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Ölpreise auf Talfahrt, Edelmetalle im Höhenflug

02.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern nach einer anfänglichen Erholung am Nachmittag und Abend erneut unter Druck geraten. Die Preisschwäche setzt sich bis in den Morgen fort. Brent handelt aktuell bei weniger als 48 USD je Barrel und damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende September. Gleiches gilt für WTI, welches sich der Marke von 46 USD je Barrel annähert.

Verstärkt wurde der Preisrückgang durch die am Abend nach Handelsschluss veröffentlichten Lagerdaten des American Petroleum Institute. Demnach stiegen die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche unerwartet kräftig um 9,3 Mio. Barrel. Hauptverantwortlich hierfür war eine geringere Rohölverarbeitung und gestiegene Importe. Letztere liegen laut API wieder bei 8,1 Mio. Barrel pro Tag.

Das US-Energieministerium wies die Importe zuletzt gut 1 Mio. Barrel pro Tag niedriger aus. Sollte es hier zu einer Angleichung kommen, wäre bei den offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag mit einem ähnlich starken Lageraufbau zu rechnen. Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass der Abbau der US-Rohölvorräte in den letzten Wochen nahezu ausschließlich auf die deutlich gesunkenen Importe zurückzuführen und damit nicht als ein Signal für einen Abbau des Überangebotes zu werten war. Dies scheint sich nun zu bestätigen.

Die Ölpreise dürften damit unter Druck bleiben. Auch die OPEC trägt ihren Anteil zum erneuten Preisverfall bei. Während sie seit Wochen über Produktionskürzungen redet, weitet sie ihre Produktion in Wirklichkeit aus. Libyen produziert eigenen Angaben zufolge aktuell 590 Tsd. Barrel pro Tag und damit 300 Tsd. Barrel pro Tag mehr als Mitte September.


Edelmetalle

Die Preise für Gold und die anderen Edelmetalle befinden sich seit Wochenbeginn im Höhenflug. Für Auftrieb sorgt ein deutlich schwächerer US-Dollar. Gleichzeitig ist die Risikoaversion deutlich angesprungen. Der S&P-500 schloss gestern auf einem 4-Monatstief, was heute auch die Aktienmärkte in Asien und Europa belastet. Gold kostet aktuell nur noch etwas weniger als 1.300 USD je Feinunze und damit so viel wie zuletzt vor einem Monat.

Gleiches gilt für Silber mit 18,5 USD je Feinunze und Platin mit knapp 1.000 USD je Feinunze. Palladium, welches letzte Woche noch auf ein 3½-Monatstief von 612 USD je Feinunze fiel, handelt inzwischen wieder deutlich höher bei 635 USD. Platin und Palladium profitieren heute zusätzlich von robusten US-Fahrzeugabsätzen, welche in der letzten Nacht veröffentlicht wurden (siehe Industriemetalle).

Die Fed dürfte die Zinsen heute unverändert belassen und zunächst den Ausgang der US-Wahlen am kommenden Dienstag abwarten. Denn aktuelle Meinungsumfragen zeigen, dass der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump den Rückstand auf die demokratische Konkurrentin Clinton deutlich verkürzen konnte. Auch wenn Clinton bei den maßgeblichen Wahlmännerstimmen noch immer einen erheblichen Vorsprung aufweisen dürfte, könnte die Wahl am kommenden Dienstag spannender werden als noch vor wenigen Tagen gedacht.

Erinnerungen an das Brexit-Referendum von Ende Juni werden damit wach. Damals stieg Gold im Anschluss an die Abstimmung innerhalb weniger Tage um fast 10%.

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Industriemetalle

Der Höhenflug an den Metallmärkten dauerte gestern an. Allerdings setzt das schlechtere Aktienumfeld am heutigen Morgen den Preisen etwas zu: Beflügelt von der überraschend deutlich aufgehellten Stimmung in der chinesischen Industrie kletterte der Index der Londoner Metallbörse gestern auf ein neues 15-Monatshoch. Der chinesische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe lag mit einem Wert von 51,2 im Oktober deutlich im expansiven Bereich und markierte den höchsten Wert seit Juli 2014.

Zusätzlich stimulierten die robusten Konjunkturdaten im zweitwichtigsten Absatzmarkt für Industriemetalle, den USA: Der ISM-Index stieg auf 51,9, und die US-Fahrzeugabsätze überraschten mit annualisiert 17,9 Mio Fahrzeugverkäufen im Oktober ebenfalls leicht positiv. Kupfer konnte gestern am stärksten profitieren und erklomm mit 4.920 USD je Tonne ein 3-Monatshoch. Offensichtlich lassen sich die Investoren nicht von den in Aussicht gestellten Überschüssen verschrecken.

Vielmehr haben sie ihre Netto-Long-Positionen an der LME zuletzt wieder aufgebaut. Mit 43 Tsd. Kontrakten sind diese mehr als doppelt so hoch wie Anfang September, aber von ihren Hochs im Mitte Mai 2015 noch immer spürbar entfernt. Positiv stimmen wohl zum einen die derzeit wieder fallenden LME-Lagerbestände. Zum anderen rechnen die meisten Händler u.a. wegen Arbitragevorteilen mit steigenden Kupferimporten Chinas zum Jahresende. Kupfer hinkt mit einem Preisanstieg von nur 5% im laufenden Jahr weit hinter den anderen Industriemetallen zurück.


Agrarrohstoffe

Ausgehend von seinem 4-Jahreshoch von Anfang Oktober bei rund 24 US-Cents je Pfund hat der Preis für Rohzucker inzwischen um 11% auf nur noch wenig über 21 US-Cents je Pfund nachgegeben. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben ihre Anfang Oktober rekordhohen Netto-Long-Positionen inzwischen wieder zurückgefahren. Setzt sich dies fort, könnte das den Preis weiter belasten. Dämpfend wirken auch die letzten Daten der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica, wonach in der ersten Oktoberhälfte zwar eine geringere Menge Zuckerrohr als im Vorjahr verarbeitet, aber 6,8% mehr Zucker produziert wurde.

Der Preis könnte aber durch die jüngste Einschätzung des Handelshauses Czarnikow gestützt werden, wonach für 2016/17 mit einem weiteren Defizit am globalen Zuckermarkt in Höhe von 9,8 Mio. Tonnen zu rechnen ist. Außerdem muss nach Ansicht von Czarnikow der Zuckerpreis langfristig über 20 US-Cents je Pfund liegen, um Investitionen in Zuckerrohranbau und -verarbeitung attraktiv zu machen. Dies gelte sowohl für Brasilien als auch für Anbieter wie Thailand. Diese Erwartung bildet die Terminkurve derzeit aber nicht ab.

Vielmehr weist sie nach unten, und in Kontrakten mit Fälligkeit ab Mitte nächsten Jahres liegt der Preis unter der genannten Schwelle von 20 US-Cents je Pfund. Auch aktuelle Meldungen aus Thailand - hier erschwert Regen die Verarbeitung, nachdem wegen langer Dürre bereits die verfügbare Menge an Zuckerrohr gegenüber dem Vorjahr rückläufig ist - dürften dem Preis Halt geben.



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