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China mit gemischten Importzahlen im September

13.10.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen seit gestern unter Abgabedruck. Brent fällt zwischenzeitlich auf 51,3 USD je Barrel. WTI notiert wieder unterhalb von 50 USD je Barrel. Für Abgabedruck sorgt ein unerwartet kräftiger Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 2,7 Mio. Barrel, welcher gestern vom API berichtet wurde. Wenn sich dies heute in den offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums bestätigt, wäre dies der erste Lageraufbau seit sechs Wochen.

Das absolute Niveau der Lagerbestände weisen sowohl API als auch DOE ab sofort ca. 30 Mio. Barrel niedriger aus, weil die historischen Daten um sogenannte lease stocks bereinigt wurden. Das sind Vorräte von Rohöl, welches auf gepachtetem Land gefördert und gelagert wird.

China hat die im September niedrigeren Ölpreise offensichtlich zu umfangreichen Käufen genutzt. Daten der chinesischen Zollbehörde zufolge beliefen sich die Rohölimporte auf 8,04 Mio. Barrel pro Tag. Das waren 18% mehr als im Vorjahr und stellte zudem ein neues Rekordniveau dar. China hat damit im September die USA als weltgrößtem Rohölimporteur überholt. In den ersten neun Monaten des Jahres beliefen sich die Rohölimporte Chinas auf 7,55 Mio. Barrel pro Tag, was einem Anstieg um 14% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Nicht alles importierte Rohöl wird in China aber für den heimischen Bedarf benötigt. Ein Teil geht in den Lageraufbau, ein anderer Teil wird in verarbeiteter Form als Ölprodukte exportiert.

Die OPEC hat eigenen Angaben zufolge im September 800 Tsd. Barrel pro Tag mehr Rohöl produziert als im Durchschnitt des nächsten Jahres benötigt wird. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für Produktionskürzungen.


Edelmetalle

Gold rutschte gestern belastet durch den anhaltend festen US-Dollar kurzzeitig unter 1.250 USD je Feinunze, erholte sich anschließend aber wieder und handelt heute Morgen nach der Veröffentlichung enttäuschender chinesischer Konjunkturdaten bei rund 1.260 USD. Gold in Euro erhält durch den festen US-Dollar – EUR-USD handelt erstmals seit Ende Juli unter 1,10 – dagegen Auftrieb und steigt heute Morgen auf ein 9-Tageshoch von 1.145 EUR je Feinunze.

Unterstützt wird Gold auch von Zuflüssen in die Gold-ETFs von 2,2 Tonnen. Das gestern Abend von der US-Notenbank veröffentlichte Protokoll der letzten Sitzung vom 20./21. September brachte keine wesentlichen neuen Erkenntnisse über das weitere Vorgehen der Fed. Die Entscheidung, die Zinsen bei der letzten Sitzung unverändert beizubehalten, war nicht einstimmig. Die FOMC-Mitglieder sind sich aber einig, dass sich die Gründe für einen zweiten Zinsschritt in den letzten Monaten verdichtet haben. Wir sind weiterhin der Überzeugung, dass die US-Notenbank die Zinsen im Dezember anhebt. Dies ist laut Fed Fund Futures zu etwa 70% eingepreist. Eine weitere Straffung der Geldpolitik dürfte danach allerdings nur sehr langsam erfolgen.

Silber notiert am Morgen weitgehend unverändert bei 17,5 USD je Feinunze, während Platin und Palladium ihren Abwärtstrend fortsetzen. Platin kostet rund 940 USD je Feinunze, Palladium etwa 640 USD je Feinunze. Der Palladiumpreis ist im frühen Handel unter die charttechnisch wichtige 100-Tage-Linie gerutscht, was zu technisch bedingten Anschlussverkäufen führen dürfte.


Industriemetalle

Die Metallpreise geben heute Morgen in der Breite nach, nachdem China eine insgesamt enttäuschende Handelsstatistik für September veröffentlicht hatte. Kupfer fällt im Zuge dessen wieder unter die Marke von 4.800 USD je Tonne. Daten der Zollbehörde zufolge hat China im letzten Monat "nur" 340 Tsd. Tonnen Kupfer importiert. Dies waren 25% weniger als im Vorjahr und zugleich der niedrigste Wert seit Februar 2015. Die Dynamik der Kupferimporte hat seit Jahresbeginn deutlich nachgelassen. Im letzten Quartal wurden im Durchschnitt nur noch 350 Tsd. Tonnen Kupfer pro Monat importiert, während es in den beiden Quartalen zuvor noch durchschnittlich knapp 480 Tsd. bzw. gut 430 Tsd. Tonnen waren.

Die geringeren Importe von Kupferraffinade sind im Wesentlichen auf eine höhere inländische Kupferproduktion aufgrund von hohen Verarbeitungsmargen der Schmelzen zurückzuführen. Entsprechend hat China im September auch erneut große Mengen Kupferkonzentrat eingeführt (1,39 Mio. Tonnen, +15% gegenüber Vorjahr).

Die Importe von Eisenerz sind im September im Vergleich zum Vorjahr um 8% auf 93 Mio. Tonnen gestiegen. Dies ist das zweithöchste Importvolumen in einem Monat überhaupt. Verladedaten des australischen Hafens von Port Hedland hatten bereits auf hohe chinesische Importe hingedeutet (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 7. Oktober). China bleibt damit eine wesentliche Stütze des Eisenerzpreises, der mit gut 57 USD je Tonne nahe einem Monatshoch notiert.

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Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hat die Schätzungen für die US-Maisernte nach unten und die für die US-Sojabohnenernte nach oben revidiert. Beide Revisionen fielen etwas geringer aus als erwartet, würden aber noch immer Rekordniveaus bedeuten. Die Maisernte soll sich demnach auf 15,06 Mrd. Scheffel (382,5 Mio. Tonnen) belaufen, die Sojabohnenernte auf 4,27 Mrd. Scheffel (116,2 Mio. Tonnen). Entsprechend fallen auch die neuen Schätzungen für die Endbestände etwas niedriger aus als erwartet. Bei Mais sollen sie 2,32 Mrd. Scheffel betragen, bei Sojabohnen 395 Mio. Scheffel.

Weltweit schrumpft der erwartete Angebotsüberschuss bei Mais wegen einer etwas höheren Nachfrage auf 7 Mio. Tonnen. Die globalen Lagerendbestände fallen daher trotz etwas höherer Anfangsbestände knapp 3 Mio. Tonnen niedriger aus als bislang vom USDA unterstellt. Bei Sojabohnen steigt der globale Angebotsüberschuss wegen einer höheren weltweiten Produktion (neben den USA auch in Brasilien) dagegen auf 4,5 Mio. Tonnen. Die weltweiten Endbestände wurden sogar um 5 Mio. Tonnen nach oben revidiert, da es auch zu einer deutlichen Aufwärtsrevision der Anfangsbestände kam.

China soll im laufenden Erntejahr rekordhohe 86 Mio. Tonnen Sojabohnen importieren. Laut chinesischer Zollbehörde hat China im September 7,19 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das ist zwar das niedrigste Monatsvolumen seit April, aber noch immer ein solider Wert. Die 12-Monatssumme beläuft sich auf gut 83 Mio. Tonnen.



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