Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Grünes Licht für die Goldrally - Größter Negativfaktor vorerst gebannt

27.09.2016  |  Adam Hamilton
- Seite 3 -
Mitte Mai kam es am Goldmarkt zu einem ausgeprägten Abverkauf von Terminkontrakten. In jenem Monat fand gar keine Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses statt, doch die Sitzungsprotokolle werden jeweils drei Wochen nach dem letzten Treffen veröffentlicht. Das Statement der Notenbank im April war als "taubenhaft" eingestuft worden, da es keinerlei konkrete Hinweise auf potentielle Zinserhöhungen bei der nächsten Zusammenkunft gab. Die Protokolle der April-Sitzung fielen dann jedoch "falkenhafter" aus als erwartet.

Folglich verkauften die Spekulanten an den Terminmärkten wieder in Windeseile zahlreiche Gold-Futures und die Gesamtzahl der Long-Positionen sank deutlich. Dies war der Grund für den plötzlichen Kursrückgang im Mai. Die Preiserholung begann erst am ersten Freitag im Juni aufgrund der unerwartet schlechten Arbeitsmarktdaten der Vereinigten Staaten. Die Ökonomen hatten mit 164.000 neuen Arbeitsplätzen im Mai gerechnet, doch in Wirklichkeit waren nur 38.000 Stellen geschaffen worden. Das war der schlechteste Arbeitsmarktbericht seit 5,8 Jahren, daher konnte die Federal Reserve, die ja immer wieder betont, dass ihre Zinsentscheidungen von den Wirtschaftsdaten abhängen, im Juni keine Erhöhung riskieren.

Daraufhin strömten die Spekulanten wieder an den Gold-Terminmarkt und katapultierten das Edelmetall nach oben. Bei ihrer Sitzung Mitte Juni ließ die Fed den Leitzins dann auch erwartungsgemäß unverändert. Die FOMC-Mitgliedern waren sich in dieser Hinsicht einig und ihre Vorhersage zur Entwicklung der Federal Funds Rate im Laufe der nächsten Jahre sank um 50 Basispunkte. Die starke Rally des Goldkurses im Juni wurde also vor allem durch die Tatsache befeuert, dass die Spekulanten keine Zinsanhebung erwarteten.

Am letzten Freitag im Juni schoss der Goldpreis dann in die Höhe, weil die britischen Bürger die Welt schockierten, indem sie mutig für ihre Unabhängigkeit von den nicht gewählten EU-Bürokraten stimmten, die sich in ihre Angelegenheiten einmischen. Sowohl Spekulanten als auch Investoren strömten an den Goldmarkt und kauften große Mengen des Edelmetalls, welches sich daraufhin deutlich verteuerte. Die Futures-Trader kauften jedoch nicht, weil der Brexit per se für Unsicherheit an den Märkten sorgt, sondern weil sie glaubten, dass die US-Notenbank den Zins angesichts dieser Entwicklung nicht erhöhen würde!

Sehen Sie das Muster? Der Goldpreis steigt sprunghaft an, wenn die Futures-Spekulanten ihre Long-Positionen aggressiv ausbauen und ihre Shorts eindecken, weil sie glauben, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung durch die Federal Reserve in naher Zukunft gesunken ist. Ich vermute, dass die jüngste FOMC-Sitzung in dieser Woche sich als ähnlicher Katalysator für eine deutliche Zunahme der Goldkäufe erweisen und die nächste bedeutende Aufwärtsbewegung auslösen wird. Die Trader, die mit den Federal-Funds-Futures handeln, waren zwar nicht von einer Erhöhung des Zinssatzes ausgegangen, doch sie hatten zumindest mit einigen Andeutungen der Notenbank bezüglich einer strafferen Goldpolitik in Zukunft gerechnet.

Doch das ist nicht geschehen! Es gab keinerlei explizite Hinweise auf eine bevorstehende Zinserhöhung beim nächsten Treffen des Offenmarktausschusses, keine Warnung wie im vergangenen Oktober, die den Goldpreis abstürzen ließ. Das Statement in dieser Woche war insofern schockierend, als die Fed nicht einmal wie üblich begründete, warum sie keine Anhebung des Leitzinses beschlossen hatte. Obwohl die Lage nach Aussagen der Notenbanker mittlerweile etwas mehr für eine Zinsanpassung spreche, habe man sich entschieden, "vorerst noch zu warten". Yellen will den Leitzins einfach nicht erhöhen.

Zudem veröffentlicht das FOMC nach jeder zweiten Sitzung eine Zusammenfassung der Vorhersagen jedes Mitglieds und jedes Zweigstellen-Vorsitzenden zur künftigen Entwicklung des Leitzinses. Diese sogenannten Dot-Carts sind erneut deutlich "taubenhafter" geworden: Die erwartete Federal Funds Rate ist für die nächsten Jahre um weitere 50 oder 75 Basispunkte gesunken! Die von Ober-Taube Janet Yellen geleitete Fed wird immer akkommodierender, was zu umfangreichen Käufen am Goldmarkt führt.

Unter den zehn FOMC-Mitgliedern gab es zum ersten Mal seit Dezember 2014 drei regionale Fed-Präsidenten, die sich dem Konsens nicht anschlossen. Doch aufgrund der strukturelle Zusammensetzung des Offenmarktausschusses haben die Vorsitzenden der Notenbank-Zweigstellen keine echte Macht innerhalb dieses Gremiums. Sie haben im Wechsel jeweils nur vier von zehn Sitzen inne, daher werden sie ein ums andere Mal von Yellens Gefolgsleuten überstimmt. Ihre abweichende Meinung ist folglich kein Hinweis auf eine baldige Zinsanhebung.

Yellen und vier eng mit ihr verbündete Mitglieder des Board of Governors haben zusammen fünf der zehn Stimmen. Die letzte Stimme gehört dem Vorsitzenden der New Yorker Fed, der als einziger Zweigstellen-Präsident über ein permanentes Stimmrecht verfügt. Natürlich tendiert er ebenfalls zu einer äußerst lockeren Geldpolitik, da Zinserhöhungen den Finanzmärkten schaden, die so wichtig für die Wirtschaft seines Verwaltungsbezirks ist. Die Befürworter des aktuellen geldpolitischen Kurses haben im FOMC eindeutig die Oberhand, ganz egal, was die regionalen Leiter davon halten mögen.

Für Gold sind das in den kommenden Monaten äußerst bullische Voraussetzungen, denn die Hände der Notenbank sind bis nach der US-Präsidentschaftswahl Anfang November gebunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Leitzins noch vor Abgabe der Stimmzettel am 8. November angehoben wird, oder dass eine solche Zinserhöhung von den Notenbankern auch nur angedeutet wird, ist gleich Null! Die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses findet am 2. November, kurz vor der Wahl statt. Die Fed kann daher nicht einmal vor einer Zinsanpassung beim darauf folgenden Treffen im Dezember warnen.

Vor uns liegen nun also mindestens drei Monate, in denen die Federal Reserve keine "falkenhaften" Statements abgeben kann - ein wunderbares Zeitfenster für die nächste Aufwärtsbewegung des Goldkurses vor dem Hintergrund umfangreicher Investitionen und spekulativer Kapitalanlagen. Ungeachtet aller gegenteiligen Beteuerungen Janet Yellens ist die US-Notenbank in politischer Hinsicht keineswegs unparteiisch. Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl wird enorme Auswirkungen auf die Fed haben und Yellen favorisiert mit Sicherheit Hillary Clinton.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Weitere Artikel des Autors


Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"