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Hat Gold fertig?

10.10.2016  |  Klaus Singer
Der Goldpreis ist zuletzt stark eingebrochen. Einige Beobachter sehen als Ursache hierfür einen möglichen Zinsschritt der Fed im Dezember, sowie das Gerücht, die EZB könnte ihr bis März 2017 laufendes QE-Programm mit geringeren Monatsraten als bisher fortsetzen. Wieder andere sehen einen Zusammenhang zu anhaltend dis-inflationärer Entwicklung.

Zu Jahresbeginn hatte der Preis des "Krisenmetalls" in Dollar eine Rallye gestartet, die ihn von der Unterseite eines aus Mitte 2013 stammenden, abwärts gerichteten Kanals (dicke, dunkelblaue Linien) über dessen Oberseite bis auf über 1350 führte. Anfang Juli begann jedoch eine zunächst zögerliche Abwärtsbewegung. Vor einigen Tagen wurde der Support-Pegel bei rund 1310 mit hoher Dynamik gebrochen. Bei diesem Pegel liegt zugleich das 50er Retracement des Ende 2008 gestarteten Aufwärtsimpulses, der im August 2011 beim Rekordhoch bei 1900 endete (siehe Chart!). Aktuell steht der Preis mit 1257 knapp über der Oberseite des Abwärtskanals. (siehe Chart!)

Sollte die Oberseite des erwähnten Abwärtskanals nicht halten (gegenwärtig bei rund 1243), dürfte zunächst der Pegel bei 1200 ins Visier genommen werden. Darunter liegt bei rund 1170 das 62er Retracement des Aufwärtsimpulses. Hält auch dieser wichtige Punkt den Kursverfall nicht auf, dürfte die Unterseite des Abwärtskanals bei gegenwärtig 1020 relevant werden.

Bietet im positiven Fall die Oberseite des erwähnten Abwärtskanals Support, sollte zügig auch wieder das 50er Retracement genommen werden. Ansonsten dürfte die eingeleitete Abwärtsbewegung weiter gehen. Tom McClellan zeigt in seinem aktuellen Newsletter, dass starke, über wenige Tage gehende Einbrüche bei Gold in der Regel noch keinen Preisboden anzeigen. Das endgültige Tief dürfte noch auf sich warten lassen, schreibt er.

Der Goldpreis zeigt seit Jahresbeginn gegenüber der realen Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen relative Stärke, ebenso wie auch gegenüber den Inflationserwartungen, die aus der Differenz der beiden Renditen gebildet wird. Nach statistischem Bestimmtheitsmaß besteht zwischen diesen Zeitreihen lediglich ein mäßig signifikanter Zusammenhang. Preiserwartungen spielen bei der Goldpreisentwicklung aktuell eine eher untergeordnete Rolle.

Die Veränderungen des Goldpreises lassen sich durch die nominale Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen (TNX) nur sehr unzureichend erklären: Das Bestimmtheitsmaß R² zwischen beiden Zeitreihen weist seit dem Peak bei Gold im August 2011 einen Wert von lediglich 12% auf.

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Zwischen dem Topp des Goldpreises und August 2007 kam R² auf 28% - das zeigt zwar einen engeren, aber immer noch keinen wirklich engen Zusammenhang. In diese Zeit fielen deutlich markantere Bewegungen bei beiden Basiswerten als in den zurückliegenden Jahren seit dem Peak bei Gold. Ich glaube nicht, dass die Bewegungen an der Zinsfront, und hierzu zählen auch Veränderungen im QE-Programm der EZB, Bewegungen beim Goldpreis aktuell gut erklären können. Bei den früher, erst recht vor 2009, höheren Zinsen mag das noch anders gewesen sein.

Von Jahresbeginn an zeigte der Goldpreis bis vor einigen Tagen noch relative Stärke gegenüber dem Verlauf des S&P 500, aktuell verhalten sich beide zueinander neutral. Dem vorausgegangen war eine seit April 2012 mit kurzer Unterbrechung um den Jahreswechsel 2012/2013 anhaltende Phase relativer Schwäche des Goldpreises.

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Von Oktober 2007 bis April 2012 wies der Goldpreis im wesentlichen relative Stärke auf, diesen gut vier Jahren folgte eine nicht ganz so lange Zeit relativer Schwäche (Ausschlag der türkisen Zeitreihe im oberen Chart nach unten). Der Zusammenhang beider Zeitreihen ist nach Bestimmheitmaß mit R²=79% signifikant. Weil dieser Zusammenhang so ausgeprägt ist, vermute ich, dass die relative Stärke des Goldpreises noch weiter bestehen bleibt. (Die Betonung liegt dabei auf "relativ“, der Bedingung wäre im Prinzip schon Genüge getan, wenn der Aktienindex stärker fällt als der Goldpreis.)

Der Goldpreis dürfte eine gewisse Unterstützung durch saisonale Effekte erhalten, die Nachfrage nach Goldschmuck steigt gewöhnlich zum Jahresende hin an. Ich halte das allerdings für wenig bedeutend.


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