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Wer bestimmt die Preise?

12.09.2016  |  Theodore Butler
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Und es funktioniert immer gleich: Wenn die Managed-Money-Trader kollektiv kaufen, steigen die Kurse und wenn sie verkaufen, dann fallen sie. Was sich in jüngster Zeit aber verändert hat, ist die Tatsache, dass die Käufe und Verkäufe von Derivaten derart beträchtlich geworden sind, dass sie inzwischen den einzigen Kursfindungsmechanismus darstellen.

Am Samstag hatte ich in einem Kommentar über den Rohölmarkt geschrieben. Ich erklärte, dass der Kauf (meist Glattstellungen) von insgesamt 150.000 NYMEX-Rohöl-Terminkontrakten über die letzten zwei Berichtswochen hinweg der Grund waren, warum die Kurse um 8 bis 9 $ stiegen. Das sind große Bewegungen am Ölmarkt.

Was ich aber nicht problematisiert hatte, war erstens, dass es sich bei diesen Transaktionen um das Äquivalent zu 150 Millionen Barrel Öl ging. Ich war zweitens nicht darauf eingegangen, welche Kursauswirkungen solche Ölmengen hätten.

Am Weltölmarkt würde man sofort von einem signifikanten Defizit oder Überschuss sprechen, wenn die Tagesproduktion oder der Tagesverbrauch mit 1 oder 2 Millionen Barrel aus dem Gleichgewicht geriete. In diesem Sinne können die vom Managed Money gekauften Kontraktmengen nur die einzige, tatsächliche Einflussgröße auf den Kurs sein. Auch am NYMEX-Rohölterminmarkt sind die 150.000 Netto-Kontrakte der Managed-Money-Trader (gekauft, als der Kurs den gleitenden Durchschnitt nach oben durchbrach) gleichermaßen enorm.

Im Vergleich zu allen anderen Trader-Kategorien kamen aus der Kategorie „Managed Money“ die mit Abstand überproportional meisten Käufe; es wäre daher nicht irreführend zu sagen, dass die Kategorie des Managed Money die einzige Kategorie war, die kaufte, während alle anderen Kategorien im Grunde an die Managed-Money-Trader verkauften. Einseitiger kann ein Markt wohl nicht sein.

Also, worauf will ich hinaus? Mein Hauptpunkt ist folgender: Die Terminmarktpositionierung ist die Haupteinflussgröße für die Silbermarktkurse und die Kurse andere Rohstoffmärkte. Darüber hinaus hat sich diese Positionierung so intensiviert, dass man es sich fast schon gar nicht mehr vorstellen kann.

Als Kurseinflussgröße hatte ich die Terminmarktpositionierung schon vor vielen Jahren identifiziert, in erster Linie, weil ich mich so stark auf Silber konzentriert hatte. Allerdings kann (basierend auf COT-Daten) kein Zweifel daran bestehen, dass sie ebenso zur Haupteinflussgröße für die Kurse anderer Rohstoffmärkte geworden ist, wozu mit Sicherheit auch der Rohölmarkt zählt.

Da die Terminmarktpositionierung des Managed Money/ der Commercials die Kurse so stark beeinflusst, aber trotzdem künstlich und ohne ökonomische Substanz und Legitimierung ist, so muss ich einfach davon ausgehen, dass irgendeine Form von dramatischem Höhepunkt erreicht werden wird. Für einige kann es nicht anders als schlimm enden.

All das lässt sich faktisch nicht verteidigen, wie das Ausbleiben öffentlicher Empörung seitens der CFTC oder der CME bezüglich meiner Unterstellungen (Dienstvergehen oder Schlimmeren) ganz eindeutig zeigt.

Auch leugnen lässt es sich nicht, da alle meine Anschuldigungen auf Daten aufbauen, die von der CFTC veröffentlicht werden.

Vor allem kann es nicht ewig so weitergehen, weil die Auswirkungen auf die Preise so künstlich und so manipulativ sind, dass es nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben kann. Die Frage ist, WIE alles enden wird.

So wie im Fall der Preissteigerungen bei EpiPens eine Reizschwelle oder Schmerzgrenze erreicht und der Kauf verweigert wurde, so wird es auch unter den legitimen Marktakteuren einen Aha-Moment geben. Ab diesem Punkt wird man begreifen, dass die Terminmarktpositionierung des Managed Money bzw. der Commercials nichts anderes ist, als künstliche Preisfindung an vielen Weltrohstoffmärkten.

Bevor dieser Punkt aber nicht erreicht ist, wäre es Unsinn, diesen primären Kurseinflussfaktor zu ignorieren, vor allem weil er immer stärker wird.

Wenn man jetzt sieht, dass die wachsende Positionierung der Managed-Money-Trader einen immer gewichtigeren Einfluss auch auf so unterschiedliche Rohstoffmärkte wie Kupfer, Mais und Rohöl haben, so kann man sich nur schwer vorstellen, dass die Commercials es nicht schaffen sollten, sie auch beim Gold und Silber vollständig zu liquidieren.

Es ist eine hirnrissige und künstliche Art, die Kurse wichtiger Rohstoffmärkte zu bestimmen - fast schon so hirnrissig, wie man bei uns die Preise von Medikamenten bestimmt, woran ich aber nichts ändern kann. Ich versuche zumindest, darzustellen, wie verrückt und illegal all das im Bereich der Rohstoffe ist.


© Theodore Butler
www.butlerresearch.com



(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.)
Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 1.9.2016 auf der Webseite www.gold-eagle.com veröffentlicht.



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