Edelmetalle zeigen sich stark gegenüber dem US-Dollar

Gold, Silber und die Aktien der Minengesellschaften haben gestern leicht zugelegt, aber die Rally war nicht besonders schwungvoll. Es war einfach nur ein weiterer Tag, an dem der Edelmetallsektor keine Verluste verzeichnete. Das verhaltene Auf und Ab der Kurse und die geringe Volatilität sind wohl nur eine vorübergehende Erscheinung, denn diese Art der Performance lässt sich typischerweise sowohl während Konsolidierungsphasen als auch während einer Bodenbildung beobachten. Welche Richtung werden die Edelmetalle als nächstes einschlagen?
 
Bevor wir darauf eine Antwort geben, wollen wir noch betonen, dass das im Moment gar nicht die wichtigste Frage ist. Das Wichtigste ist nicht zu vergessen, dass die Rally der Edelmetalle zu Jahresbeginn wahrscheinlich eine Korrekturbewegung nach dem langen Abwärtstrend darstellte. Der finale Boden wurde jedoch allem Anschein nach noch nicht erreicht, denn die Stimmung unter den Investoren ist noch nicht extrem pessimistisch geworden. Es sieht nun so aus, als sei der große korrigierende Aufschwung vorüber und als stünden den Edelmetallen und den Minenaktien neue Verluste bevor. Ob der Kurs kurzfristig also noch einmal nach oben korrigiert ist nicht von großer Bedeutung, wenn die Preise in den kommenden Monaten weiter fallen werden.
 
Kommen wir nun zu den Charts (Quelle aller Charts: stockcharts.com).
 

 
Die Aktien der Goldunternehmen sind vor dem Hintergrund eines geringen Handelsvolumens wieder etwas gestiegen. Während dies in der Vergangenheit bedeutete, dass der Boden wahrscheinlich erreicht war, änderte sich das, als sich der Aufwärtstrend in einen Abwärtstrend umkehrte (und zwar schon ein wenig vor der Bildung des finalen Tops im August, denn die Rally war im Juli praktisch vorbei. Das neue Hoch, das im August nach den Juli-Tiefs erreicht wurde, war unbedeutend). Wir befinden uns jetzt in einer Situation, in der ein geringes Handelsvolumen praktisch alles bedeuten kann: nichts (wie Anfang Juli und Ende September), eine Rally (wie Ende Juli und Mitte September) oder einen Rückgang (wie Mitte August). Die allgemeinen Implikationen sind daher im Moment neutral.
 

 
Was ist am Silbermarkt geschehen? Das weiße Metall verzeichnete ein Plus und entwickelte sich besser als der Goldkurs und die Minenaktien, was als bearishes Zeichen gedeutet werden kann (gegen Ende einer Rally oder kurz vor einem Einbruch bei einer horizontalen Kursentwicklung weist Silber meist die bessere Performance auf). Dafür spricht auch, dass der Absturz des Kurses nicht entkräftet wurde. Silber ist bis zur gestrichelten, fallenden ehemaligen Unterstützungslinie gestiegen, hat dann jedoch wieder nachgegeben. Der Einbruch unter die Linie wurde dadurch bestätigt. Mittelfristig bleiben die bearishen Implikationen also bestehen.
 
Nebenbei bemerkt: Uns wurde eine Frage zur Unterstützung zugeschickt, die Silber durch den 200-tägigen gleitenden Durchschnitt erhält. Wir sind der Ansicht, dass dieser gleitende Durchschnitt für das weiße Metall keine effektive Unterstützungslinie darstellt. Wir verweisen darauf, dass der Kurs während des Abwärtstrends zwischen 2011 und 2016 mehrfach unter diese Linie fiel und der Durchschnitt nur Mitte Oktober 2012 und im April 2016 als Unterstützung diente. Zu allen anderen Gelegenheiten (Ende 2011, Anfang 2012, Ende 2012, Anfang 2013, Anfang 2014, Mitte 2014, Mitte 2015, Ende 2015) hat Silber den 200-tägigen gleitenden Durchschnitt mehr oder weniger ignoriert. Da in diesen Fällen meist nichts geschehen ist, gehen wir auch nicht davon aus, dass der gleitende Durchschnitt diesmal eine große Rolle spielt. Andere Faktoren, die wir hier und in früheren Beiträgen diskutiert haben, scheinen bedeutsamer.