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Edelmetalle: Kurzzeitige Herbstdepression

31.10.2016  |  Eugen Weinberg
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Seit Februar sind die Goldeinfuhren niedriger als im Vorjahr, in einigen Monaten sogar um 60-80%. Der World Gold Council hat seine Nachfrageschätzung für Indien in diesem Jahr bereits um 100 Tonnen auf 750-850 Tonnen gesenkt. Um dieses Niveau zu erreichen, müsste die Goldnachfrage im vierten Quartal merklich anziehen. Erste Anzeichen hierfür gibt es bereits. Im September importierte Indien bereits wieder mehr Gold als in den Sommermonaten. Für Oktober rechnen Industriekreise in Indien mit einer Verdopplung der Importe gegenüber September auf ein 9-Monatshoch von 60-70 Tonnen.

Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass mit der inzwischen laufenden Feiertags- und der sich daran anschließenden Hochzeitssaison die nachfragestarke Zeit ansteht. Im Zuge dessen sind auch die zeitweise hohen Abschläge für die Goldpreise in Indien gegenüber dem Weltmarktniveau inzwischen vollkommen verschwunden. Erstmals seit neun Monaten wurden die lokalen Goldpreise zuletzt mit einem Aufschlag gehandelt.

Eine entscheidende Frage für die weitere Goldpreisentwicklung spielt die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Die von uns erwartete Zinserhöhung im Dezember ist noch nicht vollständig eingepreist. Aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit hierfür laut Fed Fund Future bei ca. 70%. Ein mögliches Hindernis ist die am 8. November stattfindende US-Präsidentschaftswahl.

Entsprechend könnte der Goldpreis nach einem Wahlsieg von Hillary Clinton nochmals unter Druck geraten. Solange der Markt keinen ausgeprägten Zinserhöhungszyklus einzupreisen beginnt, sollte diese Schwäche nur temporär sein. Der Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen dürfte allmählich auslaufen und der Verkaufsdruck von dieser Seite somit nachlassen.

Einem stärkeren Preisrückgang sollte auch die bereits anziehende physische Nachfrage in Indien entgegenstehen. Bei noch niedrigeren Preisen etwa unter 1.200 USD je Feinunze dürfte das Kaufinteresse nochmals spürbar steigen. Wir senken unsere Jahresendprognose dennoch auf 1.250 USD je Feinunze.

Im nächsten Jahr sollte der Goldpreis seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen. Dafür spricht die weiterhin extrem expansive Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken. Hinzu kommen die zahlreichen Unsicherheiten mit mehreren richtungsweisenden Wahlen in Europa und die verschiedenen geopolitischen Krisenherde. Die Investmentnachfrage sollte daher wieder an Dynamik gewinnen. Wir halten deshalb an unserer Preisprognose von 1.450 USD je Feinunze für Ende 2017 fest.


Silber

Der Silberpreis ist im Schlepptau von Gold ebenfalls unter Druck geraten. Anfang Oktober fiel Silber auf ein 4-Monatstief von gut 17 USD je Feinunze, konnte sich aber im Gegensatz zu Gold noch über der 200-Tagelinie halten. Dennoch ist Silber stärker gefallen als Gold. Das Gold/Silber-Verhältnis stieg auf 73, das höchste Niveau seit Ende Juni (Grafik 4).

Ähnlich wie bei Gold ging auch der Preisrückgang bei Silber mit spekulativen Verkäufen einher. Diese dürften nach dem Unterschreiten der 100-Tagelinie bei 18,7 USD je Feinunze verstärkt worden sein. Die spekulativen Netto-Long-Positionen sanken innerhalb von zwei Wochen um 31 Tsd. Kontrakte, was einem Verkauf von fast 5 Tsd. Tonnen Silber über den Terminmarkt entspricht (Grafik 5).

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Bei der ETF-Nachfrage gibt es keine klare Tendenz. Wurden in der ersten Oktoberhälfte von den ETF-Anlegern noch gut 30 Tonnen Silber abgezogen, gab es danach kräftige Zuflüsse. Die Bestände stiegen daraufhin auf ein Rekordniveau von 21 Tsd. Tonnen. Zuletzt gab es allerdings den kräftigsten Tagesabfluss seit Dezember 2014. Bei der Münznachfrage zeichnet sich nach drei verhaltenen Monaten eine deutliche Belebung ab. Nach dreieinhalb Wochen im Oktober wurden laut US-Münzanstalt bereits 3,7 Mio. Unzen an US-Silbermünzen verkauft, was einer Menge von 114 Tonnen entspricht. Höher waren die Absätze von US-Silbermünzen zuletzt im Mai.

Offensichtlich hat das niedrigere Preisniveau das Kaufinteresse der Anleger angefacht. Dennoch dürfte auch der Silberpreis nochmals unter Druck geraten, wenn eine Zinserhöhung der Fed im Dezember näherrückt. Wir senken daher unsere Jahresendprognose auf 17,5 USD je Feinunze. Sobald dieses Ereignis aus dem Weg ist, dürfte der Silberpreis wieder steigen. Wir halten daher an unserer Prognose eines Silberpreises von 21 USD je Feinunze für Ende 2017 fest.



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