Billiges Geld
04.08.2016 | Captain Hook
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Abbildung 2
Die jüngste Rally im Sektor der Edelmetallunternehmen war die stärkste in der Geschichte der Minenaktien. Mit Blick auf die Langlebigkeit des Aufwärtstrends wäre es daher am besten, wenn es in naher Zukunft zu einer Korrekturbewegung käme. Je länger sich die aktuelle Rally ungebremst fortsetzt, desto stärker müsste logischerweise der darauf folgende Kursschwung nach unten ausfallen. (Ich will damit nicht sagen, dass die Entwicklung der Märkte heutzutage noch logisch ist - sie wird hauptsächlich von den großen Spekulanten wie Hedgefonds, Investmentfonds und Rentenfonds kontrolliert.)
Trader sollten allerdings vorsichtig sein, denn wer weiß - wenn die Leerverkäufer und Hedger sich gezwungen sehen, ihre Positionen einzudecken, geht es für die Minengesellschaften eventuell doch noch weiter aufwärts. All das frisch gedruckte Geld und die aus den Anleihemärkten fließende Liquidität müssen in diesen beispiellosen Zeiten ja irgendwo hin und es wird nicht viel nötig sein, um den vergleichsweise winzigen Edelmetallmärkten Auftrieb zu verleihen.
Abbildung 3
Das Beängstigende an der fortgesetzten Rally im Edelmetallsektor sind im Moment die Parallelen zum Jahr 1987, die daraus entstehen könnten. Was wird geschehen, wenn die Aufwärtsbewegung der Minenaktien wie 1987 bis zum September anhält? Wenn die Kurse an den allgemeinen Aktienmärkten im August ein Top bilden, haben wir eine vergleichbare Ausgangslage wie in jenem Jahr. So sehr sie sich auch bemühen - den Preismanagern wird es unter Umständen nicht gelingen, die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten bis in den November hinein aufrechtzuerhalten, nicht einmal mit Hilfe von Helikoptergeld. Grund dafür ist erneut der Anleihemarkt.
Wir wissen nun, warum sich die Anleihen am Freitag trotz des Durchhängers an den Aktienmärkten so schwach entwickelten: Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von 28 fehlenden Seiten eines US-Regierungsberichtes über die Anschläge vom 11. September hatte es Spekulationen gegeben, dass Saudi-Arabien mit dem Verkauf seiner US-Assets in Höhe von 75 Milliarden Dollar gedroht hatte, falls die Dokumente publik gemacht würden. Diese Ungewissheit sowie das drohende Helikoptergeld könnten dazu führen, dass die Schwäche an den Anleihemärkten vorerst anhält, während die Aktien und die Rohstoffe dadurch weiterhin Rückenwind erhalten - bis die Börsenkurse im Herbst ein weiteres Mal abstürzen.
Genau das Gleiche ist auch 1987 passiert, bis die Aktienkurse (einschließlich der Minenaktien) im Oktober einbrachen. Dieses Risiko besteht also, wenn es den Verteidigern des Status Quo nicht gelingt, den schönen Schein aufrechtzuerhalten, um Hillary Clinton die Präsidentschaft zu sichern. Sie müssen die Anleihekurse stabilisieren oder der Herbst wird äußerst interessant. Donald Trump hätte im Falle eines Crashs schon einen Fuß in der Tür zum Weißen Haus.
Natürlich handelt es sich bei all dem um reine Spekulationen, aber wenn die Aktienmärkte nicht bald korrigieren, könnte das beschriebene Szenario eintreten. Noch ungünstiger für den Edelmetallsektor ist Lage mit Blick auf die Fibonacci-Zahlen, wenn sich die Kursgewinne bis in den August hinein fortsetzen. Der Aufwärtstrend bestünde dann seit acht Monaten (eine Fibonacci-Zahl), was eine Umkehr der üblichen Saisonalität, derzufolge der September für die Edelmetalle der stärkste Monat des Jahres ist, möglich (wenn nicht gar wahrscheinlich) machen würde.
Wenn die Spekulanten am Markt für Edelmetallaktien sich in diesem Jahr auf die bekannten saisonalen Muster verlassen und ihre Absicherungsgeschäfte reduzieren, ist ein Einbruch der Kurse ein sehr wahrscheinliches Szenario. Sollten die Edelmetalle in dieser Woche also trotz des verlängerten Optionszyklus (bei den ETFs und den Minenaktien) weiter nach oben klettern, werden wir womöglich ein Problem bekommen, dessen Lösung einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Dann besteht zumindest die Möglichkeit einer heftigen Kurskorrektur bei den physischen Metallen und den Aktien der Edelmetallunternehmen, denn die spekulativen Positionen am Papiermarkt der Comex müssen letztlich abgewickelt werden.
Sie werden sich erinnern, dass die Höhe das Open Interest an der Terminbörse ein Rekordniveau erreicht hat (siehe COT-Chart zu Gold und Silber). Darüber hinaus haben wir in dieser Woche natürlich auch noch die Republican National Convention, die Trump den Weg ins Weiße Haus ebnen sollte. Ein weiterer Punkt, den Spekulanten jetzt wohl mit einkalkulieren werden.
Auf kurze Sicht sind höhere Hochs also durchaus noch möglich, da die Trader eventuell das Bedürfnis verspüren, noch mehr Papiergold zu kaufen. Voraussetzung für die Fortsetzung der Edelmetallrally wäre nach dem Auslaufen der Optionen am Mittwoch eine Marktstimmung, die weitere Kursgewinne begünstigt. Momentan ist dieser Faktor noch nicht entscheidend, doch spätestens im nächsten Monat, wenn das politische Theater vorüber ist, wird das Sentiment wieder von großer Bedeutung sein. Dieses hängt insbesondere davon ab, wie viele Programme zum Gelddrucken noch angekündigt werden.
In den letzten Wochen haben wir gesehen, dass selbst die theoretische Möglichkeit zur Beschleunigung der Währungskriege (und der damit einhergehenden Abwertungen) ausreichte, um der ungünstigen Marktstimmung an den allgemeinen Aktienmärkten entgegenzuwirken. Dem Anleihemarkt kommt dabei wie erwähnt eine Schlüsselfunktion zu, denn er wird potentielle Entwicklungen signalisieren und sollte daher genau beobachtet werden.
Der Edelmetallsektor bietet jetzt gute Investitionsmöglichkeiten.
© Captain Hook
www.treasurechestsinfo.com
Der Kommentar wurde ursprünglich am 18. Juli 2016 auf www.treasurechestsinfo.com für Abonnenten veröffentlicht und am 01. August 2016 auf www.safehaven.com veröffentlicht, sowie exklusiv für GoldSeiten übersetzt.