwo an den Finanzmärkten eine Spekulationsblase:

  • 1. Fremdfinanzierte Übernahmen, Junk-Bonds, japanische Aktien und Immobilien
  • 2. Dotcom-Blase
  • 3. Immobilienblase
  • 4. Blase an allen Märkten

ie ersten drei dieser Spekulationsblasen platzten aufgrund der Geldpolitik und dem Anstieg der Federal Funds Rate über die langfristigen Rendite. Die erste Umkehrung der Zinskurve habe ich mit einem Stern markiert. Als die erste Blase platzte, stürzte der Bankenindex (zwei Charts weiter oben) 55% nach unten.

Die Bankenaktien crashten damals aus gutem Grund. Zweifellos wären einige der großen Namen, die man heute noch immer in den Medien sieht, 1990 pleite gegangen, wenn Alan Greenspan den kurzfristigen Zinssatz damals nicht stark gesenkt hätte - auf unglaubliche 500 Basispunkte unter den Renditen der langfristigen Staatsanleihen. Damit mag er die Banken gerettet haben, doch gleichzeitig hat er mit der Zinssenkung auch die nächste Blase verursacht, diesmal im Sektor der High-Tech-Aktien. Auch diese Blase platzte, als Greenspan die Zinskurve um die Jahrtausendwende herum erneut umkehrte.

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Als die Federal Funds Rate nach dem Crash der High-Tech-Aktien wieder 5% unter die langfristigen Rendite gesenkt wurde, entstand am Immobilienmarkt eine neue Blase. Und nun sehen Sie sich an, was ausreichte, um diese Blase zum Platzen zu bringen: Die unbedeutendste Umkehrung der Zinsstrukturkurve der letzten 60 Jahre hat das globale Finanzsystem ins völlige Chaos gestürzt. Ich habe die entsprechende Stelle im Chart oben eingekreist. Heute liegt der Leitzins rund 2% unter den langfristigen Zinssätzen, doch die Fed hat eine Heidenangst vor einer weiteren Straffung ihrer Geldpolitik. Ich schätze, die derzeitigen Mitarbeiter der Notenbank wollen während ihrer Amtszeit nicht unbedingt die nächste Große Depression auslösen.

Mit Hilfe der Daten des obenstehenden Charts habe ich zwei Tabellen zur Häufigkeitsverteilung erstellt. Die erste umfasst den Zeitraum von Juli 1954 bis Dezember 1982, die zweite die Zeit von Januar 1983 bis heute. Die erste Spalte, die Auskunft über die Zinsstrukturkurve gibt ("Percent Yield Inversion") ist in drei Abschnitte unterteilt:

  • Straffe Geldpolitik: Die Federal Funds Rate liegt über den Renditen der T-Bonds (0,001% - 10%)
  • Lockere Geldpolitik: Die Federal Funds Rate liegt unter den Renditen der T-Bonds (0% - 6,99%)
  • Gesamtsumme

Es lohnt sich, die beiden Tabellen zu studieren und zu vergleichen. Der Schlüssel zur aktuellen Situation ist allerdings in der Gesamtzahl der Wochen zu finden, in denen die Geldpolitik straff war. So schlimm die Inflation der Verbraucherpreise zwischen 1954 und 1981 auch war - die US-Notenbank hat damals während 30,5% der Zeit eine straffe Geldpolitik verfolgt, um dagegen vorzugehen. Nach 1982 waren dagegen nicht einmal 10% der Zeit von einer straffen Geldpolitik gekennzeichnet, während die Fed gegen die Deflation an den Finanzmärkten ankämpfte

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Im Moment kämpft die Federal Reserve allerdings weder gegen die Inflation, wie sie das vor 1981 getan hat, noch gegen die Deflation, wie das vor der Hypothekenkrise von 2007 der Fall war. Heute kämpfen die Zentralbanker um ihren Ruf und ihre Karriere, denn sie wissen genau, was sie getan haben und welche schrecklichen Folgen das haben wird.

Von der nächsten Krise wird niemand verschont bleiben. Durch den Besitz von physischem Gold und Silber sowie den Aktien einiger Edelmetallunternehmen lassen sich die Verluste, die uns bevorstehen, jedoch etwas abmildern.


© Mark J. Lundeen


Dieser Artikel wurde am 19.06.2016 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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