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Grünes Licht für die Goldrally - Größter Negativfaktor vorerst gebannt

27.09.2016  |  Adam Hamilton
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In einer stillen Sonntagnacht im Juli 2015 wurde der Goldkurs mittels eines gigantischen und außerordentlich manipulativen Leerverkaufs auf ein unnatürlich niedriges Niveau gedrückt. Am 19. Juli gegen 21.30 Uhr wurde eine riesige Verkaufsorder über 24.000 Gold-Futures platziert. Das war so extrem, dass innerhalb einer einzigen Minute zwei 20-sekündige Handelsunterbrechungen ausgelöst wurden! Der Goldpreis stürzte in dieser Minute 48 $ in die Tiefe, durchbrach seine Unterstützung und fiel auf 1.086 $.

Wie ich damals ausführlich erklärte, handelte es sich dabei offensichtlich um eine extreme Leerverkaufs-Attacke. Kein normaler Trader auf der Long-Seite des Marktes würde so viele Kontrakte zu einer Uhrzeit auf den Markt werfen, in der das Handelsvolumen erfahrungsgemäß sehr gering ist, denn dies wirkt sich äußerst nachteilig auf den erzielten Verkaufspreis aus. Trotz der damals katastrophalen Marktstimmung im Goldsektor ist dieser unverschämte Manipulationsversuch erstaunlicherweise gescheitert. Schon kurz danach begann der Goldkurs einen mehrere Monate andauernden Aufwärtstrend.

Zwischen Anfang August und Mitte Oktober 2015 stieg der Goldpreis ausgehend vom Tief nach der Short-Attacke um 9,6%. Das war eine schöne Aufwärtsbewegung, bis der Offenmarktausschuss der Fed bei einer Sitzung am 28. Oktober mit einer "falkenhaften" Überraschung aufwartete. In ihrem üblichen Statement nach dem Meeting warnte die Notenbank vor einer bevorstehenden Zinsanhebung bei ihrer "nächsten Sitzung", die Mitte Dezember stattfinden sollte.

In den 10,2 Jahren, die seit dem Ende des letzten Zinszyklus im Juni 2006 vergangen sind, hat die Federal Reserve den Leitzins nur ein einziges Mal angehoben - und nach ihrer letzten Sitzung vor dieser Erhöhung hat sie unmissverständlich vor der kommenden Zinsanhebung gewarnt. Da Janet Yellen nach der FOMC-Sitzung in dieser Woche keine Warnung aussprach, ist es völlig ausgeschlossen, dass der US-Zins bereits bei der nächsten Zusammenkunft der Notenbanker Anfang November erhöht wird.

Doch zurück zum Oktober 2015. Nach der Ankündigung der bevorstehenden geldpolitischen Straffung verkauften die Spekulanten an den Gold-Terminmärkten ihre Futures leichtfertig in großen Mengen. Die Gesamtzahl der Long-Positionen (grün im obenstehenden Chart) brach ein, während die Short-Positionen (rot) in die Höhe schossen. Die irrationale Angst der Spekulanten am US-Terminmarkt vor einem steigenden Zinsniveau war der Auslöser für das 6,1-Jahrestief, welches der Goldkurs Mitte Dezember 2015 erreichte. Den Boden bildete das gelbe Metall tatsächlich am Tag nach der ersten Zinsanhebung durch die Fed seit fast einem Jahrzehnt.

Im Hinblick auf die allgemeinen Aktienmärkte sind die Sorgen aufgrund eines höheren Zinsniveaus jedoch vollkommen gerechtfertigt. Ebenfalls im Dezember 2015 analysierte ich die Performance des US-Aktienindex S&P 500 während der erwähnten elf Zinserhöhungszyklen in den Vereinigten Staaten seit 1971. Die durchschnittlichen Gewinne des Index beliefen sich in jenen Jahren auf nur 2,8% und waren damit um eine ganze Größenordnung kleiner als die des Goldkurses. Wenn man zudem bedenkt, wie stark überbewertet die Aktienmärkte infolge der extrem lockeren Geldpolitik der Notenbanken sind, stellen höhere Zinsen für die Börsenkurse tatsächlich eine ernste Bedrohung dar.

In den ersten Handelstagen nach der Zinsanpassung Mitte Dezember sank der S&P 500 um 3,3%. Doch da das neue Steuerjahr kurz bevorstand, warteten die meisten Verkäufer bis 2016, um dem Aktienmarkt in Reaktion auf die geldpolitische Straffung den Rücken zu kehren. Auf diese Weise konnten sie die hohen Steuern, die auf ihre realisierten Gewinne anfielen, um ein weiteres Jahr hinausschieben. Mit dem Beginn des Jahres 2016 setzten sich die Verkäufe an den Aktienmärkten dann umso heftiger fort.

Innerhalb der ersten sechs Wochen des neuen Jahres brach der S&P 500 infolge der ersten Erhöhung der Zinsen über die sieben Jahre lang geltende 0-%-Linie um ganze 10,5% ein! Das war der größte Sell-off seit 4,4 Jahren. Wie ich am letzten Tag des alten Jahres vorhergesagt hatte, als der Goldkurs bei nur 1.060 $ notierte, sollten die Investoren schon sehr bald zum gelben Metall zurückkehren. Gold ist ein einzigartiges Asset, dessen Kurs sich entgegengesetzt zur Performance der Aktienmärkte entwickelt. Aus diesem Grund schießt die Investitionsnachfrage in die Höhe, sobald sich die Lage an den Aktienmärkten verschlechtert.

Genau diese Investmentnachfrage war es, die dem starken neuen Bullenmarkt im laufenden Jahr Auftrieb gab. Letzte Woche habe ich dieses Thema ausführlich analysiert, falls Sie Ihre Kenntnisse über diese essentielle Grundlage des Goldmarktes auf den neusten Stand bringen wollen. In der ersten Jahreshälfte 2016 ist das Investitionskapital stetig an den Goldmarkt zurückgekehrt, bevor der Zufluss im dritten Quartal dann deutlich nachließ. Die starke Nachfrage nach Goldanlagen war die wichtigste Antriebskraft hinter der aktuellen Gold-Hausse, doch die Futures-Spekulanten können noch immer starke Preisbewegungen auslösen.


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