Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Saisonale Trends im Ölbullenmarkt

18.08.2006  |  Adam Hamilton
Spekulieren ist ein großartiges Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Wenn sich ein Spekulant für einen Trade entscheidet, hat er niemals eine 100%ige Chance zu gewinnen oder zu verlieren. Jeder beliebige Handel befindet sich in punkto Sicherheit und Gewissheit über Erfolg oder Misserfolg in einem sehr grauen Bereich.

In diesem von Wahrscheinlichkeiten geprägten Umfeld liegt es im Interesse des Spekulanten, den Markt, in dem er handelt, zu verstehen und profundes Wissen über Marktbegebenheiten aufzubauen. Buchstäblich sollte jede Kleinigkeit, die man über einen Markt lernen kann, zu einer genaueren Auffassung der vorherrschenden Marktbedingungen und einer daraus resultierenden Erhöhung der Erfolgswahrscheinlichkeit führen.

Der Grund, warum profundes Marktwissen förderlich ist, ist dass sich die auftretenden Wahrscheinlichkeiten ständig ändern. Startet man einen langfristigen Trade heute, könnte dieser eine 40%ige Chance auf Erfolg besitzen, während die Erfolgschance einen Monat später bei 60% liegen könnte. Offensichtlich möchten Spekulanten wissen, wie es zu jedem Zeitpunkt um diese Wahrscheinlichkeiten steht, um beim Handeln mit effektivem Timing punkten zu können.

Dies ist der Grund, warum ich in letzter Zeit mehr und mehr Interesse an saisonalen Schwankungen eines Marktes entwickle. Man muss versuchen, saisonale Tendenzen zu quantifizieren, um zu einer bestimmten Zeit im Jahr bestimmte Handlungen zu setzen. Während im Aktiengeschäft Saisonalitäten weniger gebräuchlich sind, sind sie bei den meisten Termingeschäften anzutreffen. Das klassische Saisonen-Beispiel sind Ernten, die von den Jahreszeiten abhängig sind.

Mein bester Freund aus der Studienzeit ist Weizenbauer in Süd-Dakota. Normalerweise erntet er seinen Frühjahrsweizen am Ende des Sommers. Jeder andere Weizenbauer erntet seinen Weizen ebenfalls am Ende des Sommers. Während der Erntezeit wird also der Markt mit Weizen überschüttet und daher sinken auch die Marktpreise zu dieser Zeit.

Einige Monate später jedoch, wenn die Temperaturen fallen und der Winter kommt, hat der Markt den Grossteil der Ernte aufgenommen. Die Versorgung vermindert sich und die Preise für Weizen sind im Dezember wieder höher. Mein Freund und viele weitere Bauern handeln diese saisonalen Begebenheiten, indem sie nicht die gesamte Ernte im Sommer verkaufen. Sie versuchen, soviel Weizen wie nur möglich zu Lagern und ihn erst im Winter, zu höheren Preisen, am Markt anzubieten.

Während die saisonalen Tendenzen der Ernte offensichtlich von den Jahreszeiten abhängig sind, gibt es weit spitzfindigere Saisonen, die zum Großteil noch nicht verstanden wurden. Diese zu verstehen würde einem Spekulanten einen geringfügigen Vorteil verschaffen, um den vorliegenden Markt besser analysieren zu können und daraufhin seine Aktivitäten gezielter durchzuführen. Ich würde diese Saisonen-Analysen niemals als primäres Handelstool einsetzen, jedoch können sie sehr hilfreich sein, um den besten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu erkennen.

Es gibt einige exzellente Informationsservices, die wunderschöne saisonale Charts für Termingeschäfte abbilden, aber ich habe einige Probleme mit der üblichen Präsentation. Erstens bin ich ein Aktien- und Aktienoptions-Spekulant und bin daher mehr daran interessiert, wie saisonale Trends die Aktienkurse beeinflussen als Termingeschäfte. Zweitens ist die standardmäßige Vorgehensweise, um saisonale Charts zu erstellen, die Kursdaten einiger Jahrzehnte zusammenzulegen und daraus saisonale Wahrscheinlichkeiten abzubilden.

In all meinen Marktstudien war eine wesentliche Erkenntnis, dass sich ein Bullenmarkt anders verhält als ein Bärenmarkt. Steigende Preise in einem säkularen Bullenmarkt verhalten sich anders als fallende Preisen in einem säkularen Bärenmarkt. Wenn man nun saisonale Charts über Bullen- und Bärenmärkte kreiert, werden sich die säkularen Trends aufheben. Dies ist teilweise gut, jedoch will ich mich, wenn ich in einem Bullenmarkt handle, nicht auf Daten stützen, die teilweise auf Bärenmärkten basieren.

Daher bin ich an kürzeren saisonalen Untersuchungen interessiert, welche nur die Jahre des aktuellen Bullenmarktes von Rohstoffen und Rohstoffaktien berücksichtigen. Dies wird zwar pure saisonale Einflüsse durch das Mischen mit säkularen Trends schwächen, aber ich glaube es ist relevanter, die aktuellen Bullenmärkte aufgrund ihrer bisherigen Performance zu handeln. Die Zeit wird zeigen ob meine Theorie korrekt ist, aber ich hoffe Sie verstehen, warum ich nur Bullenmarkt-Trends heranziehe.

Ich bin an allen Arten von saisonalen Bullenmarkt-Trends interessiert und befasse mich nun eingehender mit deren Untersuchung. Ich will versuchen, saisonale Trends in den Bullenmärkten von Gold, Silber, HUI, Erdöl, XOI, Erdgas, XNG, Basismetallen und anderen Bereichen abzubilden und zu verstehen. Vielleicht gibt es feinsinnige Tendenzen innerhalb der Bullenmärkte, die noch nicht verstanden wurden.

Für diesen ersten Streifzug wählte ich die saisonalen Trends des Öl-Bullenmarktes, und zwar aus zwei Gründen. Erstens hat Öl das Potential, zu dieser Jahreszeit interessanter als andere Sektoren zu sein. Zweitens haben wir heute guten Aufschluss über Call-Optionen auf Öl-Aktien in unserem Zeal-Speculator Warnservice. Ich möchte herausfinden, wie saisonale Trends die Wahrscheinlichkeit zur Realisierung von Gewinnen mittels unserer Verkaufszeitpunkte beeinflussen. Gibt es eine bestimmte Woche oder einen bestimmten Monat, indem die Chancen auf die Verwirklichung eines Zwischenhochs am höchsten sind?

Unser derzeitiger Öl-Bullenmarkt begann Ende 1998. Ich analysierte daher die Jahre 1998 bis 2006 um diese saisonalen Charts zu erstellen. Trotzdem, dass das Jahr 2001 ein schlechtes Jahr für Öl war, ist es in der Analyse enthalten, da es letztendlich nur eine Korrektur des langfristigen Bullenmarktes war und kein Start eines neuen säkularen Bärenmarktes. Ich verwendete die Rohölpreisdaten um zwei Charts zu erstellen, wobei einer monatlich und einer jährlich indexiert ist.

Der erste, jährlich indexierte Chart betrachtet jedes Jahr von 1998 bis 2006 individuell. Das Niveau auf dem Öl startet ist in jedem Jahr mit 100 angenommen worden. Für das restliche Jahr geht der Ölpreis von den indexierten 100 aus. Wenn nun allen Jahren individuell dieser Index zugeordnet wurde und die Daten über die Jahre abgestimmt sind, wird der Durchschnitt der eigenständigen Indizes gebildet. Der resultierende Durchschnitt über die Zeit wird im unteren Chart dargestellt.

Der zweite, monatlich indexierte Chart wird mit derselben Vorgehensweise erstellt, jedoch auf einem feineren Level. Jedes individuelle Monat der Jahre 1998 bis 2006 wurde indexiert und danach der Durchschnitt über dieselben Kalendermonate der einzelnen Jahre berechnet. Das heißt, jeder Jänner der Jahre 1998 bis 2006 ist individuell indexiert und mit Hilfe all dieser Jännerwerte wurde der Durchschnitt gebildet. Der resultierende Chart zeigt nun rein monatliche Tendenzen über die Laufzeit dieses Öl-Bullenmarktes.

Jeder Chart inkludiert einen eingefügten Chart mit demselben indexierten Datenset, wobei zusätzlich die Standardabweichung berücksichtigt wird. Es wurde über und unter den indexierten Daten des großen Charts jeweils eine Standardabweichung eingezeichnet. Ich inkludierte diese um zu zeigen, dass diese indexierten Durchschnittswerte nicht ganz „scharf“ sind und demzufolge die saisonalen Bullenmarkt-Trends nicht als primäre Trading-Tools geeignet sind. Jedoch sollte es uns helfen, unser Verständnis bezüglich der Wahrscheinlichkeiten im Ölmarkt zu schärfen.
Open in new window


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"