Der Unwählbare wurde gewählt. Was nun?
12.11.2016 | James West
Der Mann, den alle, einschließlich der Führung seiner eigenen Partei, als nicht wählbar erklärt haben, wurde zum US-Präsidenten gewählt. Die Märkte erleiden den erwarteten Ohnmachtsanfall. Weit davon entfernt Amerika wieder groß zu machen, war Donald J. Trump der Katalysator für die Entwicklungen, die nur durch die außergewöhnlichen Anstrengungen der Finanzelite im Zaum gehalten werden konnten.
Damit ist es jetzt vorbei. Nun beginnt sie, die Große Deflation. Oder vielmehr, sie setzt sich fort. Das Geld wird schneller aus den Märkten herausfließen, als es gedruckt werden kann. Die Preise der Vermögenswerte werden in den Keller stürzen. Die globale Paralyse des Finanzsystems wartet schon hinter der nächsten Ecke.
Oder?
Es lässt sich bereits eine Erholung an den Kapitalmärkten beobachten, auch wenn noch nicht klar erkennbar ist, inwieweit es sich dabei um die Eindeckung von Short-Positionen handelt oder um planmäßige Eingriffe in das Marktgeschehen, mit denen die Kurse gestützt und ein gewisser Optimismus vermittelt werden sollen. Anzunehmen, dass der Markt die Präsidentschaft von Trump auf ganz natürliche Weise begrüßt, ist lächerlich.
Wie auch im Falle des Brexits werden sich die größten Auswirkungen erst zeigen, nachdem Trump im Januar seinen neuen Job angetreten hat. Und selbst dann wird die Umsetzung seiner politischen Vorstellungen erst Konsequenzen haben, wenn die Maßnahmen auch tatsächlich in Kraft treten.
Der mexikanische Peso wurde jedoch stark geschwächt und der Goldpreis wurde durch den Verkauf riesiger Mengen an Terminkontrakten an den Papiermärkten nach unten gedrückt. Dabei handelt es sich so offenkundig um vorsätzliche Interventionen, die die scheinbare Stärke des US-Dollars erhalten sollen, dass es schon fast peinlich ist.
Natürlich sind das nur Spekulationen und Meinungen. Die Terminmärkte sind mit Absicht so undurchsichtig strukturiert, dass es unmöglich ist, dort jene Muster auszumachen, die durch die augenblickliche Übertragung minimaler Kursänderungen an den Aktienmärkten erkennbar sind. Wir sind gezwungen, die Existenz dieser Muster anhand ihrer Folgen abzuleiten, ähnlich wie wir die Existenz Schwarzer Löcher aus der Wirkung ableiten, die die Gravitation auf das Licht hat.
In dieser Hinsicht könnte der Aufstieg Trumps zum US-Präsidenten den Interessen der Investoren sogar dienlich sein. Trump hat die Korrumpierung und Manipulation der Märkte durch die Zentralbanken unentwegt angeprangert. Könnte Trump derjenige sein, der tatsächlich dafür sorgt, dass die Berichterstattung der Futures-, Forwards- und Derivatemärkte die gleichen Rahmenbedingungen erfüllen muss wie die der Aktienmärkte, einschließlich der sofortigen Informationsübermittlung und den gleichen Möglichkeiten zur Identifikation von Marktteilnehmern? Sollte das der Fall sein, wäre es definitiv ein außerordentlicher und unerwarteter Segen.
Zu den möglichen positiven Folgen für kanadische Investoren zählt zudem der potentielle Anstieg der Immobiliennachfrage. Die offizielle Webseite Kanadas für Informationen zur Einwanderung ist Berichten zufolge unter dem beispiellosen Traffic zusammengebrochen, als sich das Wahlergebnis abzeichnete. Könnte Trump der Katalysator sein, der die kanadischen Immobilienmärkte wiederbelebt, nachdem sie von der Politik vorübergehend stummgeschaltet wurden?
Außerdem wäre da noch das Öl. Trump hat sich für die Pipeline Keystone XL ausgesprochen. Das wird die Einwohner der kanadischen Provinz Alberta, die aufgrund des fehlenden Zugangs zum Meer seit Jahren Probleme mit dem Transport ihres Rohöls haben, sicherlich aufheitern.
Trumps Wahlsieg ist keine Überraschung
Die Wahl von Donald Trump war keineswegs ein "Schwarzer Schwan", wie uns manche Kommentatoren glauben machen wollen. Wie wir bereits in früheren Beiträgen anmerkten, drückt sich darin vielmehr der Wunsch der Wählerschaft aus, das herrschende politische Establishment der Vereinigten Staaten zu zerschlagen, welches fast ausschließlich seine eigenen Interessen repräsentiert. Das ist zumindest der Eindruck, der entsteht. Dieser Mann wurde nicht gewählt, um zu regieren. Er wurde gewählt, um zu erneuern.
Jetzt, da Trump zum Präsidenten gewählt wurde, werden wir live miterleben, wie viele seiner einseitigen Positionen in einem Land umsetzbar sind, dass sich zwar mit Blick auf den Senat und den Kongress fest in republikanischer Hand befindet, dessen Regierungspartei intern jedoch tief gespalten ist. Und wie wird seine Machtbasis im Volk reagieren? Diese bis an die Zähne bewaffneten Bürgerwehrtypen, die Augenklappen tragen und bei jeder Gelegenheit mit ihren Pistolen herumfuchteln?
Die werden ihm wohl die größten Probleme bereiten, wenn auch nur aus dem einen Grund, dass er "ihr" Kandidat ist und sie ihn als solchen auf buchstäblich radikalste Weise zur Rechenschaft ziehen werden. Wenn Trump auch nur im Geringsten von seinen Positionen abrückt, wird er sich in Washington umringt von Oath Keepers in Tarnkleidung wiederfinden, die die Umsetzung der Wahlversprechen fordern.
Es handelt sich dabei nicht um eine extreme Hinwendung zu nationalistischem Gedankengut, wie die Situation in vielen Mainstreammedien dargestellt wird. Was wir hier erleben, ist die verzweifelte, instinktive Antwort auf den Verfall der Werte von Gleichheit, Freiheit und gleichberechtigter Teilnahme am Prozess der Machtverteilung.
Trump wird die Mehrheit seiner befremdlichen Ideen genauso wenig umsetzten, wie er sich weitere Grabsch-Attacken auf Frauen leisten wird, jetzt da er noch bekannter ist. Allerdings haben weder er noch die USA bislang wirklich begriffen, dass er gar nicht gewählt wurde, um zu regieren. Er ist nur ein Platzhalter, eine Metapher, ein Symbol der amerikanischen Unzufriedenheit.
Trump ist in keiner Weise für das Präsidentenamt qualifiziert. Ab 2017 hält die Zukunft eine Myriade von Ereignissen und Vorkommnissen bereit, an denen sich das zeigen wird.
Die Welle der Forderungen nach Annullierung der Wahl, einem Amtsenthebungsverfahren oder einer anderen Möglichkeit, dem Mann, der Steuerhinterziehung zu einer Angelegenheit des Nationalstolzes gemacht hat, die Macht wieder zu entziehen, kommt erst noch auf uns zu. Der Einbruch an den Märkten ist nur der Vorläufer der Entwicklungen, die einer tiefgreifenden Umwälzung unweigerlich vorausgehen: zunehmende Volatilität und die Instabilität aller etablierten Systeme. Die Regierungszeit von Trump wird kurz und katastrophal sein.
Eines ist jedoch sicher: Die politische Landschaft der Vereinigten Staaten wurde in Brand gesteckt. Wenn die Feuer erloschen sind und der Rauch sich lichtet, wird eine grundlegend andere Machtstruktur zu Tage treten. Der Wahlsieg Trumps ist nicht die fundamentale Veränderung, als die er wahrgenommen und beschrieben wird. Er ist nur die erste Erscheinungsform von etwas viel Größerem, das sich durch den Nebel einer dunklen und bedrohlichen Zukunft den Weg zu uns bahnt.
© James West
www.midasletter.com
Dieser Artikel wurde am 09. November 2016 auf www.midasletter.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Damit ist es jetzt vorbei. Nun beginnt sie, die Große Deflation. Oder vielmehr, sie setzt sich fort. Das Geld wird schneller aus den Märkten herausfließen, als es gedruckt werden kann. Die Preise der Vermögenswerte werden in den Keller stürzen. Die globale Paralyse des Finanzsystems wartet schon hinter der nächsten Ecke.
Oder?
Es lässt sich bereits eine Erholung an den Kapitalmärkten beobachten, auch wenn noch nicht klar erkennbar ist, inwieweit es sich dabei um die Eindeckung von Short-Positionen handelt oder um planmäßige Eingriffe in das Marktgeschehen, mit denen die Kurse gestützt und ein gewisser Optimismus vermittelt werden sollen. Anzunehmen, dass der Markt die Präsidentschaft von Trump auf ganz natürliche Weise begrüßt, ist lächerlich.
Wie auch im Falle des Brexits werden sich die größten Auswirkungen erst zeigen, nachdem Trump im Januar seinen neuen Job angetreten hat. Und selbst dann wird die Umsetzung seiner politischen Vorstellungen erst Konsequenzen haben, wenn die Maßnahmen auch tatsächlich in Kraft treten.
Der mexikanische Peso wurde jedoch stark geschwächt und der Goldpreis wurde durch den Verkauf riesiger Mengen an Terminkontrakten an den Papiermärkten nach unten gedrückt. Dabei handelt es sich so offenkundig um vorsätzliche Interventionen, die die scheinbare Stärke des US-Dollars erhalten sollen, dass es schon fast peinlich ist.
Natürlich sind das nur Spekulationen und Meinungen. Die Terminmärkte sind mit Absicht so undurchsichtig strukturiert, dass es unmöglich ist, dort jene Muster auszumachen, die durch die augenblickliche Übertragung minimaler Kursänderungen an den Aktienmärkten erkennbar sind. Wir sind gezwungen, die Existenz dieser Muster anhand ihrer Folgen abzuleiten, ähnlich wie wir die Existenz Schwarzer Löcher aus der Wirkung ableiten, die die Gravitation auf das Licht hat.
In dieser Hinsicht könnte der Aufstieg Trumps zum US-Präsidenten den Interessen der Investoren sogar dienlich sein. Trump hat die Korrumpierung und Manipulation der Märkte durch die Zentralbanken unentwegt angeprangert. Könnte Trump derjenige sein, der tatsächlich dafür sorgt, dass die Berichterstattung der Futures-, Forwards- und Derivatemärkte die gleichen Rahmenbedingungen erfüllen muss wie die der Aktienmärkte, einschließlich der sofortigen Informationsübermittlung und den gleichen Möglichkeiten zur Identifikation von Marktteilnehmern? Sollte das der Fall sein, wäre es definitiv ein außerordentlicher und unerwarteter Segen.
Zu den möglichen positiven Folgen für kanadische Investoren zählt zudem der potentielle Anstieg der Immobiliennachfrage. Die offizielle Webseite Kanadas für Informationen zur Einwanderung ist Berichten zufolge unter dem beispiellosen Traffic zusammengebrochen, als sich das Wahlergebnis abzeichnete. Könnte Trump der Katalysator sein, der die kanadischen Immobilienmärkte wiederbelebt, nachdem sie von der Politik vorübergehend stummgeschaltet wurden?
Außerdem wäre da noch das Öl. Trump hat sich für die Pipeline Keystone XL ausgesprochen. Das wird die Einwohner der kanadischen Provinz Alberta, die aufgrund des fehlenden Zugangs zum Meer seit Jahren Probleme mit dem Transport ihres Rohöls haben, sicherlich aufheitern.
Trumps Wahlsieg ist keine Überraschung
Die Wahl von Donald Trump war keineswegs ein "Schwarzer Schwan", wie uns manche Kommentatoren glauben machen wollen. Wie wir bereits in früheren Beiträgen anmerkten, drückt sich darin vielmehr der Wunsch der Wählerschaft aus, das herrschende politische Establishment der Vereinigten Staaten zu zerschlagen, welches fast ausschließlich seine eigenen Interessen repräsentiert. Das ist zumindest der Eindruck, der entsteht. Dieser Mann wurde nicht gewählt, um zu regieren. Er wurde gewählt, um zu erneuern.
Jetzt, da Trump zum Präsidenten gewählt wurde, werden wir live miterleben, wie viele seiner einseitigen Positionen in einem Land umsetzbar sind, dass sich zwar mit Blick auf den Senat und den Kongress fest in republikanischer Hand befindet, dessen Regierungspartei intern jedoch tief gespalten ist. Und wie wird seine Machtbasis im Volk reagieren? Diese bis an die Zähne bewaffneten Bürgerwehrtypen, die Augenklappen tragen und bei jeder Gelegenheit mit ihren Pistolen herumfuchteln?
Die werden ihm wohl die größten Probleme bereiten, wenn auch nur aus dem einen Grund, dass er "ihr" Kandidat ist und sie ihn als solchen auf buchstäblich radikalste Weise zur Rechenschaft ziehen werden. Wenn Trump auch nur im Geringsten von seinen Positionen abrückt, wird er sich in Washington umringt von Oath Keepers in Tarnkleidung wiederfinden, die die Umsetzung der Wahlversprechen fordern.
Es handelt sich dabei nicht um eine extreme Hinwendung zu nationalistischem Gedankengut, wie die Situation in vielen Mainstreammedien dargestellt wird. Was wir hier erleben, ist die verzweifelte, instinktive Antwort auf den Verfall der Werte von Gleichheit, Freiheit und gleichberechtigter Teilnahme am Prozess der Machtverteilung.
Trump wird die Mehrheit seiner befremdlichen Ideen genauso wenig umsetzten, wie er sich weitere Grabsch-Attacken auf Frauen leisten wird, jetzt da er noch bekannter ist. Allerdings haben weder er noch die USA bislang wirklich begriffen, dass er gar nicht gewählt wurde, um zu regieren. Er ist nur ein Platzhalter, eine Metapher, ein Symbol der amerikanischen Unzufriedenheit.
Trump ist in keiner Weise für das Präsidentenamt qualifiziert. Ab 2017 hält die Zukunft eine Myriade von Ereignissen und Vorkommnissen bereit, an denen sich das zeigen wird.
Die Welle der Forderungen nach Annullierung der Wahl, einem Amtsenthebungsverfahren oder einer anderen Möglichkeit, dem Mann, der Steuerhinterziehung zu einer Angelegenheit des Nationalstolzes gemacht hat, die Macht wieder zu entziehen, kommt erst noch auf uns zu. Der Einbruch an den Märkten ist nur der Vorläufer der Entwicklungen, die einer tiefgreifenden Umwälzung unweigerlich vorausgehen: zunehmende Volatilität und die Instabilität aller etablierten Systeme. Die Regierungszeit von Trump wird kurz und katastrophal sein.
Eines ist jedoch sicher: Die politische Landschaft der Vereinigten Staaten wurde in Brand gesteckt. Wenn die Feuer erloschen sind und der Rauch sich lichtet, wird eine grundlegend andere Machtstruktur zu Tage treten. Der Wahlsieg Trumps ist nicht die fundamentale Veränderung, als die er wahrgenommen und beschrieben wird. Er ist nur die erste Erscheinungsform von etwas viel Größerem, das sich durch den Nebel einer dunklen und bedrohlichen Zukunft den Weg zu uns bahnt.
© James West
www.midasletter.com
Dieser Artikel wurde am 09. November 2016 auf www.midasletter.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.