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Warum stagniert der Goldpreis?

20.09.2016  |  Adam Hamilton
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Dies hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Nach dem Brexit-Referendum Ende Juni bis Anfang Juli war die überschüssige Nachfrage nach GLD-Anteilen besonders hoch. Viele Hedgefonds eröffnen zu Beginn eines neuen Quartals Positionen, die sie dann während der gesamten drei Monate halten. Die Käufe der großen Fonds waren daher eher eine einmalige Angelegenheit und gingen schon bald zurück. Dieser Trend wurde verstärkt durch die im Allgemeinen eher ereignisarmen Sommermonate sowie die überraschende Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Aktienmärkten, der die Kurse auf neue Rekordhochs steigen ließ.

An allen Märkten stellt sich im Sommer eine lange Flaute an, da zahlreiche Marktteilnehmer ihre Aufmerksamkeit in dieser Zeit verständlicherweise eher auf Urlaub und Freizeit richten. Die Kinder sind nicht in der Schule, die Sonne scheint warm und einladend und die Mehrheit der Trader, einschließlich der großen Fondsmanager lässt sich entspannt durch den Sommer treiben. Sie haben die Märkte zwar im Blick, treffen aber nur selten wichtige Entscheidungen über größere Kapitalallokationen, solange sie nicht dazu gezwungen werden. Das ist einer der Gründe für die meist wenig aufregende Entwicklung des Goldkurses in den Sommermonaten.

Nachdem das Vereinigte Königreich für den EU-Austritt gestimmt hatte, dauerte es zudem nicht lange, bis die Aktienindices der USA auf neue Allzeithochs kletterten - obwohl für den Fall eines solches Wahlausgangs im Vorfeld die düstersten Prophezeiungen gemacht wurden. Der Goldpreis bildete am 8. Juli ein Top und schon am nächsten Handelstag kletterte der S&P 500 auf sein erstes Allzeithoch seit 13,7 Monaten. Der strauchelnde Bullenmarkt der Aktienmärkte war plötzlich wieder gesund und munter, obwohl das gefürchtete Brexit-Szenario eingetreten war. Am Tag danach erlitt der GLD Kapitalabflüsse von 1,6%.

Mitte Juli erreichte der S&P 500 innerhalb von zwei Wochen an sieben von zehn Handelstagen jeweils einen neuen Rekordstand! Solche Entwicklungen rufen unter den Anlegern einen überschwänglichen Optimismus hervor und sorgten für die Wiederbelebung des Mythos vom ewigen Anstieg der Aktienkurse, der im Zuge der lockeren Geldpolitik und allgemeinen Unterstützung der Zentralbanken für die Märkte in den letzten Jahren entstanden ist. Da Aktien wieder "en vogue" waren, gerieten Gedanken an Portfoliodiversifikation in den Hintergrund und Gold, welches sich tendenziell entgegengesetzt zu den Aktienkursen entwickelt, verlor an Attraktivität - genau wie in den letzten Jahren zuvor.

Ich bin allerdings überzeugt davon, dass sich dieser Trend erneut umkehren wird, so wie das auch im Januar 2016 der Fall war. Doch zuerst muss es an den Aktienmärkten zu einem anhaltenden Sell-off kommen, der bei den Investoren die Sorge hervorruft, dass die Kurse langfristig sinken könnten. Die plötzlichen Verluste des S&P 500 in dieser Woche waren ein guter Anfang, doch wahrscheinlich muss es an den Börsen zunächst einige Wochen lang bergab gehen, bevor die Investoren aktiv beginnen, ihre Portfolios wieder mit Hilfe von Gold zu diversifizieren.

Die Investitionen im Goldsektor sind noch immer viel zu niedrig. Der GLD ist der mit Abstand beste Richtwert dafür, wie viel Aktienmarktkapital in Gold investiert ist. Im August belief sich der Wert der physischen Goldbestände, die der ETF für seine Anteilseigner anlegt, auf 40,3 Milliarden $. Die kollektive Marktkapitalisierung aller 500 im S&P 500 versammelten Top-Unternehmen lag unterdessen bei 20.063,4 Milliarden $. Gemessen an diesen beiden Indikatoren entsprach das in Gold angelegte Kapital der Aktieninvestoren also nur 0,2% ihres Portfolios!

Das ist absurd wenig, praktisch nichts. Die intelligentesten und erfolgreichsten Investoren raten schon seit Jahrtausenden dazu, mindestens 5% eines jeden Portfolios in Gold zu investieren. Selbst dieses absolute Minimum ist für die durchschnittlichen amerikanischen Aktieninvestoren wohl schon ein viel zu hoch gestecktes Ziel, denn sie wurden einer kollektiven Gehirnwäsche unterziehen und glauben nun, dass Gold in unserer modernen Wirtschaft keinen Platz mehr hat. Doch selbst gemessen an den bescheidenen Standards eben dieser Anleger sind die Goldinvestment derzeit äußerst gering.

Die Zeitspanne von 2009 bis 2012 umfasste die letzten normalen Jahren an den globalen Märkten, bevor die unbegrenzte dritte Runde der quantitativen Lockerungen durch die Federal Reserve beschlossen wurde und die Aktienkurse dadurch künstlich nach oben getrieben wurden. In dieser Zeit lag das Verhältnis der GLD-Goldbestände zur gesamten Marktkapitalisierung aller im S&P 500 gelisteten Unternehmen bei durchschnittlich 0,475%. Die Goldinvestitionen der amerikanischen Aktienmarktteilnehmer sind heutzutage selbst gemessen an diesem Vergleichswert lächerlich: Sie betragen gerade einmal 3/7 des normalen Niveaus.

Der nächste Chart verdeutlicht eindrucksvoll, wie gering die Goldinvestments trotz der enormen Kapitalzuflüsse in den GLD in diesem Jahr noch immer sind. Der Chart zeigt den Gesamtwert der Goldbestände des GLD geteilt durch die kollektive Marktkapitalisierung der S&P-500-Unternehmen (rot) sowie die Höhe der Goldbestände in Tonnen (blau). Was wir bislang beobachteten, war nur der Beginn der Zuflüsse des Aktienmarktkapitals in den Goldsektor. Wenn die künstlich am Leben gehaltene Aktienhausse ein Ende findet und ein neuer Bärenmarkt beginnt, werden noch viel größere Kapitalmengen folgen.

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