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Edelmetalle: Kurzzeitige Herbstdepression

31.10.2016  |  Eugen Weinberg
Die Preise für Gold, Silber, Platin und Palladium sind im Oktober auf mehrmonatige Tiefstände gefallen. Hauptverantwortlich hierfür sind umfangreiche Verkäufe seitens spekulativer Finanzanleger bzw. im Falle von Palladium Verkäufe durch ETF-Anleger. Wenn nach den US-Wahlen eine Zinserhöhung der Fed im Dezember näher rückt, dürften die Preise nochmals leicht nachgeben. Einen stärkeren Preisrutsch erwarten wir nicht, da der Verkaufsdruck der Spekulanten nachlassen und das physische Kaufinteresse bei niedrigeren Preisen anziehen dürfte. Für 2017 erwarten wir weiterhin steigende Edelmetallnotierungen.

Die Preise für Gold, Silber, Platin und Palladium sind im Oktober auf mehrmonatige Tiefstände gefallen. Hauptverantwortlich hierfür sind umfangreiche Verkäufe seitens spekulativer Finanzanleger bzw. im Falle von Palladium Verkäufe durch ETF-Anleger. Wenn nach den US-Wahlen eine Zinserhöhung der Fed im Dezember näher rückt, dürften die Preise nochmals leicht nachgeben. Einen stärkeren Preisrutsch erwarten wir nicht, da der Verkaufsdruck der Spekulanten nachlassen und das physische Kaufinteresse bei niedrigeren Preisen anziehen dürfte. Für 2017 erwarten wir weiterhin steigende Edelmetallnotierungen.

Der Goldpreis ist Anfang Oktober unter Druck geraten und fiel zeitweise auf 1.240 USD je Feinunze, den niedrigsten Stand seit Anfang Juni. Damit hatte Gold auch alle Gewinne seit dem Brexit-Referendum wieder abgegeben. Zuvor hatte sich Gold über mehrere Wochen oberhalb der Marke von 1.300 USD je Feinunze behaupten können. Was sind die Gründe für den plötzlichen Preisrutsch und wie geht es in den kommenden Wochen weiter?

Innerhalb eines Handelstages verlor Gold am 4. Oktober gut 3% an Wert, was dem stärksten prozentualen Tagesrückgang seit mehr als drei Jahren entsprach. Ausgelöst wurde der Preisverfall durch das Unterschreiten wichtiger charttechnischer Marken wie der 100-Tagelinie und der nur knapp darunter liegenden psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD je Feinunze. Dadurch wurden Anschlussverkäufe ausgelöst, welche den Preisrückgang beschleunigten. Erst an der 200-Tagelinie unterhalb von 1.260 USD je Feinunze setzte eine Stabilisierung ein.

Der Preisrückgang war in erster Linie spekulativ getrieben. Das Handelsvolumen an der COMEX war an dem betreffenden Tag doppelt so hoch wie im Durchschnitt der vorherigen 30 Handelstage. Laut Positionierungsdaten der CFTC kam es in der Woche zum 4. Oktober zu einem Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen um 55 Tsd. Kontrakte, dem in der darauffolgenden Woche ein nochmaliger Rückgang um 51 Tsd. Kontrakte folgte (Grafik 1).

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Der Abbau von 106 Tsd. Kontrakten war der stärkste innerhalb von zwei Wochen seit Beginn der Datenreihe vor zehn Jahren und entsprach darüber hinaus dem Verkauf von 330 Tonnen "Papiergold" über den Futuresmarkt. Zum Vergleich: Die Gold-ETFs haben in den ersten zwei Wochen im Oktober 19 Tonnen Gold absorbiert. Bei tagesdurchschnittlichen Zuflüssen von knapp 3 Tonnen seit Jahresbeginn würden die Gold-ETFs fast sechs Monate benötigen, um das Äquivalent der innerhalb von zwei Wochen über den Terminmarkt verkauften Menge Gold vom Markt zu nehmen.

Die Verkäufe über den Futuresmarkt setzten sich zuletzt die dritte Woche in Folge wenn auch mit verlangsamten Tempo fort. Mitte Oktober erreichten die Netto-Long-Positionen daraufhin das niedrigste Niveau seit sieben Monaten.

Doch es ist nicht nur der Gegenwind durch die Verkäufe seitens der spekulativen Finanzanleger, welcher auf dem Goldpreis lastet. Es mangelt momentan auch an positiven Impulsen seitens der Investmentnachfrage. Dies ist am deutlichsten ablesbar an der nachlassenden Nachfrage nach Gold-ETFs. Im August und September zusammengenommen verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs nur noch Zuflüsse von knapp 25 Tonnen. Im Oktober sind sie sogar noch geringer, nachdem es kürzlich sogar zum größten Tagesabfluss seit Mitte 2013 kam. In den ersten sieben Monaten des Jahres mit Ausnahme des Monats April beliefen sich die monatlichen Zuflüsse noch auf mehr als 50 Tonnen, im Juni auf mehr als 100 Tonnen, im Februar sogar auf fast 200 Tonnen (Grafik 2).

Offensichtlich haben sich die ETF-Anleger im ersten Halbjahr zu niedrigeren Preisen bereits hinreichend mit Gold eingedeckt, so dass nun auch mangels eines Anlasses kein Bedarf mehr dafür besteht. Zu Jahresbeginn waren die Marktturbulenzen in China und das Auspreisen der Fed-Zinserhöhungen der Anlass für umfangreiche ETF-Käufe, zur Jahresmitte der überraschende Ausgang des Brexit-Referendums in Großbritannien.

Einen vergleichbaren Effekt hätte vermutlich ein von den Marktteilnehmern inzwischen nicht mehr erwarteter Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen am 8. November. Dieser würde die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen wegen des dann zu erwartenden Unsicherheitsschocks und der im Zuge dessen nicht erfolgenden Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed vermutlich ähnlich stark steigen lassen wie in den Tagen nach dem Brexit-Referendum. Damals legte der Goldpreis innerhalb weniger Tage um knapp 10% zu (siehe Rohstoffe kompakt Edelmetalle vom 18. Juli 2016)

Die physische Nachfrage in Asien blieb bis zuletzt verhalten und konnte damit die Kaufzurückhaltung der Investoren nicht ausgleichen. Die Netto-Goldexporte von Hongkong nach China sanken im August laut Daten der Statistikbehörde von Hongkong auf ein 7-Monatstief von 50 Tonnen und verharrten im September auf diesem Niveau, was auf ein nur verhaltenes Kaufinteresse in China im Sommer hindeutet.

Seit Jahresbeginn liegen die Goldeinfuhren Chinas aus Hongkong im Vorjahresvergleich immerhin noch 4,5% im Plus. Besonders ausgeprägt war die Nachfrageschwäche allerdings in Indien. In den ersten neun Monaten des Jahres importierte Indien nur halb so viel Gold wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum (Grafik 3).


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