Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Wachsende Zweifel an OPEC-Produktionskürzungen

10.10.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen seit Freitag unter Abgabedruck. Brent notiert bei 51,5 USD je Barrel, WTI wieder unterhalb von 50 USD je Barrel. Am Freitagmorgen hatte Brent bei 52,84 USD je Barrel noch ein 4-Monatshoch verzeichnet und das Jahreshoch von Anfang Juni nur haarscharf verfehlt. Es wachsen offensichtlich Zweifel am Zustandekommen einer Einigung der OPEC-Länder auf Produktionskürzungen. Denn einige von ihnen treffen sich in dieser Woche schon wieder am Rande einer Energiekonferenz in Istanbul.

Dass noch Redebedarf besteht, verdeutlichen aktuelle Äußerungen des irakischen Ölministers. Dieser hat gestern bekräftigt, die Ölproduktion im nächsten Jahr weiter steigern zu wollen. Worte und Taten klaffen bei der OPEC also weiterhin deutlich auseinander. Derzeit produziert die OPEC knapp 1 Mio. Barrel pro Tag mehr Rohöl als benötigt. Bei der jetzigen OPEC-Produktion wäre der Markt erst in einem Jahr ausgeglichen. Die drei Energieagenturen dürften das momentane Überangebot bestätigen, wenn sie in dieser Woche ihre neuen Schätzungen zu Angebot und Nachfrage bekanntgeben.

Das Nicht-OPEC-Angebot für 2017 dürfte sogar weiter nach oben revidiert werden. Denn in den USA sind die aktiven Ölbohrungen in der letzten Woche laut Baker Hughes zum 14. Mal in den letzten 15 Wochen gestiegen und Russland produzierte im September auf einem Rekordniveau. Von daher überrascht es nicht, dass einige Spekulanten Gewinne mitnehmen. Diese hatten in der Woche zum 4. Oktober ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um 68 Tsd. Kontrakte ausgeweitet und damit maßgeblich zum starken Preisanstieg in der Berichtswoche beigetragen.


Edelmetalle

Gold markierte am Freitag bei gut 1.240 USD je Feinunze kurzzeitig ein 4-Monatstief, erholte sich anschließend aber wieder. Zum Auftakt der neuen Handelswoche notiert es bei rund 1.265 USD wieder leicht oberhalb der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie. Rückendeckung erhielt Gold durch den im späten Handelsverlauf schwächeren US-Dollar und durch ETF-Zuflüsse.

Die US-amerikanische Währung wertete ab, nachdem der US-Arbeitsmarktbericht für September die Erwartungen leicht verfehlt hatte. In den USA wurden im letzten Monat 156 Tsd. neue Stellen geschaffen, was zu der moderaten Erholung der US-Wirtschaft passt. Die US-Notenbank Fed dürfte unseres Erachtens weiter im Dezember die Zinsen anheben. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten am Freitag mit 9,1 Tonnen den höchsten Tageszufluss seit Mitte September. Dieser war vor allem auf den SPDR Gold Trust, den weltgrößten Gold-ETF, zurückzuführen.

Wie die CFTC-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, war der Preiseinbruch bei Gold letzten Dienstag im Wesentlichen auf diese Anlegergruppe zurückzuführen. Denn in der Woche zum 4. Oktober wurden die Netto-Long-Positionen um 22% auf 200,1 Tsd. Kontrakte reduziert, den niedrigsten Wert seit vier Monaten. Seither dürfte es zu einem weiteren Abbau gekommen sein. Kaufzurückhaltung zeigen schon seit längerem die Zentralbanken. So hat China gemäß Daten der Zentralbank im September seine Goldreserven lediglich um 160 Tsd. Unzen bzw. 5 Tonnen aufgebaut.

Open in new window



Industriemetalle

Nach der Feiertagswoche in China nehmen die chinesischen Händler seit heute wieder am Marktgeschehen teil. Die im Zuge dessen festen chinesischen Aktienmärkte geben zugleich den Metallpreisen Auftrieb. Kupfer notiert daher zum Wochenauftakt wieder oberhalb von 4.800 USD je Tonne.

Unterstützung erhält das rote Metall seit einiger Zeit auch wieder durch die spekulativen Finanzinvestoren. Diese haben in der Woche zum 4. Oktober ihre Netto-Long-Positionen an der Comex in New York auf ein 9-Wochenhoch von 7,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Vier Wochen zuvor bestanden mit fast 42 Tsd. Kontrakten noch sehr hohe Netto-Short-Positionen. Der Kupferpreis ist in dieser Zeit um knapp 200 USD je Tonne bzw. 4% gestiegen. Neben Kupfer verteuern sich zu Beginn der neuen Handelswoche zum Beispiel auch Zink, Blei und Nickel. Letzteres macht seine Verluste von Freitag wieder wett.

Die indonesische Regierung erwägt laut Angaben des Generalsekretärs im Energie- und Bergbauministerium eine Lockerung des seit Anfang 2014 bestehenden Exportverbots von unbehandelten Erzen. Hierzu treffen sich diese Woche Vertreter der betroffenen Ministerien. Mit diesem Schritt soll den Unternehmen mehr Zeit gegeben werden, um Schmelzanlagen zu bauen. Demnach könnte die Regierung zukünftig den Export von jeweils bis zu 15 Mio. Tonnen Nickelerz und Bauxit pro Jahr erlauben. Dies würde vor allem die Angebotslage am globalen Nickelmarkt entspannen.


Agrarrohstoffe

Angesichts der wohl rekordhohen Mais- und Sojabohnenernte in den USA gibt es kaum Nachrichten, die einen nennenswerten Preisanstieg auslösen. Zwar sorgten die heftigen Regenfälle der letzten Zeit in wichtigen Anbauregionen für leichte Ernteverzögerungen und auch die letzten Exportdaten waren erfreulich – dennoch notiert Mais noch immer unter 350 US-Cents je Scheffel und auch dem Sojabohnenpreis gelingt es seit Wochen nicht, die Schwelle von 1.000 US-Cents je Scheffel zurückzuerobern. Dass nun die Witterung trockener bleiben soll, sorgte bei Mais und Sojabohnen zuletzt für ein Wochenminus von 1,5% bzw. 1,9%.

Dagegen bereitet die Aussicht auf trockene Witterung in den Weizenanbaugebieten Sorgen, denn die jungen Pflanzen benötigen vor der Winterruhe ausreichend Feuchtigkeit.

Auch in Frankreich war es bei der Rapsaussaat für die Ernte 2017 zu trocken. Das französische Beratungsunternehmen ODA rechnet daher mit einer um 8% kleineren Fläche als im Vorjahr. Außerdem sind laut ODA 10% der Felder in schlechtem Zustand. Es erwartet eine Erntemenge von 4 Mio. Tonnen. 2016 wurden in Frankreich 4,7 Mio. Tonnen Raps geerntet, schon ein Minus von 12% gegenüber dem Vorjahr.

Ähnliche Schwierigkeiten werden aus Deutschland gemeldet. Auch in Deutschland war die Rapsernte 2016 trotz einer höheren Fläche bereits um 8% gegenüber Vorjahr auf 4,6 Mio. Tonnen gefallen. Die EU-Kommission rechnet damit, dass die EU-Rapsernte 2016 mit 19,9 Mio. Tonnen zum zweiten Mal in Folge rückläufig war, nachdem der Durchschnittsertrag nochmals deutlich niedriger als im Vorjahr war.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"