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Wir bevorzugen ganz klar Gold! - Interview mit Werner Ullmann

15.08.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
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RS: Wie sind Sie eigentlich auf das Thema Rohstoffe gestoßen bzw. seit wann sind Sie in diesem Sektor aktiv?

W.U.: Das Thema Rohstoffe begleitet mich eigentlich schon fast mein gesamtes Berufsleben. Nach dem Abitur absolvierte ich erst einmal eine Ausbildung zum Industriekaufmann im Textilgewerbe, wo ich etwa mit der Auswahl und der Prüfung von physischer Baumwolle zu tun hatte. Anschließend sammelte ich im Großhandelsbereich eingehende Erfahrungen mit Soft Commodities. Bei der Dr. Jens Ehrhardt Kapital AG in Pullach, bei der ich fast 4 Jahre als Analyst tätig war, wurde ich verantwortlicher Rohstoffanalyst, und konzipierte und managte den DJE Gold & Ressourcen Fonds, der in 2003 auch bester in Deutschland angebotener Goldfonds war. In 2004 begann meine Selbständigkeit, wobei ich mich auf die Analyse gerade von Junior Mining Gesellschaften spezialisierte.


RS: Was ist für Sie persönlich betrachtet der ausschlaggebende Grund für die aktuelle Rohstoffhausse? Wie lange schätzen Sie wird diese andauern?

W.U.: Hier sind gleich mehrere Gründe zu nennen: Erst einmal die weltweite Unterinvestierung der Anleger. Und zwar sowohl auf Seiten der internationalen Anleger, die Rohstoffinvestments noch immer geradezu sträflich vernachlässigen, aber bei weiter steigenden Preisen auch zunehmend auf den fahrenden Zug aufspringen werden und damit die Hausse weiter nähren werden. Andererseits haben die Minengesellschaften selber in den vergangenen Jahren viel zu wenig in Exploration und Kapazitätsausbau der Lagerstätten und Minen investiert. Daher kann die deutlich steigende weltweit Nachfrage nach Rohstoffen, vor allem aus China, den Tigerstaaten und Indien, nicht befriedigt werden. In dieser Hinsicht kommt gerade der Explorationsindustrie eine große Aufgabe zu, die vor allem von Junior Mining Gesellschaften übernommen werden.

Zudem sehen wir einen zunehmenden Vertrauensverlust gegenüber den Papierwährungen kommen, der bereits im Ansatz erkennbar ist. Deutlich steigende Geldmengensteigerungsraten bei zurückgehenden Wirtschaftswachstumsraten führt zwangsläufig zu Geldentwertung sprich Inflation im eigentlichen Sinn, und der einzige Schutz dagegen ist ein Investment in reale Werte, die einen einzigartigen Inflationsschutz darstellen. Smart Money hat das schon teilweise erkannt und fließt bereits in den Edelmetallsektor. Irgendwann wird dies auch auf breiter Basis geschehen, und was passiert, wenn die weltweit riesigen Vermögen in die engen Edelmetallmärkte fließen, kann sich jeder gut vorstellen.

Wir gehen davon aus, dass wir uns am Anfang einer Rohstoffbewegung befinden, die insgesamt zwischen 20 und 25 Jahre dauern dürfte. Allein die Nachfragesteigerung nach Rohstoffen aus dem asiatischen Raum wird viele Jahre anhalten. Sie können die jetzige Situation am ehesten mit der Industriellen Revolution vergleichen, wo innerhalb weniger Jahrzehnte das weltweite Nachfrageniveau auf ein ganz anderes Niveau gehievt wurde. Mit dem Beitritt in den Welthandel von China und Indien passiert derzeit etwas Ähnliches und wird für ein langfristig steigendes Rohstoffpreisniveau sorgen.


RS: Die Meinungen über die Länge des aktuellen Zykluses gehen auseinander. Die Meinungen strecken sich von 5 Jahren bis zu 25 Jahren. Bei welchen Anzeichen können Anleger mit einem sicheren Ende dieses aktuellen Rohstoff-Superzyklus rechnen?

W.U.: Das Ende des Rohstoffzyklus wird dann erreicht sein, wenn die internationalen Anleger wieder über einen erheblichen Rohstoffanteil in ihren Depots verfügen und jedermann über Rohstoffinvestments spricht, so, als ob nur der Rohstoffsektor als Anlageklasse in Frage käme. Machen Sie sich bewusst: Noch in 1982, als Gold und Silber ihre Höchstkurse bereits überschritten hatten, lag der Anteil von Goldanlagen bei internationalen Investoren bei 25,8%, 1934 bei rund 21%. Aktuell dürfte dieser Wert bei lediglich rund 1,5% liegen. Erst wenn wir wieder deutlich höhere Gewichtungen bei Rohstoff- und Goldinvestments sehen, dürfte der Rohstoff-Superzyklus - und es ist wirklich einer - seinem Ende zugehen.


RS: Wie schätzen Sie das seit Jahresanfang massiv gestiegene öffentliche Interesse an Rohstoffanlagen ein? Wird das frische Geld dem Markt noch einen weiteren kräftigen Schub geben, oder schreit der Markt bereits nach einer bereinigenden Korrektur?

W.U.: Wir haben im Mai und Juni 2006 eine Korrektur gesehen, die von ihrem Ausmaß her uns doch überrascht hat und dadurch natürlich auch zu einer hervorragenden Bereinigung des Marktes führte. Wie gesagt: Das angeblich gestiegene öffentliche Interesse ist gerade in den Portfolios von institutionellen Anlegern nicht ansatzweise zu erkennen. Bereinigter Markt und unterinvestierte Anleger sind der beste Nährboden für weiter steigende Kurse. Das Chance/Risiko-Verhältnis bei Rohstoffinvestments sehen wir gerade jetzt als sehr günstig an.


RS: Kommen wir nun zur aktuellen Marktsituation. Wir haben kürzlich bei den Rohstoffaktien einen schweren Einbruch auf breiter Front gesehen. Ist die aktuelle Bewegung nur eine Zwischenerholung in einer breiten Korrekturphase oder dürfte die Hausse uns schon bald neue Höchstkurse bescheren?

W.U.: Wie gesagt, die Korrektur hat unserer Meinung nach den Markt sehr gut bereinigt und dürfte der Nährboden für wieder deutlich anziehende Kurse sein. Die im Juni eingesetzte Erholung dürfte sich ausdehnen, gerade auch deswegen, da wir uns am Anfang einer der interessantesten Zeitpunkte für Mineninvestments befinden. Generell sind im August/September steigende Kurse bei Minen und besonders bei Juniors i.d.R. zu beobachten. Es ist durchaus möglich, dass wir uns gegen Ende des Jahres den alten Höchstkursen wieder angenähert haben bzw. diese vielleicht schon übertroffen haben - wenn: Die breiten Aktienmärkte nicht auf breiter Basis einbrechen sollten. Dann könnten sich auch Minenwerte, selbst bei weiter steigenden Goldpreisen etwa, kurzfristig dieser negativen Tendenz nicht entziehen. Mittelfristig jedoch werden sich die Minenwerte ganz eindeutig vom breiten Aktienmarkt abkoppeln und ein Eigenleben entfalten!


RS: Wie schätzen Sie die Lage der US-Konjunktur ein? Würde ein Abschlittern der US-Wirtschaft in die Rezession die Rohstoffpreise kollabieren lassen? Wie würden sich bei einer Stagflation die Rohstoffpreisen entwickeln? Welche Rohstoffe wären Ihrer Meinung nach am Meisten, bzw. am Wenigsten davon betroffen?

W.U.: Die Situation der US-Wirtschaft sehen wir als eher gefährdet an. Hohe Verschuldung bei steigenden Zinsen und zurückgehenden Wirtschaftswachstumsraten sind nicht gerade beruhigend. Allerdings gehen wir davon aus, dass Helikopter Ben, Ben Bernanke, mit einer wieder großzügigeren Geldpolitik ein Absinken der US-Wirtschaft in die Rezession soweit wie möglich vermeiden wird. Im Falle einer Rezession jedoch hätte dies tatsächlich erst einmal gravierende Auswirkungen auf die Rohstoffpreise, vor allem auf die Industriemetalle, Öl und Eisenerz und Kohle.

Für die Edelmetalle sehen wir in diesem Fall kaum Gefahren. Denn: Eine Rezession in den USA bei dieser beschriebenen fragilen Ausgangsbasis hätte ernste Konsequenzen für die Stabilität des US-Dollars und damit auch anderer westlicher Währungen. Als Alternative würde verstärkt Gold und Silber in den Mittelpunkt treten. Darum konzentrieren wir uns im Stabilitas - Gold+Resourcen Fonds auch ganz klar auf den Edelmetallsektor und vor allem auf das Gold!

In einer Stagflation dagegen dürften Rohstoffpreise auf breiter Basis steigen, da allein über die Geldentwertung die Preise schon dies ausgleichen und steigen müssen - eine Situation, die wir übrigens als das wahrscheinlichste Szenario ansehen. Und: Egal, welches Szenario sich letztendlich einstellen wird, Gold und Silber werden immer am meisten profitieren!




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