Wann fällt Gold auf sein finales Tief?

Beginnen wir also unsere Entdeckungsreise. Was ist das Wichtigste, das in den letzten Jahren in Bezug auf den USD-Index geschehen ist? Er ist steil nach oben geschossen, wodurch der Relative-Stärke-Indikator RSI auf deutlich über 80 Punkte schnellte. Bei seiner Rally durchbrach der Dollarindex die Schlüsselmarke von 100 Punkten - genauer gesagt versuchte er, dieses Niveau nach oben zu durchbrechen, scheiterte jedoch und fiel anschließend deutlich. Es gab früher bereits vergleichbare Versuche, die ebenfalls scheiterten und von noch größeren Kursverlusten gefolgt waren.

Die Geschichte reimt sich bekanntlich, daher stellt sich die Frage: "Wann haben wir zuletzt etwas Ähnliches erlebt?" Das war 1997, vor fast 20 Jahren. Abgesehen von zwei sehr kurzen Episoden Ende 2014 und Anfang 2015 war 1997 die einzige Zeit, in der der wöchentliche RSI deutlich über 80 lag. Um ein Zitat von Calvin Candie aus einem Tarantino-Film zu paraphrasieren: Diese Tatsache allein sollte Ihre Neugier wecken, doch die große Zahl an Ähnlichkeiten und die genaue Übereinstimmung im wichtigsten Punkt sollte Sie äußerst aufmerksam werden lassen.

Nachdem der USD-Index im August 1997 zunächst auf über 100 Punkte stieg, folgte ein scharfer Rückgang. Der Beginn der nächsten Rally ließ anschließend mehrere Monate auf sich warten und setzte erst ein, als der Dollar bis zum 50-wöchigen gleitenden Durchschnitt gefallen war. Eine exakt gleiche Entwicklung konnten wir auch in der jüngeren Vergangenheit beobachten - 2015.

Was geschah 1998 als nächstes? Der USD versuchte noch einige Male, über die 100-Punkte-Linie auszubrechen, bevor er schließlich stark einbrach und auf ein neues Tief stürzte. Das Gleiche konnten wir erneut 2015 und 2016 beobachten. Die Form der Rallys war nicht identisch, aber das tut der Sache keinen Abbruch - schließlich wurden die beiden Zeiträume von völlig unterschiedlichen Ereignissen begleitet.

Bis hierhin kann die Analogie als interessant gelten, aber vielleicht nicht als besonders wichtig. Wir haben die jüngsten Entwicklungen schon einmal gesehen und nichts daran war schockierend. Ein Punkt, der alles ändert, ist eine weitere Analogie: der Umfang - sowohl hinsichtlich des Zeitrahmens als auch der Kursbewegung - und die Neigung des Rückgangs zwischen 1997 und 1998.

Wir haben die gesamte Abwärtsbewegung mit einer roten Linie gekennzeichnet, diese Linie kopiert und sie beim Rückgang von 2015-2016 eingefügt. Ganz recht - die rote Linie, die das Top 2015 mit dem Boden 2016 verbindet, wurde nicht basierend auf diesen beiden Punkten eingezeichnet, sondern ist vielmehr die exakte Kopie des Kursrückgangs von 1997-1998. Wenn man nur einen Blick auf den Chart wirft, würde man das nie erraten. Die beiden Bewegungen sind fast identisch. Es ist verblüffend, wie exakt diese Analogie ist, vor allem, da die beiden Situationen auch einige andere Übereinstimmungen aufweisen.

Natürlich sind die Kursbewegungen nicht zu 100% identisch, aber sie stimmen so stark überein, dass wir sie als identisch betrachten können. Der frühere Rückgang erstreckte sich über 436 Tage, in denen der US-Dollar 9,12 Punkte verlor bzw. 8,999% sank, bevor er sehr nah an der 92-Punkte-Linie einen Boden bildete. Der jüngste Rückgang dauerte 414 Tage. Dabei fiel der Dollar 8,83 Punkte bzw. 8,768%, bevor seinen Boden ebenfalls ganz nah der 92-Punkte-Linie bildete. Die Ähnlichkeiten sind frappierend.

Angesichts solch signifikanter Übereinstimmungen können wir die Möglichkeit, dass auf den Boden von 2016 die gleiche Entwicklung folgt wie auf den Boden von 1998, einfach nicht ignorieren. Bislang spielt läuft die Kursentwicklung fast perfekt parallel ab.

Wenn wir die Rally des US-Dollars von 1998-1999 auf die aktuelle Situation übertragen, erhalten wir ein Kursziel von etwa 104 Punkten. Doch konzentrieren wir uns erst einmal auf eine andere Frage: Wie verhält sich der Dollarindex nach Erreichen des Bodens?

Ende 1998 stieg der USD-Index zunächst steil an, übertraf die rote "Ziellinie" und erreichte bei etwa 97 Punkten ein Hoch. Dann folgte ein Rückgang auf 94 Punkte. Das Wichtige dabei ist allerdings, dass der Kurs etwa genauso tief unter die rote Linie fiel, wie er zuvor über diese Linie gestiegen war. Anders gesagt verläuft die rote Linie genau durch die Mitte des kurzfristigen Rückgangs. Der Boden dieses zwischenzeitlichen Rückgangs wurde ziemlich genau an der steigenden Unterstützungslinie (gestrichelte rote Linie) gebildet, sich sich aus den vorangegangenen, bedeutenden Tiefs ableitete.

Wie war es in diesem Jahr? Praktisch genauso. Der USD-Index stieg steil an und übertraf dabei die rote "Ziellinie", die wiederum eine exakte Kopie der "Ziellinie" von 1998-1999 ist. Anschießend gab er wieder nach und sank dabei etwa so weit unter diese Linie, wie er zuvor darüber hinaus gestiegen war. Den Boden bildete der Dollar erneut sehr nahe der steigenden Unterstützungslinie aus den vorherigen Tiefs.

Diese Parallelen sind wirklich außergewöhnlich und haben äußert wichtige Implikationen. Was die Form der kommenden Rally angeht, die den USD zu seinem Kursziel befördern wird, müssen wir gar keine identische Performance sehen. Auch die Versuche des Dollars, im Jahr 1998 auf über 100 Punkte zu steigen, glichen nicht den Versuchen, dieses Niveau Ende 2015 und Anfang 2016 zu durchbrechen.

Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass die Rally auf ähnliche Art endet wie 1999, sowohl im Hinblick auf die Zeitspanne als auch auf den Umfang der Aufwärtsbewegung. Wie hoch wird der USD-Index also voraussichtlich steigen, und wann?