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Gasaktien-Divergenz

31.07.2006  |  Adam Hamilton
Seit den spektakulären Zwischenhochs der Edelmetalle und der Basismetalle von Anfang Mai versuchten Investoren und Spekulanten mit allen Mitteln vorauszusagen, wie lange denn die Metalle nach den mächtigsten Kursanstiegen in ihren aktuellen Bullenmärkten noch korrigieren würden. Wie tief ist tief genug, und wie lang ist lang genug für eine große Korrektur?

Korrekturen sind von Natur aus trickreiche Biester, die sich üblicherweise in alle möglichen Richtungen drehen und wenden, wodurch die Trader die bestehende Gefahr unterschätzen. Da das Ausgleichen der Marktstimmung nach den vorangegangenen Zwischenhochs der einzige Grund für diese Korrekturen ist, sind jene am effektivsten, die die meisten falschen Hoffnungen erwecken und die meisten Trader in die größten Verluste stürzen.

Wie schlimm können Korrekturen werden? Verdammt schlimm! Heute ist Naturgas das beste Beispiel für die unglaubliche Brutalität, die eine größere Korrektur im fortlaufenden Bullenmarkt zeigen kann. Naturgas wurde in diesem Jahr derart unbarmherzig niedergeschlagen, dass sogar langfristig bullische Anleger neutrale oder bärische Positionen eingehen.

Nachdem es durch die Angst vor Versorgungsengpässen durch den Hurrikan im letzten Jahr explosionsartig anstieg, erreichte Naturgas am 13. Dezember sein Hoch von 15,41 $. Bis zu dieser Woche ist es aber bis auf 5,15 $ gefallen. Dies entspricht einem erschütternden Verlust von 67% in nur einer einzigen, gemeinen Korrektur, die fast sieben Monate dauerte! Im Vergleich dazu wirkt die letzte, 22%ige Korrektur von Gold über einen Monat geradezu trivial.

Es ist keine Überraschung, dass diese enorme Korrektur bei Gas zu einer absolut zerstörten Marktstimmung führte. Diese Gas-Korrektur hat ihre Aufgabe sicherlich erfüllt, indem sie die Gier aus dem Markt nahm und Enttäuschung und Trübsal verbreitete. Ich habe Gas monatelang beobachtet und nach einem potentiellen Tief gesucht, aber ein kürzlich vorgefallenes Ereignis zeigte mir, wie schlecht die Stimmung in diesem Markt tatsächlich ist.

Ich bin ein großer Fan von T. Boone Pickens, dem legendären Ölbaron und jetzt hervorragenden Hedge-Fonds-Manager. Allein letztes Jahr, im Kalenderjahr 2005, verdiente er persönlich etwa 1,4 Milliarden $ mit der Verwaltung seines Energie-Hedge-Fonds! Er weiß wahrscheinlich mehr über die Energiemärkte als irgendjemand anders auf dieser Welt. Wann immer ich die Möglichkeit habe, auf CNBC ein Interview mit Mr. Pickens zu sehen, lasse ich alles liegen und stehen um von seiner großen Weisheit zu lernen. Er ist ausgesprochen bullisch bei Rohöl und glaubt, dass die Preise noch jahrelang weitersteigen werden.

Irgendwann in den letzten paar Wochen, ich kann mich nicht mehr an den genauen Tag erinnern, wurde Mr. Pickens wieder einmal auf CNBC interviewt und ich hörte wieder einmal gespannt zu. Nach der üblichen Diskussion über Öl, in der man bei CNBC immer versucht, ihn zu einer Vorhersage für den Preis zu drängen, wechselte das Gespräch zu Naturgas. Als er zu den Gaspreisen gefragt wurde, meinte er, dass diese zumindest für den Rest dieses Jahres im Bereich von 5-6 $ bleiben sollten.

Ich war absolut baff! Hier sprach der am meisten respektierte Mann des gesamten Energiesektors, der wirklich höchste Prediger des Energie-Bullenmarktes, und er war für das zweite Halbjahr 2006 neutral in Gas! Wenn der Gassektor derart aus den Fugen gerät, dass sogar der notorisch bullische Boone Pickens kurzfristig neutral geht, dann wissen Sie, dass die Marktstimmung so schlecht ist wie sie nur irgendwie sein kann. Zu hören, dass mein Held im Energiesektor nach einer 67%igen Korrektur von Gas neutral geht, war erstaunlich.

Obwohl Mr. Pickens üblicherweise Recht hat und ich es hasse, gegen ihn zu wetten, zeigen seine Kommentare, wie unbeliebt Gas seit seinen Hochs im Dezember geworden ist. Wenn ein Preis um 67% einbricht und für Verzweiflung und Apathie sorgt, sodass sogar hochrangige Verfechter der Hausse neutral gehen, dann kann die Stimmung wahrscheinlich nicht mehr schlechter werden.

Als konträrer Spekulant lebe ich für Zeiten, in denen ein bestimmter Sektor von allen gehasst wird und jeder denkt, er bringe nichts als Ärger. Paradoxerweise ist dann die beste Zeit um auf steigende Kurse zu setzen, wenn nirgends etwas von einem Bullenmarkt zu erkennen ist. Die größten Gewinne machen Trader, die zu schlechten Zeiten kaufen, entgegen dem Mainstream. Und Sie müssen zugeben, jetzt in Gas long zu gehen ist nicht gerade aufregend!

Diese Woche möchte ich also Gas und Gasaktien behandeln. Ersteres scheint extrem ausverkauft und für einen großen Aufschwung bereit zu sein, da es weithin verhasst ist. Die Aktien der Unternehmen, die dieses Gas produzieren, sollten besonders stark profitieren, wenn Gas tatsächlich steigt. Diese Gasaktien zeigten dieses Jahr auch faszinierende Divergenzen, die sich als sehr profitabel herausstellen sollten.

Unser erster Chart illustriert den säkularen Gas-Bullenmarkt. Gas und seine technischen Daten finden Sie auf der rechten Achse, während relatives Gas, also Gas geteilt durch seinen 200-Tages-Durchschnitt, auf der linken Achse eingezeichnet ist. Ich glaube dieser Chart zeigt die unglaublich niedrigen Gaspreise nach dem genannten Ausverkauf, die sich nicht lange halten sollten. Die Märkte wollen keine Extremsituationen wie Gier oder Angst, und jene Angst, die den Gasmarkt heute beherrscht, ist übermächtig und allgegenwärtig.
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Sogar mit den heute niedrigen Preisen war die Hausse von Naturgas immer noch sehr beeindruckend. Anfang 2002 schloss Gas kurzzeitig unter 2 $ und ist damit bis zum letzten Zwischentief dieser Woche immer noch über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren um 160% gestiegen. Der S&P 500 ist im Vergleich dazu über denselben Zeitraum nur um 15% gestiegen. Trotz der heutigen Schwäche befindet sich Gas also seit Jahren in einem äußerst profitablen säkularen Bullenmarkt.

Für den Großteil dieser Zeit stieg der Bullenmarkt von Gas in einem felsenfesten Aufwärtskanal kontinuierlich an. Es gab Zeiten, in denen es in der Nähe der Supportlinie handelte, und es gab Zeiten, in denen es in der Nähe seiner Widerstandslinie handelte. Langfristig gesehen bewegte es sich aber innerhalb seines Aufwärtstrends auf und ab wie ein Pendel. Aber wie bei jedem anderen Pendel, dass äußeren Einflüssen ausgesetzt ist, führten auch hier kurzfristige Veränderungen von Angebot und Nachfrage mitunter zu Ausbrüchen aus diesem normalen Aufwärtstrend.




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