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Metallpreise im Höhenflug

25.10.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern Abend unter Druck geraten. Brent fiel zwischenzeitlich auf ein 3-Wochentief von 50,5 USD je Barrel. WTI rutschte erstmals seit Mitte Oktober kurzzeitig unter die Marke von 50 USD je Barrel. In der Nacht konnten sich die Preise wieder etwas von den Verlusten erholen. Vertreter der OPEC und Russlands versuchen weiterhin, sich auf gemeinsame Maßnahmen zur Eindämmung des Überangebots zu verständigen. Wie dies geschehen soll, ist unklarer denn je.

Russland ist bestenfalls dazu bereit, seine Ölproduktion auf einem nicht näher spezifizierten Niveau einzufrieren. Der Irak beansprucht für sich eine Ausnahme von Produktionskürzungen. Dasselbe gilt für Libyen, Nigeria, Venezuela und den Iran. Zudem fordern einige dieser OPEC-Staaten, die deutlich höheren eigenen Produktionszahlen als Ausgangsbasis heranzuziehen und nicht die auf Sekundärquellen beruhenden offiziellen Produktionszahlen. In diesem Falle wäre die OPEC-Produktion nochmals ca. 1 Mio. Barrel pro Tag höher als bislang ausgewiesen.

Die dann notwendige Produktionskürzung wäre entsprechend größer, ohne dass sich ein Land dazu bereit erklären würde. Die US-Ölproduzenten nutzen unterdessen die dank der OPEC-Rhetorik gestiegenen Preise zu Absicherungsgeschäften. Laut US-Energiebehörde EIA und der CFTC sind die von Produzenten oder kommerziellen Händlern gehaltenen WTI-Short-Positionen in der Woche zum 11. Oktober auf ein 9-Jahreshoch von mehr als 540 Tsd. Kontrakten gestiegen. Dies deutet neben dem deutlichen Anstieg der Bohraktivität auf eine baldige Trendwende bei der US-Ölproduktion hin.


Edelmetalle

Der Goldpreis bewegte sich gestern im Einklang mit dem EUR-USD-Wechselkurs. Am Handelsende stand sowohl für Gold in US-Dollar als auch in Euro ein marginales Minus zu Buche. Silber legte dagegen leicht zu. Platin und Palladium verzeichneten merklichere Preisanstiege (+0,8% bzw. +1,6%). Unterstützt wurden die beiden letztgenannten Edelmetalle durch ETF-Zuflüsse.

Bei Platin gab es mit fast 25 Tsd. Unzen den größten Tageszufluss seit vier Monaten. Seit Monatsbeginn wurden die Bestände mittlerweile um gut 55 Tsd. Unzen aufgebaut. Damit läuft es bei den Platin-ETFs auf den ersten Monatszufluss seit April hinaus. Den Palladium-ETFs sind gestern 9,5 Tsd. Unzen zugeflossen. Dies war der höchste Tageszufluss seit 4½ Monaten und der zweite Tageszufluss in Folge.

Der Bestandsabbau ist somit zumindest vorerst gestoppt. Auch wenn die ETFs dem Markt zukünftig wieder Angebot entziehen könnten, sind Sorgen über ein knappes Angebot nicht gerechtfertigt. So gibt es wohl für die Arbeiter in der südafrikanischen Platinindustrie einen neuen Tarifvertrag, womit mögliche Streiks abgewendet wären. Eigenen Angaben zufolge hat sich die dominante Gewerkschaft AMCU mit den Produzenten Anglo American Platinum, Impala Platinum und Lonmin geeinigt. Die Zustimmung der Gewerkschaftsmitglieder, die am Sonntag eingeholt werden soll, ist wohl nur noch Formsache. Über Details des neuen Tarifvertrages will AMCU am Donnerstag informieren.

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Industriemetalle

Ein deutlich höherer Risikoappetit der Marktteilnehmer verleiht den Metallpreisen seit gestern Nachmittag Flügel. Ausgehend von China steigt Zink am Morgen auf ein 3-Wochenhoch von knapp 2.370 USD je Tonne und Blei erklimmt mit rund 2.060 USD je Tonne ein 2-Wochenhoch. Kupfer notiert wieder über der Marke von 4.700 USD je Tonne.

In China sind über Nacht vor allem die Preise für Stahl und Eisenerz stark gestiegen. So handelt der nächstfällige Futures-Kontrakt für Betonstahl an der SHFE in Shanghai auf einem 2-Monatshoch und die Eisenerz-Futures an der Börse in Dalian haben mit +6% ihren maximal möglichen Tagesgewinn erreicht (sog. limit up). Der chinesische Stahlproduzent Baoshan Iron & Steel Co. hatte den höchsten Quartalsgewinn seit 2012 berichtet. Die offensichtliche Euphorie der Marktteilnehmer in China schwappt auf die Händler in London über.

Zum Preisanstieg sowohl in China als auch an der LME tragen wohl die Erwartung einer generell höheren Nachfrage im Metallsektor sowie die Eindeckung von Leerverkäufen bei. Wir sehen die Preisrally jedoch als überzogen. So wurden die höheren Preise von zum Beispiel Zink zur Wiederinbetriebnahme von Produktionskapazitäten genutzt. Wie Daten des Nationalen Statistikbüros zeigen, haben die chinesischen Zinkschmelzen ihre Produktion zuletzt wieder stark ausgeweitet. Diese hat im September mit 551 Tsd. Tonnen den zweithöchsten Monatswert überhaupt erreicht. Auch außerhalb Chinas wird wieder mehr Zink produziert.


Agrarrohstoffe

Für den US-Weizenpreis ging es gestern weiter abwärts. Er schloss 2,9% im Minus bei nur noch knapp 403 US-Cents je Scheffel. Das 9-Monatshoch des US-Dollar gegenüber den wichtigsten Währungen drückt weiter auf die Stimmung. In den letzten Monaten hatten die Exporteure von US-Weizen von der in Menge und Qualität schwachen EU-Ernte profitiert.

Das US-Landwirtschaftsministerium schätzt, dass die US-Weizenexporte 2016/17 gegenüber dem - allerdings sehr schwachen - Vorjahr um ein Viertel zulegen. Zuletzt enttäuschten die Exportdaten allerdings und die Dollar-Stärke verdunkelt den weiteren Ausblick. In der letzten Berichtswoche wurde nur rund halb so viel Weizen aus den USA exportiert wie zuvor in Umfragen geschätzt.

Die Prognoseeinheit der EU-Kommission MARS bestätigte gestern ihre Einschätzung, dass die EU-Getreideerträge 2016 unterdurchschnittlich sind. Nochmals gesenkt hat sie dabei den Weichweizenertrag, der 10% unter Vorjahr und 3,6% unter dem 5-Jahresdurchschnitt liegt. Auch bei Mais kürzte sie die Ertragserwartung zum dritten Mal in Folge auf 1,6% unter dem 5-Jahresdurchschnitt - aber noch immer 8% über dem schlechten Vorjahr.

Etwas besser als zuletzt sieht sie die Erträge bei Raps und Zuckerrüben. Die Rapserträge sollen rund 4% schlechter im Vorjahr, aber in etwa auf dem langjährigen Durchschnitt liegen. Bei Zuckerrüben erwartet MARS Erträge von jeweils knapp 3% über dem Vorjahr und dem 5-Jahresdurchschnitt.



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