Insider warnen: Systemkollaps in Sichtweite
25.06.2016 | Stefan Gleason
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Möglicher Auslöser Nr. 1: Eine RezessionAuf der Titelseite der Finanzzeitschrift Barron's vom 30. Mai prangte die Überschrift "Der Aktienmarkt wird nicht einbrechen - noch nicht." Der Autor Gene Epstein argumentierte, dass die Aktienkurse in naher Zukunft nicht abstürzen werden, weil die "Wahrscheinlichkeit einer Rezession sehr gering ist." Ein Abschwung ist in seinen Augen also nicht nur unwahrscheinlich, sondern "sehr" unwahrscheinlich.
Wenn die Realwirtschaft darauf antworten könnte, würde sie ihm widersprechen. Hinsichtlich der Produktionstätigkeit wurde kürzlich der deutlichste Rückgang seit 2009 verzeichnet. Der amerikanische Einkaufsmanagerindex PMI, ein zuverlässiger wirtschaftlicher Frühindikator, hatte im Mai einen Schwächeanfall und brach tiefer ein, als während der gesamten letzten neun Jahre.
Aus dem jüngsten Bericht des US-Arbeitsministeriums, der am 3. Juni veröffentlicht wurde, ging überdies hervor, dass die Unternehmen im Mai so wenig neue Mitarbeiter einstellten, wie schon seit fast sechs Jahren nicht mehr. Die Unternehmensgewinne überschritten ihren Höchstwert unterdessen schon vor einigen Monaten und sind seitdem rückläufig.
Das sind genau die äußeren Umstände, die eine Rezession ankündigen. Ein Konjunktureinbruch könnte wiederum weitere massive finanzielle und währungspolitische Stimulierungsprogramme zur Folge haben, die den Dollar schwächen und die Investoren auf ihrer Suche nach sicheren Anlagen zu Edelmetallkäufen veranlassen.
Die gleiche Publikation des Wall-Street-Establishments, die den Anlegern heute versichert, dass das Risiko einer baldigen Rezession sehr gering ist, war Anfang Januar in Bezug auf Gold übrigens pessimistisch. "Gold wird wohl glanzlos bleiben", lautete am 4. Januar die bärische Überschrift von Barron's.
Dazu kann ich nur sagen: Wacht auf! Gold verliert seinen Glanz nie und seit Barron's die Investoren mit leicht dahergesagten Prognosen bezüglich der kommenden Zinserhöhungen durch die Fed von den Edelmetallmärkten fernhielt, ist der Goldpreis um fast 20% gestiegen.
Möglicher Auslöser Nr. 2: Steigende Zinsen
Eine Erhöhung der Zinssätze wird eines Tages notwendig sein. Zunehmende Sorgen über die Lage am Kreditmarkt und Inflationsängste könnten die Märkte dazu veranlassen, die Anleiherendite nach oben zu treiben, unabhängig davon, ob die Zentralbanken den Leitzins anheben oder nicht. Selbst ein Anstieg der Anleiherendite um 1% ausgehend von ihrem aktuellen Niveau hätte nach Angaben einer Studie von Goldman Sachs einen Kapitalverlust in Höhe von 1 Billion US-Dollar zur Folge. Steigende Zinsen wären ein Desaster für die hochverschuldeten Staaten und könnten allen Finanzmärkten gefährlich werden.
Da Zinserhöhungen jedoch auch an die Erwartung einer steigenden Inflationsrate geknüpft sind, wären sie bullisch für reale Vermögenswerte. Dieser Zusammenhang wurde schon in früheren Zeiten mit steigenden Zinssätzen bewiesen, am eindrucksvollsten zuletzt in den 1970er Jahren.
Möglicher Auslöser Nr. 3: Ein Crash an den Derivatemärkten
Einer Schätzung zufolge haben sich die Derivatemärkte insgesamt auf ein Volumen von 1,5 Billiarden US-Dollar aufgebläht und sich damit seit den schwindelerregenden Werten von 2007 noch einmal verdoppelt. Natürlich handelt es sich dabei nicht um echte Vermögenswerte. Das gesamte Bruttoweltprodukt beläuft sich auf gerade einmal 78 Billionen US-Dollar - ein tatsächliches Vermögen in Höhe von 1,5 Billiarden Dollar existiert nicht. Die Derivate repräsentieren dagegen verschiedene Schichten von spekulativen Wetten und Absicherungen, die auf reale Assets abgeschlossen wurden.
Die Größe der Derivatemärkte zeigt, wie absurd hoch die Leverage im globalen Finanzsystem mittlerweile ist. Der Goldmarkt ist dafür ein gutes Beispiel. Physisches Gold stellt heute nur einen Bruchteil des "Goldes" dar, das täglich an den Terminbörsen gehandelt wird. Die Hebelwirkung an diesen Märkten war in diesem Jahr bereits auf mehr als 500 zu 1 angestiegen, d. h. für jede Unze lieferbaren Goldes wurden Goldkontrakte gehandelt, die über 500 Unzen repräsentierten.
Ein Zusammenbruch an den Terminbörsen oder anderen Derivatemärkten könnte einen Run auf die Banken auslösen und das Finanzsystem ins Chaos stürzen. Während einer solchen Panik könnte der US-Dollar entweder einbrechen oder in die Höhe schießen, je nachdem, wie genau sich die Ereignisse entwickeln. Die offizielle Antwort auf eine Finanzkrise wäre jedoch die gleiche, wie immer: Man würde die Märkte mit Liquidität überschwemmen, was wiederum zur Inflation führt.
Physische Edelmetalle, die nicht innerhalb des Bankenwesens oder bei einer Maklergesellschaft verwahrt sind, werden dann zu den wenigen Assets zählen, die noch wie ein Fels in der Brandung stehen.
© Stefan Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 22. Juni 2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.