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Saisonale Trends im Ölbullenmarkt

18.08.2006  |  Adam Hamilton
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Im Durchschnitt stieg Öl seit 1998 um unglaubliche 30%, von den indexierten 100 im Jänner auf über 130 Anfang Oktober. Auf den ersten Blick erscheint dies unwahrscheinlich, doch dieser Ölbullenmarkt ist außergewöhnlich. Im Dezember 1998 wurde Öl für $10,73 pro Barrel gehandelt, ein geringerer Wert (in realen Zahlen) als in den frühen 1970ern vor dem arabischen Öl-Embargo. Bis zum 14. Juli dieses Jahres stieg der Ölbullenmarkt um 618% an!

Wenn wir nun das zusammengefasste indexierte Verhalten des Ölmarktes über die letzten neun Jahre betrachten, sehen wir, dass Öl bei den indexierten 100 startet und bis Anfang Herbst auf knapp 130 steigt, um danach wieder auf 123 zu fallen. Macht das Sinn? Ja, dieser Öl-Bullenmarkt ist um die 8 Jahre alt. Wenn dieser 23%ige Gewinn über acht Jahre zusammengefasst wird, kommt man auf einen Ertrag von 424%. Dies ist weniger als der aktuelle 618%ige Gewinn und beweist die Auftrittswahrscheinlichkeit von saisonalen Verläufen.

Bis zum heutigen Tag tendierte Öl in diesem Bullenmarkt dazu, in der ersten Hälfte jedes Jahres kontinuierlich zu steigen. Saisonbedingt tendiert Öl zu einem Anstieg um 20% zwischen Anfang Jänner und Mitte Juli. Anfang dieses Jahres handelte man Öl um $63,1, bis zum 14. Juli stieg es um 22%, auf ein nominales Hoch von $77,03. Bis jetzt bewegt sich Öl also auch im Jahr 2006 gemäß des saisonalen Verlaufes.

Während die Öl-Gewinne im ersten Halbjahr durchschnittlich gesehen konstant waren, leuchtet der Stern der Rohstoffe nun erst richtig hell auf. Zwischen Ende Juli und Ende September war bisher stets die stärkste Phase unseres Bullenmarktes. Sehen Sie in unserem Chart den enormen Anstieg im August? Heute sind wir in der frühen Phase dieses in den letzten Jahren regelmäßig aufgetretenen Anstieges.

Warum neigt Öl dazu, im August zu steigen? Die Leute vom Termingeschäft nennen einige Faktoren. Ein Faktor ist die Erwartung der Hurrikan-Saison im Golf, und die möglichen resultierenden Versorgungsprobleme. Ein weiterer Grund ist, dass im Ferienmonat August am meisten Benzin verbraucht wird. August ist der Monat mit dem höchsten Benzinverbrauch und strapaziert daher den Ölpreis gewaltig. Was auch immer der Grund sein mag, es ist gewiss, dass in diesem Abschnitt des Jahres eine saisonale Stärke von Öl besteht.

Wenn Öl dieses Jahr wiederum dem Muster folgt, wird es bis Ende September auf indexierte 131 steigen, was einem saisonalen Hoch von $83 entsprechen würde. Da Öl im Juni $71 und im Juli 74$ erreichte glaube ich, dass wir schwache $80 als saisonales Hoch für den Ölindex erwarten können. Das ist interessanterweise mit dem wahrscheinlichen Ziel für relatives Öl für diesen Aufschwung abgestimmt, das Ende September bei ungefähr $84 liegen sollte.

Realistisch gesehen ist diese Prognose sehr zurückhaltend, da sie auf rein technischen Gesichtspunkten basiert und mögliche Hurrikanschäden oder geopolitische Krisen nicht berücksichtigt sind. Wenn wir einen üblen Hurrikan bekommen, der einen großen Schaden an der Öl-Infrastrukur im Golf von Mexiko anrichtet, oder einen Krieg im Mittleren Osten, indem die Öl produzierenden Länder verwickelt sind, dann kann Öl einen weitaus höheren Index erreichen.

Aber auch ohne solch exogene Schockerlebnisse zeigt Öl in diesem Bullenmarkt die klare Tendenz, zwischen Ende Juli und Ende September stark zu steigen. Spekulanten mit Longpositionen in Öl oder elitären Öl-Aktien und Call-Optionen auf Öl-Aktien sollten diese saisonalen Schwankungen zu ihren Gunsten nützen. Die saisonalen Trends von Öl besagen, dass Ende September die beste Zeit ist, um Longpositionen in Ölgeschäften abzugeben.

Nachdem Öl Ende September oder Anfang Oktober das saisonale Hoch erreicht hat, tendiert es dazu, im letzten Viertel des Jahres wieder zu fallen. Dies ist die schwächste Zeit im Jahr und deshalb auch nicht die beste Zeit zum Verkaufen. Aber dieser Abwärtstrend ist sehr wertvoll, da er einen exzellenten Einstiegspunkt für neue Long-Trades für das folgende Jahr bietet. Spekulanten sollten auf jeden Fall berücksichtigen, dass Öl Anfang Dezember saisonbedingt tendenziell auf indexierte 118 fällt.

Jetzt wo Sie die saisonalen Tendenzen erkannt haben und sehen, wie gut es für die nächsten Monate aussieht, muss ich eine Warnung abgeben. Es sind nur wenige Jahre zwischen 1998 und 2006, das bedeutet die Stichprobe für unsere saisonalen Charts ist sehr klein im Vergleich zu konventionellen saisonalen Charts. Aufgrund dieser geringen Stichprobe ist die Standardabweichung, die in unserem Chart gelb eingezeichnet ist, zwischen den individuell indexierten Jahren sehr groß.

Nahe dem saisonalen Hoch von Ende September beträgt die Standardabweichung für jährlich indexiertes Öl mehr als 40. Das heißt, es besteht eine 68%ige Wahrscheinlichkeit, dass Öl in dem indexierten Bereich zwischen 90 und 170 enden wird. Umgerechnet in Dollar bedeutet dies einen Standardabweichungsbereich zwischen $57 und $107.

Generell kann man sagen, je größer die Standardabweichung, desto weniger dicht sind die Daten gebündelt. Je weniger dicht die Daten gebündelt sind, desto unwahrscheinlicher sind sie und daher ist der letzte Chart mehr ein Produkt von inhärenten Durchschnitten als von tatsächlichen Markttendenzen. Mit dieser hohen Standardabweichung im Falle von Öl sollten wir vorsichtig sein, und wir sollten nicht versuchen, mehr in diesen Chart hinein zu interpretieren als er tatsächlich aussagt.

Mein nächster Chart ist der oben beschriebene, monatlich indexierte Chart. Ich entwickelte diesen Chart, weil wir ganz am Anfang jeden Monats eine Möglichkeit haben, Ölaktien-Optionen in unserem monatlichen Newsletter Zeal-Intelligence zu handeln. Daher wollte ich verstehen, welcher Kalendermonat saisonalbedingt der Stärkste zu sein scheint und welcher tendenziell am Schwächsten ist. Wieder möchte ich betonen, dass ich diesen Chart und die folgenden Erkenntnisse nicht als primäres Analyse-Werkzeug einsetzen würde, jedoch begrüße ich die zusätzliche Information die er uns liefert.

Leider sind aufgrund der begrenzten Funktionen unserer Chart-Software im Diagramm einige graphische Artefakte enthalten, die bedeutungslos sind und ignoriert werden sollten. Da jeder Monat individuell indexiert wurde, sollte jeder Monat eigenständig betrachtet werden. Jänner und Februar starten bei 100, jedoch endet der Jänner bei ca. 104. Der scharfe Fall zwischen Ende Jänner und Anfang Februar wird nicht von den Daten verursacht, sondern von der Software, die die Monate nicht eigenständig betrachtet und die Punkte dazwischen verbindet.


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