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Gasaktien-Divergenz

31.07.2006  |  Adam Hamilton
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Anfang 2003 schnellte Gas aufgrund der ungewissen Angebotssituation parabolisch nach oben und kollabierte genauso schnell wie es gestiegen war. Das Interessante an diesen großen Bewegungen außerhalb des allgemeinen Trends ist, dass sie die natürliche Tendenz der Märkte zeigen, ein Gleichgewicht herzustellen. Nachdem Gas so weit angestiegen war, erlebten wir während der nächsten paar Quartale die längste Korrektur seines Bullenmarktes. Letztendlich erreichte es aber Ende 2003 sein Tief knapp unter der Supportlinie, wo der Aufwärtstrend wieder einsetzte.

Wenn ein Pendel mit normaler Kraft nach rechts ausschwingt, wird es danach mit derselben Kraft nach links zurück schwingen. Wenn aber irgendetwas dieses Pendel viel weiter nach rechts ausschwingen lässt als sonst, dann wird es auch viel weiter nach links zurück schwingen als normalerweise. Seine Oszillation ist also symmetrisch. Ein extremer Schwung in die eine Richtung erzeugt Energie, die durch einen ähnlich starken Schwung in die andere Richtung aufgenommen werden muss.

In den Märkten ist es nicht die Physik, die zu solchen analogen Bewegungen führt, sonder die Marktstimmung. Wenn eine Ware oder ein Wertpapier extrem überkauft wird, so wie oben im Fall von Gas, entwickelt sich unter den Spekulanten extreme Gier. Diese Gier wird schließlich zerstreut, wenn der Preis in eine Korrektur verfällt. Nachdem diese Korrektur dann lang und tief genug angehalten hat, nimmt sie all die Gier des vorangegangenen Hochs aus dem Markt und erzeugt stattdessen Angst, die etwa genauso stark ist wie die zuvor herrschende Gier.

Als nun Ende letzten Sommer der Hurrikan Gas parabolisch ansteigen ließ, führten die raschen Preisanstiege zu extremer Gier unter den Gasspekulanten. Ich kann mich zum Beispiel gut erinnern, dass viele Analysten ein baldiges Erreichen der 20 $ Marke ankündigten, als sich der Gaspreis 14 $ näherte. In der Nähe der Spitze der mächtigen Parabel des letzten Jahres war jeder bullisch in Gas, so wie es in der Nähe von bedeutenden Zwischenhochs immer der Fall ist. In solchen Phasen hat aber die Masse niemals Recht.

Gas war weit über seinen Aufwärtstrend auf radikal überkaufte Niveaus angestiegen. Während der spekulative Eifer diese Preise kurzfristig unterstützen konnte, konnten die zugrunde liegenden Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage diese Niveaus langfristig nicht einmal annähernd unterstützen. Sobald also die spekulative Nachfrage nachließ, kollabierte Gas. Mit Ausnahme von ein paar schwachen Anstiegen ist es seitdem fast permanent gefallen.

Unnachhaltige Parabeln erzeugen nicht nur eine extrem überhitzte Marktstimmung, die wieder ausgeglichen werden muss, sondern sie stören auch die technischen Trends. Beachten Sie im obigen Chart, dass die schwarze 200-Tages-Linie für den größten Teil des Gas-Bullenmarktes parallel zu seinem Aufwärtstrend-Kanal verlief, so wie es üblicherweise auch der Fall ist. Nach der Parabel von 2003 stieg die 200-Tages-Linie von Gas aber steiler als sein Aufwärtstrend. Da diese Anomalie sich durchgehend auswirkte, verlief diese 200-Tages-Linie zuerst flach und dann abfallend, bis sie Mitte 2004 einmal mehr parallel zum Aufwärtstrend weiter verlief.

Heute sehen wir dasselbe Phänomen, jedoch in einem größeren Rahmen, da die Parabel des Jahres 2005 viel größer war als jene von 2003. Extreme Gaspreise ließen seine 200-Tages-Linie rapide ansteigen, bis ihr Anstieg letzten Dezember viel steiler verlief als der säkulare Aufwärtstrend von Gas. Sobald Gas aber diese aufgeblasene 200-Tages-Linie Anfang dieses Jahres erreichte und danach noch weiter korrigierte, flachte die 200-Tages-Linie ab. Heute fällt sie rasch ab, entwickelt sich also negativ, und wird wahrscheinlich letztendlich wieder parallel zum säkularen Aufwärtstrend von Gas verlaufen.

Für Investoren und Spekulanten, die relative Trading-Systeme verwenden, die auf dem 200-Tages-Durchschnitt basieren, ist es entscheidend, die aktuelle Anomalie der 200-Tages-Linie von Gas zu beachten. Für den größten Teil seines Bullenmarktes, mit Ausnahme der heutigen Situation und der Periode nach der Parabel von 2003, erreichte Gas seine Zwischentiefs tendenziell nur knapp unter seiner 200-Tages-Linie. Allgemein wären Trader gut ausgestiegen, wenn sie dann long gegangen wären, als Gas unter seine 200-Tages-Linie fiel.

Wenn eine 200-Tages-Linie durch einen übermäßig starken Aufschwung viel schneller ansteigt als normal, kann sie nicht mehr als stabiler Support dienen. Gas rutschte Anfang 2006 widerstandslos durch seine 200-Tages-Linie. Am Beginn einer Korrektur long zu gehen, nur weil ein Preis seine aufgeblasene 200-Tages-Linie erreicht, ist fast immer eine schwache Strategie.

Auf 200-Tages-Linien basierende Handelssysteme funktionieren am Besten in geordneten Märkten mit klaren Trends, nicht aber in hoch volatilen Märkten. Trader von Metallen müssen sich dieser Tendenz bewusst sein, da auch die 200-Tages-Linien der Metalle kürzlich durch mächtige Aufschwünge stark nach oben gedrückt wurden. 200-Tages-Linien halten in diesem Szenario normalerweise nicht als Support.

Das Endergebnis dieser Entwicklung von Gas, dieses Ausschlags des Pendels in Richtung Unsicherheit und Angst, der Gas weit unter seinen üblichen Aufwärtstrend fallen lässt, wird wahrscheinlich eine tolle Kaufgelegenheit sein. Gas handelt derzeit am niedrigsten relativen Niveau seines bisherigen Bullenmarktes, beim 0,571-fachen seiner 200-Tages-Linie. Wenn wir nun annehmen, dass der normale Verlauf seiner 200-Tages-Linie in der Nähe der niedrigeren Support-Linie sein sollte, so wie es für den Großteils dieses Aufwärtstrends war, dann handelt Gas technisch gesehen noch immer unglaublich niedrig.

Wenn seine 200-Tages-Linie heute bei 8 $ im unteren Support-Bereich wäre, würde rGas (relatives Gas) beim unglaublich niedrigen Wert von 0,664 liegen. Dies ist nicht nur viel niedriger als die fantastischen Kaufgelegenheiten von Ende 2003 und Ende 2004, sondern auch knapp unter dem Wert von 0,649 bei dem Anfang 2002 der gesamte Gas-Bullenmarkt begann! Aus dieser Sicht ist Gas heute sogar technisch billiger, als noch vor dem Beginn der Hausse Anfang 2002. Gas erscheint also heute rein technisch gesehen als großartige Kaufgelegenheit.

Für die meisten Investoren und Spekulanten, die keine aktiven Futureskonten haben, ist der Kauf der Aktien von herausragenden Gasproduzenten die beste Möglichkeit, von neuen Aufschwüngen bei Gas zu profitieren. Der heute am weitesten verbreitete Gasaktien-Index ist der XNG. Interessanterweise divergierte der XNG im bisherigen Verlauf dieses Jahres extrem von Naturgas, eine faszinierende Entwicklung mit den verschiedensten Implikationen für Trader.
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Letztes Jahr folgte der XNG der Entwicklung des Gaspreises bis zur Spitze der Parabel von Ende September und Anfang Oktober ziemlich genau. Bis zu diesem Zeitpunkt zeigte er eine Korrelation mit dem Gaspreis von 0,864 auf Basis des täglichen Schlusskurses. Faszinierenderweise hatte der XNG aber seit letztem Oktober eine negative Korrelation mit Gas von -0,217! Gasaktien konsolidierten trotz des Einbruchs von Gas.




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