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Breitangelegte Preisschwäche

12.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind am Freitag im späten Handel unter Druck geraten und mit deutlichen Verlusten aus der Handelswoche gegangen. Brent verlor 4% und schloss bei 48 USD je Barrel. WTI gab um knapp 4% auf weniger als 46 USD je Barrel nach. Der Verkaufsdruck setzt sich auch zu Beginn der neuen Handelswoche fort. Brent fiel im Tief bis auf 47 USD je Barrel. Kurzfristig spricht vieles für einen weiteren Rückgang bis an das untere Ende der Handelsspanne von 45-50 USD je Barrel.

Am Freitagabend berichtete der Öldienstleister Baker Hughes einen erneuten Anstieg der Bohraktivität in den USA. Die Zahl der aktiven Ölbohrungen stieg zum zehnten Mal in den letzten 11 Wochen auf das höchste Niveau seit sieben Monaten. Einen solch langen Zeitraum ohne einen Rückgang der Ölbohrungen hat es zuletzt vor fünf Jahren gegeben.

Die Trendwende bei der Bohraktivität spricht für eine baldige Stabilisierung der US-Schieferölproduktion. Die US-Energiebehörde hatte dem zuletzt bereits Rechnung getragen und ihre Produktionsschätzung für die USA nach oben revidiert. Dies ist ein weiteres Puzzleteil für ein anhaltendes Überangebot am globalen Ölmarkt, nachdem schon die OPEC ihre Produktion deutlich ausgeweitet hat und neben Russland auf einem Rekordniveau produziert.

Vor diesem Hintergrund scheinen auch die spekulativen Finanzanleger die Reißleine zu ziehen und sich von ihren (Netto-)Long-Positionen zu trennen. Bei WTI kam es in der Woche zum 6. September zu einem Abbau um 47,4 Tsd. auf 148,4 Tsd. Kontrakte. Die ICE gibt die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag bekannt. Ebenfalls heute Mittag veröffentlicht die OPEC ihren Monatsbericht.


Edelmetalle

Auch Gold, das sich bis zuletzt als sicherer Hafen gezeigt hat, konnte sich am Freitag nicht der allgemeinen Schwäche an den Finanzmärkten entziehen. Denn diesmal steckten hinter dem breit angelegten Preisrückgang der Märkte offensichtlich "Befürchtungen" der Marktteilnehmer, dass den Zentralbanken langsam die Munition ausgeht, nachdem die EZB am Donnerstag keine Ausweitung des Anleihekaufprogramms angekündigt hat.

Die ultra-lockere Geldpolitik der Weltzentralbanken war allerdings über Jahre hinweg der wichtigste Treiber hinter den steigenden Aktien- und Anleihekurse und hat auch den Goldpreis unterstützt. Wir vermuten aber, dass hinter dem jüngsten Goldpreisrückgang auch Gewinnmitnahmen der spekulativen Finanzanleger stecken. Diese haben in der Woche zum 6. September ihre Netto-Long-Positionen massiv auf rund 270 Tsd. Kontrakten aufgestockt. Sie liegen damit nur noch knapp unter dem Rekordhoch von Anfang Juli.

Doch der Optimismus in Bezug auf die kurzfristige Preisentwicklung scheint überzogen. Sogar die eher längerfristig orientierten ETF-Anleger bauten zuletzt ihre Bestände ab. Am Freitag sind gut 10 Tonnen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs abgeflossen. Die starken Zuflüsse nach den schwachen US-Daten Anfang September wurden damit wieder komplett rückgängig gemacht. Gleiches könnte mit den Netto-Long-Positionen passieren. Die ungünstige Preisdynamik, der hohe spekulative Überhang zuvor sowie die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD je Feinunze dürften die Goldpreise kurzfristig weiter belasten.


Industriemetalle

Der Herbstbeginn macht sich hierzulande zwar nicht in den Temperaturen bemerkbar, sorgt heute Morgen aber für eine Abkühlung bei den Industriemetallen. Belastet durch einen Anstieg der Risikoaversion und kräftig fallende Aktienmärkte geben die Metallpreise heute in der Breite nach. Am stärksten trifft es Nickel mit einem Minus von gut 3% und einem Rückgang auf zeitweise weniger als 10.000 USD je Tonne.

Kupfer fällt heute wieder unter 4.600 USD je Tonne. Gemäß Daten zur Marktpositionierung vom Freitag kam es in der Woche zum 6. September zu einem kräftigen Anstieg der spekulativen Netto-Short Positionen um 55% auf 41,7 Tsd. Kontrakte. Sie liegen damit nur noch knapp unter dem Mitte Juni verzeichneten Rekordniveau. Allerdings bergen extreme Marktpositionierungen erfahrungsgemäß das Risiko von scharfen Korrekturbewegungen im Falle von Short-Eindeckungen, zumal die Kupferpreise zuletzt nicht mehr auf "negative" Nachrichten wie den fortgesetzten Anstieg der LME-Lagerbestände reagierten.

Ein Großteil der preisbelastenden Nachrichten sollte angesichts der extrem negativen Marktpositionierung mittlerweile im Kupferpreis enthalten sein. Dazu zählt auch der Anstieg der Kupfererzexporte in Peru, die in der vergangenen Woche vom Nationalen Statistikinstitut veröffentlicht wurden. Diese stiegen im Juli um 50% gegenüber dem Vorjahr. Peru ist gemäß Daten von WBMS das zweitgrößte Kupfererz-Produzentenland hinter Chile.

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Agrarrohstoffe

Die Kakaopreise sanken am Freitag sowohl in London als auch in New York um 3,5% bzw. 4,3%. In London ist der Preis mit 2.180 GBP je Tonne auf den niedrigsten Stand seit Ende Mai gefallen, in New York mit 2.747 USD je Tonne sogar auf ein 7-Monatstief. Hintergrund waren Meldungen aus der Elfenbeinküste, dass möglicherweise eine große Zahl von Verträgen mit Exporteuren für ungültig erklärt wird.

Die staatliche Vermarktungsstelle hat den Exporteuren eine Frist von sechs Tagen eingeräumt, um zu dokumentieren, dass für die mit ihr abgeschlossenen Abnahmemengen tatsächlich gültige Verträge mit Endabnehmern bestehen. Offensichtlich wird befürchtet, dass für große Mengen Kakao neue Käufer gesucht werden müssten. Die Rede ist von bis zu 250 Tsd. Tonnen. Der Verkaufsdruck würde in die gleiche Richtung wirken wie die verbesserten Aussichten für die kommende Ernte.

In ihrem neuen Quartalsbericht betonte die Internationale Kakaoorganisation, der Ausblick auf die Ernte 2016/17 sei verglichen mit 2015/16 sehr viel günstiger. Der durch bessere Witterung mit vermehrten Regenfällen günstigere Ausblick für 2016/17 hat bereits die Preise sinken lassen. In den beiden letzten Berichtswochen haben die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer ihre Netto-Long-Positionen bereits zurückgefahren. Nehmen sie die aktuellen Marktgeschehnisse zum Anlass, diese Entwicklung fortzusetzen, könnte dies den Preisdruck verstärken.



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