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Edelmetalle: Kurzzeitige Herbstdepression

31.10.2016  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Platin / Palladium

Seit Anfang August verlor Platin 20% an Wert. Mitte Oktober fiel der Platinpreis mit knapp 930 USD je Feinunze auf ein 7½-Monatstief. Der Preisabschlag gegenüber Gold erreichte im Zuge dessen wieder mehr als 330 USD je Feinunze. Höher war er zuletzt Ende Juni nach dem Brexit-Referendum. Auch bei Platin kam es zu einem kräftigen Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen, welcher zeitlich mit dem Preisrückgang zusammenfällt.

Mitte Oktober hielten die spekulativen Finanzanleger nur noch Netto-Long-Positionen von 6,5 Tsd. Kontrakten, was einem 9-Monatstief entspricht. Gegenüber dem Anfang August verzeichneten Rekordhoch bedeutet dies einen Abbau um 85% bzw. 1,79 Mio. Unzen. Somit ist die aktuelle Preisschwäche bei Platin größtenteils spekulativ getrieben (Grafik 6).

Die Platin-ETFs verzeichneten zwischen Anfang August und Ende September zwar ebenfalls Abflüsse von mehr als 40 Tsd. Unzen. Dem stehen aber Zuflüsse von 55 Tsd. Unzen seit Anfang Oktober gegenüber. Der physische Platinmarkt ist trotz der Preisschwäche weiterhin angespannt. Der World Platinum Investment Council erwartet für dieses Jahr ein Angebotsdefizit von 520 Tsd. Unzen, Johnson Matthey von 861 Tsd. Unzen. Das Risiko von streikbedingten Produktionsausfällen ist mit dem bevorstehenden Abschluss der Tarifverhandlungen in der südafrikanischen Platinminenindustrie gebannt. Dies dürfte unseres Erachtens weitgehend eingepreist sein und die Preise nicht mehr zusätzlich belasten.

Palladium konnte sich dem Abgabedruck bei den anderen Edelmetallen ebenfalls nicht entziehen. Der Palladiumpreis fiel Ende Oktober auf ein 3½-Monatstief von 612 USD je Feinunze. Vom Hoch zu Monatsbeginn beläuft sich das Minus auf gut 15%. Im Gegensatz zu den anderen Edelmetallen lässt sich bei Palladium zumindest bislang kein ausgesprochener Verkaufsdruck über den Futuresmarkt ausmachen.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Palladium fielen zuletzt zwar auf ein 3-Monatstief von 10,4 Tsd. Kontrakten, liegen damit aber noch immer über dem Niveau im ersten Halbjahr. Dafür gab es bei Palladium umfangreiche ETF-Abflüsse. Diese belaufen sich seit Ende Juli auf 200 Tsd. Unzen (Grafik 7).

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Die ETF-Bestände fielen im Oktober auf 2 Mio. Unzen, den niedrigsten Stand seit Anfang 2013. Selbst robuste Autoabsatzzahlen aus den USA, China und Europa konnten dem Palladiumpreis keinen Rückenwind geben. Diese signalisieren zwar eine weiterhin hohe Nachfrage nach Palladium aus der Automobilindustrie, dem mit 80% Anteil an der Gesamtnachfrage mit Abstand wichtigsten Sektor auf der Nachfrageseite. Offensichtlich kann der zusätzliche Bedarf aber durch ETFVerkäufe und den Rückgriff auf außerbörsliche Lagerbestände gedeckt werden.

Wir erachten die derzeitige Preisschwäche insbesondere bei Platin als spekulativ getrieben und fundamental nicht gerechtfertigt. Der globale Platinmarkt ist weiterhin im Angebotsdefizit, was aktualisierte Schätzungen von Johnson Matthey Mitte November bestätigen dürften. Der Verkaufsdruck der spekulativen Anleger dürfte allmählich nachlassen. Der hohe Preisabschlag zu Gold sollte darüber hinaus die Schmucknachfrage beflügeln.

Wir senken dennoch unsere Jahresendprognose bei Platin aufgrund des deutlich niedrigeren aktuellen Niveaus auf 1.000 USD je Feinunze. Bei Palladium scheint der Abgabedruck durch die Verkäufe aus den ETFs abzuebben. Palladium sehen wir am Jahresende daher weiterhin bei 625 USD je Feinunze. Für kommendes Jahr gehen wir bei beiden Edelmetallen von steigenden Notierungen aus. Platin sollte bis Ende 2017 auf 1.250 USD je Feinunze steigen, Palladium auf 725 USD je Feinunze.


Auf einen Blick

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