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Wer bestimmt die Preise?

12.09.2016  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Die kollektive Kauf- und Verkaufskraft des Managed Money bzw. der Commercials ist so übermächtig, dass jegliche Einflussmacht der realen Produzenten bzw. Verbraucher ausgelöscht wird.

Nicht bei allen Weltrohstoffen ist es zu einer solchen Revolution des Preisfindungsprozesses gekommen. Bei vielen ist es aber der Fall - nicht nur bei Silber und Gold, sondern auch bei Kupfer, Getreide und sogar beim Rohöl, dem wichtigsten Rohstoff weltweit.

Der gemeinsame Nenner dieser Kursrevolution bei den Rohstoffen ist der Markt für aktive Termingeschäfte, wo die Trader des Managed Money agieren. (Um es nur einmal erwähnt zu haben: Die meisten, wenn nicht alle Terminmärkte, die an der Kursfindungsrevolution beteiligt sind, befinden sich im Eigentum der CME Group. Und aus diesem Grund halte ich mich aus diesen Märkten vollkommen raus.)

Einfach ausgedrückt: Die Managed-Money-Trader sind dazu übergegangen, Terminkontrakte in solch enormen Mengen gemeinschaftlich zu kaufen oder verkaufen, dass ihre Positionen die in der realen Welt hergestellten und verbrauchten Mengen in den Schatten stellen. Obgleich die Managed-Money-Trader bzw. die Commercials meist mit Derivat-Kontrakten handeln und die Kurse solcher Kontrakte sich eigentlich an den realen Bedingungen in der Rohstoffwelt orientieren sollten (und nicht andersrum), so wird die ganze Prozedur letztlich durch die bloßen Kontraktmengen verzerrt.

Nach den geltenden Gesetzen für den US-Rohstoffmarkt ist es illegal, wenn Spekulanten die Kurse bestimmen oder manipulieren; dennoch lässt sich sehr leicht dokumentieren, dass genau das der Fall ist. Bevor ich beweisen werde, dass die Spekulanten die Kurse bestimmen, möchte ich aber vorgreifen und erklären, inwieweit die Aufsichtsbehörden Kursbestimmung und -manipulation durch Managed-Money-Trader bzw. Commercials zulassen. Das hat mit den Obergrenzen für spekulative Positionen zu tun und damit, wie diese festgelegt werden.

Seit mehr als fünf Jahren, seit dem Erlass des Dodd-Frank-Gesetzes, lässt die CFTC die Sache schleifen und hat immer noch keine Obergrenzen für Spekulativpositionen bei Gold und Silber oder anderen Rohstoffen eingeführt, obgleich in einigen Märkten solche Limits schon längst existieren, so zum Beispiel beim Getreide.

Aktuell ist es kaum von Bedeutung, ob legitime Positionsobergrenzen bei Gold und Silber überhaupt noch eingeführt werden. Denn solange die CFTC an der Art und Weise, wie die Trader aus der Managed-Money-Kategorie berücksichtigt werden, nichts ändert, werden derartige Obergrenzen den Managed-Money-Tradern keine Grenzen setzen können.

Das liegt daran, dass Positionsobergrenzen der Behörde auf die einzelnen Trader abzielen aber nicht auf den kollektiven Einfluss vieler Trader, die wie ein einziger am Markt agieren. Eine Positionsobergrenze von beispielsweise 5.000 Kontrakten klingt im Grunde vernünftig, wenn man verhindern will, dass ein Spekulant eine zu große Position ansammelt und die Kurse beeinflusst.

Was passiert aber, wenn je 100 Trader versuchen würden, zur ungefähr selben Zeit Long- oder Short-Positionen zu etablieren, die eben genau 5.000 Kontrakte stark sind? Wie könnte man eine aus 500.000 Kontrakten bestehende Position nicht als zu groß und zu kursbestimmend einstufen?

Das ist kurz und knapp gesagt auch das Problem: Zu viele Managed-Money-Trader, die alle unabhängig als unterschiedliche Körperschaften agieren, handeln nach denselben technischen Signalen, so dass sie, praktisch betrachtet, wie ein einziger Akteur auftreten.

Synchronisierung ist vielleicht noch für bestimmte Schwimmsportarten angebracht, aber nicht für den Handel mit Terminkontrakten. Ich glaube, kein Managed-Money-Trader tut das vorsätzlich; ich bin überzeugt davon, dass die Trader mit diesem kollektiven Verhalten letztlich ihrer Gesamt-Performance schaden. Zudem ist weithin bekannt, dass die Trading-Signale, nach denen sich viele Managed-Money-Trader richten, von gleitenden Durchschnitten und anderen Kursänderungen abhängen (worüber ich nun seit fast einer Ewigkeit schreibe).

Zweck oder Vorsatz dahingestellt, die Daten sind klar: Die kollektive Handelsaktivität des Managed Money verzerrt die Kurse wie nie zuvor. Das mag vielleicht keine neue Schlagzeile sein. Neu ist jedoch, wie stark dieses synchronisierte Trading geworden ist.

Auch wenn ich die CFTC nach wie vor mit Verachtung strafe, dafür, dass sie zulässt, dass die überdimensionale Handelsaktivität von Managed Money/ Commercials mehr Rohstoffmärkte als je zuvor infiziert hat, so muss ich doch zugeben, dass mich die Behörde zu dieser Verachtung quasi einlädt, indem sie Daten veröffentlicht, die weder geleugnet noch missinterpretiert werden können.

In diesem Jahr hatte ich mich bislang auf die Veränderungen der „rekord-extremen“ COMEX-Marktstruktur bei Gold und Silber konzentriert. Zuerst eine Rekord-Short-Positionierung der Managed-Money-Trader zu Jahresende bei historischen Kurstiefs hin zu einer Rekord-Long-Positionierung bei hohen Kursen. Das beschränkt sich nicht nur auf Gold und Silber. Rekordveränderungen bei den Marktpositionierungen waren auch beim Kupfer, Mais, Rohöl feststellbar - eigentlich an den meisten Futures-Märkten. Das ist einfach eine faktische Feststellung.


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