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Die Narren sind los

11.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Brent handelt am Morgen knapp unterhalb von 46 USD je Barrel, WTI bei 44,5 USD je Barrel. Verglichen mit den jüngsten Preisentwicklungen an den Metallmärkten stellt sich der Ölmarkt in diesen Tagen geradezu als ein Hort der Stabilität dar. Nach kurzzeitigen Ausschlägen kurz nach der US-Wahl und einem Abrutschen auf ein 3-Monatstief im Falle von Brent notieren die Ölpreise inzwischen wieder auf dem Niveau von Anfang der Woche.

Die Internationale Energieagentur hat gestern nochmals eine Bestätigung dafür geliefert, dass der globale Ölmarkt derzeit überversorgt ist. Schuld daran sind eine deutlich gestiegene OPEC-Produktion und eine massive Ausweitung der Ölproduktion in Russland. Die OPEC steigerte ihre Förderung im Oktober nochmals um 230 Tsd. auf ein Rekordniveau von 33,83 Mio. Barrel pro Tag, Russland innerhalb der letzten zwei Monate um 500 Tsd. auf rekordhohe 11,2 Mio. Barrel pro Tag. Die OPEC produziert derzeit ca. 800 Tsd. Barrel pro Tag mehr als benötigt. Erst Ende 2017 würde der Bedarf an OPEC-Öl nach Schätzung der IEA das aktuelle Produktionsniveau erreichen.

Die IEA warnt daher, dass der Ölmarkt ohne eine Fördermengenbegrenzung der OPEC das gesamte nächste Jahr überversorgt bleiben würde und sieht das Risiko eines nochmaligen Preisrückgangs. Der Druck auf die OPEC, bei der Sitzung in knapp drei Wochen eine Produktionskürzung zu beschließen, ist daher beträchtlich. Außer Saudi-Arabien und den verbündeten Golfanrainerstaaten hat sich bislang aber kein OPEC-Land dazu bereit erklärt. Stattdessen wollen viele Länder ihre Produktion sogar weiter erhöhen. Russland ist bestenfalls zum Einfrieren seiner Ölproduktion bereit.


Edelmetalle

Als Beobachter des Goldmarktes könnte man sich verwundert die Augen reiben. Donald Trump wird zum neuen Präsidenten der USA gewählt und die Finanzmärkte feiern dies euphorisch, wie zum Beispiel am starken Anstieg der Aktienmärkte und Industriemetallpreise ersichtlich ist. Im Gegensatz dazu steht Gold spürbar unter Druck. Der Goldpreis fällt heute Morgen sogar kurzzeitig auf ein 3½-Wochentief von gut 1.250 USD je Feinunze.

Belastungsfaktoren sind neben dem offenbar deutlich höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer - der US-Aktienindex Dow Jones Industrial Average hat auf einem Rekord¬hoch geschlossen - der feste US-Dollar und weiter steigende Anleiherenditen. Auch wird eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im Dezember wieder zunehmend eingepreist. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt laut Fed Fund Futures inzwischen bei 80%. Direkt nach der Wahl von Trump war sie noch auf unter 50% gefallen. Gestern gab es zudem mit 16,2 Tonnen den zweithöchsten Tagesabfluss bei den Gold-ETFs in diesem Jahr.

Wir halten den Preisrückgang von Gold übertrieben, denn mit der Wahl von Trump sind die Unsicherheiten eher gestiegen als gefallen. Zudem gab es zuletzt bessere Nachrichten von der Nachfrage¬seite. Vorläufigen Daten des indischen Finanzministeriums zufolge haben sich die indischen Goldimporte im Oktober sowohl im Vormonats- als auch im Vorjahresvergleich auf 96,7 Tonnen mehr als verdoppelt. Dies dürfte auf eine hohe Nachfrage während der Feiertagssaison zurückzuführen sein. Denn Ende Oktober gab es mit "Dhanteras" und "Diwali" zwei der höchsten hinduistischen Feiertage, zu denen traditionell viel Gold verschenkt wird.


Industriemetalle

Ein neuer Tag, ein neues Hoch - dies gilt im Moment offenbar für den Kupferpreis. Dieser springt heute Morgen zeitweise um weitere 5% auf 5.900 USD je Tonne nach oben. Allein in dieser Woche hat Kupfer damit bislang mehr als 18% zugelegt. Bleibt es dabei, wäre dies der höchste Wochengewinn seit mindestens 30 Jahren. Auch Nickel verteuert sich um über 3% auf fast 12.000 USD je Tonne, den höchsten Stand seit Juli 2015. Der LME-Industriemetallindex (LMEX) stieg gestern auf ein 17-Monatshoch von 2.732 Punkten.

Noch trägt offenbar die für uns nicht ganz nachvollziehbare Euphorie der Marktteilnehmer nach dem Trump-Wahlsieg die Metallpreise. Aber auch diese Welle wird irgendwann auslaufen. Sobald sich der Staub gelegt hat, dürften sich die Marktteilnehmer wieder auf die Fundamentaldaten der Metalle konzentrieren. Und die haben sich mit dem Wahlausgang in den USA bislang nicht verändert. Unseres Erachtens hat sich daher kurzfristig beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut.

Hohe Risiken gibt es zum Beispiel trotz einer zuletzt besseren Konjunktur in China. Offiziellen Daten zufolge ist das Volumen notleidender Kredite in den Bilanzen chinesischer Banken per Ende September im Jahresvergleich um 26% auf rund 1,5 Bio. CNY (etwa 212 Mrd. USD) gestiegen. Hinzu kommen Anzeichen, dass das neue Kreditwachstum zur Bedienung früherer Darlehen verwendet wird, anstatt in produktive Investitionen zu fließen. Dies lässt Zweifel an der Tragfähigkeit von Chinas kreditgestütztem Wachstumsmodell aufkommen.

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Agrarrohstoffe

Wie bereits gestern berichtet, hat das US-Landwirtschaftsministerium seine Ernteschätzungen für Mais in den USA nochmals nach oben revidiert. Dies hat auch Auswirkungen auf die globale Angebotslage. Die weltweite Maisproduktion soll demnach 2016/17 auf rekordhohe 1,03 Mrd. Tonnen steigen. Gegenüber der bisherigen Schätzung stellt dies eine Aufwärtsrevision um 5 Mio. Tonnen dar. Gut 4 Mio. Tonnen entfallen dabei auf die USA, 1 Mio. Tonnen auf die Ukraine.

Da gleichzeitig auch die weltweite Maisnachfrage um 3 Mio. Tonnen nach oben revidiert wurde, steigt der weltweite Angebotsüberschuss nur um 2 Mio. auf 9 Mio. Tonnen, verglichen mit der bisherigen Schätzung. Die globalen Endbestände sollen daraufhin auf 218 Mio. Tonnen steigen, was ebenfalls einem Rekordniveau entspricht.

Bei Weizen nahm das USDA dagegen nur geringfügige Revisionen vor. Aufgrund eines etwas höher angesetzten weltweiten Verbrauchs soll der erwartete weltweite Angebotsüberschuss mit knapp 8 Mio. Tonnen etwas niedriger ausfallen als bislang geschätzt. Aufgrund höherer Anfangsbestände steigen die Endbestände dennoch auf 249 Mio. Tonnen, was nochmals 1 Mio. Tonnen höher liegt als bislang erwartet und ebenfalls einem Rekordniveau entspricht. Angesichts der reichlichen Verfügbarkeit von Mais und Weizen ist es schwer vorstellbar, wie die Preise aus ihrer Talsohle herauskommen sollen.



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