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China: Zwischen Überschuldung und Gold-Kaufrausch

08.10.2016  |  Chris Vermeulen
Die chinesischen Schulden belaufen sich auf erschreckende 24 Billionen US-Dollar, was einer Schuldenquote von 247% im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt des letzten Jahres entspricht. Tatsächlich ist die Verschuldung Chinas damit innerhalb eines Jahrzehnts um erstaunliche 465% gewachsen. Noch im Jahr 2007 lag die Gesamtverschuldung sowohl des Finanzsektors als auch aller anderen Sektoren zusammen bei nur 78% des BIP. Heute ist sie nach Angaben der Wirtschaftsexperten der Nomura Holdings Inc. auf 309% des BIP gestiegen.

Einige optimistische Beobachter sind der Ansicht, dass der Anteil fremdfinanzierter Assetkäufe in China heute noch weit unter den Werten liegt, die 2007 vor Ausbruch der Finanzkrise in den USA erreicht wurden. Dabei vergessen sie jedoch meist, dass der chinesische Immobiliensektor in den bedeutendsten Städten des Landes zwischen 2000 und 2015 auf das 4,5fache seines Volumens angewachsen ist. Die Erfahrung vergangener Jahre lässt vermuten, dass eine solche Vergrößerung nicht nachhaltig sein kann und sich hier womöglich eine Spekulationsblase gebildet hat. Ein scharfer Einbruch der Immobilienpreise würde das Kreditvolumen im Verhältnis zum Wert der Assets enorm in die Höhe schnellen lassen und dadurch die gesamte Wirtschaft des Landes gefährden.

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Das Haushaltsdefizit - eine riesige Herausforderung

Der IWF prognostiziert für China ein moderates Haushaltsdefizit von 3%. Das klingt zunächst recht vernünftig. Allerdings hat der IWF dabei nur die Ausgaben der Zentralregierung berücksichtigt, welche einen Anteil von weniger als 20% an den gesamten öffentlichen Ausgaben haben. Mehr als 80% der staatlichen Gesamtausgaben Chinas entfallen jedoch auf die Lokalregierungen und Gemeinden.

Werden all diese Ausgaben mit einkalkuliert, wächst das Defizit basierend auf den Daten des IWF bereits auf 10% an. Goldman Sachs schätzt dagegen, dass die Neuverschuldung mit 15% des BIP in Wirklichkeit noch deutlich höher ist. Diese Zahlen sind weit schlechter als die der USA es direkt vor der Finanzkrise von 2008 waren.

Die meisten staatseigenen Betriebe nehmen neue Kredite auf, um ihre alten Schulden abzubezahlen. Die Gesamthöhe der Problemkredite ist in den letzten Jahren stark angestiegen, wie der folgende Chart zeigt. Die chinesische Regierung hat es mit Blick auf die Beschäftigungszahlen bisher nicht zugelassen, dass bedeutende Unternehmen pleite gehen. Sollte der Staat seine Unterstützung für insolvente Konzerne einstellen, könnte die Arbeitslosenquote sprunghaft ansteigen.
 
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Stockendes Wachstum

Das Wirtschaftswachstum ist ins Stocken geraten und es ist fraglich, ob die bereits nach unten korrigierten Wachstumsprognosen der chinesischen Regierung erreicht werden. Vor diesem Hintergrund scheint es höchst unwahrscheinlich, dass das Reich der Mitte seinen Schuldenüberhang bewältigen kann.

Im Vorfeld des anstehenden Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas, der alle fünf Jahre abgehalten wird, wird die Regierung keine unliebsamen Reformen durchdrücken wollen, obwohl diese dringend nötig wären. Die chinesischen Schuldenexzesse haben ein solches Ausmaß erreicht, dass manche Experten mittlerweile der Ansicht sind, dass für eine Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts um 1,00 $ ein Kredit über 4,00 $ aufgenommen werden muss. Das ist mit großer Sicherheit als Zeichen eines drohenden Crashs zu werten, der sowohl globale Auswirkungen als auch langfristige Folgen haben wird.



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