Edelmetalle Aktuell
26.08.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Auch der Goldpreis stieg zu Beginn dieser Woche an und erreichte noch am Montag 628 $ je Unze. Damit bügelte er die Verluste der Vorwoche weitgehend aus. Wie oben bereits erwähnt, war der Hauptgrund für die Bewegung der Kursverlust der US-Währung, die zeitweise gegenüber dem Euro auf 1,2930 gefallen war. Aber auch der steigende Ölpreis spielt eine Rolle. Er legte zu, weil der Iran bekanntgab, dass er sein Atomprogramm fortsetzen wolle und die Wahrscheinlichkeit von Sanktionen damit weiter anstieg.
Für den Rest der Woche handelte das gelbe Metall dann in einer sehr engen Handelsspanne zwischen 620 $ und 630 $ je Unze. Die wenigen, größeren Bewegungen innerhalb dieser Handelsspanne wurden vor allem durch den Dollar hervorgerufen, der seinerseits durch die Veröffentlichung von Wirtschaftszahlen in den USA und in Deutschland angetrieben wurde.
Für die kommende Woche erwarten wir keine grundlegende Änderung auf dem Goldmarkt. Angesichts dessen, dass es im Moment keine Aussichten auf neue fundamentale Entwicklungen gibt, dürfte das Metall auch weiterhin dem Dollar, sowie dem Ölpreis folgen. Da diese beiden trotz aller kurzfristiger Volatilität selbst in vergleichsweise engen Handelsspannen gefangen zu sein scheinen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch das Gold zwischen 607,50 (dem Tiefstkurs vom letzten Freitag) und 638 $ je Unze verharren wird. Einen Hinweis darauf, welche der beiden Seiten der Handelsspanne zuerst getestet wird, könnte sich Mitte der nächsten Woche ergeben, wenn die neuesten Zahlen zum Bruttosozialprodukt und dem Verbrauchervertrauen in den USA veröffentlicht werden.
Negative Vorzeichen hier müssen aber nicht notwendigerweise gute Nachrichten für Gold bedeuten. Der Grund hierfür ist, dass eine nachlassende Konjunktur in den USA sicher auch zu einer geringeren Nachfrage nach Rohstoffen führen würde. Als Folge davon könnten sich Investoren zumindest zum Teil aus diesem Segment zurückziehen. Da ein Großteil der Geldanlagen in diesem Bereich auf der Basis von Rohstoffindexprodukten getätigt wurde, die jeweils auch einen gewissen Prozentsatz an Gold enthalten, könnte das gelbe Metall quasi aus Versehen ein Opfer der Entwicklung werden. Die allgemein dem Gold zugedachte Rolle als sicherer Hafen könnte dabei in den Hintergrund gedrängt werden.
In einem Bericht in dieser Woche gab es weitere Details zum Rückgang der Schmucknachfrage in Asien im zweiten Quartal: Abgesehen von dem deutlichen Rückgang in Indien um 43 Prozent (siehe Bericht in der letzten Woche), gab es auch ansonsten Rückgänge zwischen einem Prozent in Vietnam und 27 Prozent in Hongkong (China -2%, Japan -3%, Taiwan -18% und Indonesien -23%).
Aber nicht nur die Nachfrageseite steht derzeit unter Druck, in vielen Fällen ist auch das Angebot rückläufig. Der südafrikanische Goldproduzent DRDGold gab zum Beispiel in dieser Woche bekannt, dass die Goldförderung in seinen afrikanischen und austral-asiatischen Minen im Vergleich zum letzten Jahr um 31 Prozent niedriger gelegen habe.
Der Präsident der Deutschen Bundesbank Axel Weber sagte in einem Interview gegenüber der Bild-Zeitung am Montag, dass seine Institution auch weiterhin nicht grundsätzlich ausschließe, Gold zu verkaufen und in Devisenreserven umzuwandeln. Kategorisch schloss er jedoch Abgaben zum Füllen von Haushaltslöchern aus. In einem weiteren Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters einen Tag später ergänzte Weber jedoch, dass die Bundesbank aber auch im nächsten Jahr der Laufzeit (Beginn Ende September) des Goldabkommens der Europäischen Zentralbanken kein Edelmetall abgeben werde. Diese Äußerung unterstreicht die von uns an dieser Stelle schon mehrfach geäußerte Meinung, dass die europäischen Zentralbanken nicht in der Lage sein werden, in den nächsten Jahren das selbst gesteckte Verkaufsziel von 500 Tonnen pro Jahr erfüllen zu können. Unabhängig von den Tagesschwankungen sehen wir hierin eine potenzielle Ursache für eine langfristig positive Entwicklung des Goldpreises.
Das weiße Metall ignorierte in dieser Woche weitgehend die relative Ruhe bei Gold und Platin und setzte seinen Aufwärtstrend kontinuierlich fort. Noch am letzten Freitag erholte es sich vor Börsenschluss von dem Tiefstkurs bei 11,81 $ je Unze, den es kurz zuvor erreicht hatte. In den nächsten Tagen stieg das Silber dann weiter auf ein Zwölfwochenhoch bei 12,68 $ je Unze, welches es am Mittwochnachmittag erreichte.
Der größte Teil der Gewinne war sicherlich eine Folge spekulativer Aktivitäten und genau dies ist auch der Grund, warum die Inhaber von Pluspositionen vergleichsweise nervös reagieren und das Metall damit auch für größere Rückschläge anfällig bleibt. Dies bestätigte sich bei zwei Gelegenheiten in dieser Woche, als der Preis jeweils plötzlich um mehr als 30 Cent innerhalb von nur wenigen Stunden fiel. Beide Male verursachte ein steigender Dollar die Verkäufe der Spekulanten. Am Ende konnte das Metall nicht alle seine Gewinne verteidigen, mit aktuell 12,35 $ je Unze handelt es aber immer noch zwei Prozent über dem Schlusskurs der vergangenen Woche.
Auch wenn wir die überwiegende Mehrzahl der Käufe in dieser Woche eher kurzfristig orientierten Spekulanten zuschreiben, darf nicht übersehen werden, dass der Verkaufserfolg bei dem in den USA an der Börse notierten ETF weiter anhält. Der Gesamtabsatz erreichte am Mittwoch fast 98 Millionen Unzen und damit ein neues Rekordniveau.
Unterschwellig dürfte der jüngste Preisanstieg außerdem von den Nachrichten über einen Streik in der weltgrößten Kupfermine Escondia in Chile unterstützt worden sein. Die ursprünglich positive Wirkung dieser Nachricht dürfte nun aber eher wieder nachlassen, da einige der Arbeiter nach 18 Streiktagen auf ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt sind und die Produktion zumindest teilweise wieder aufgenommen wurde.
Wie schon beim Palladium glauben wir auch beim Silber nicht, dass es seine jüngst errungene, relative Unabhängigkeit von den Hauptedelmetallen verteidigen kann. Die erste Folge dieser Entwicklung könnte eine Beruhigung des Marktes sein. Längerfristig gesehen wird es darauf ankommen, dass sich das Metall über dem aktuellen Preisniveau festsetzen kann. Ein Durchbruch auf der unteren Seite könnte sonst rasch wieder einen Test der Marke von 11,80 $ je Unze bringen.
Das Platin fiel noch am letzten Freitag auf einen Tiefstkurs bei 1.208 $ je Unze zurück. Wie oben schon erwähnt, konnte es sich anschließend wieder erholen und der Höchstkurs wurde schon am Dienstag mit 1.236 $ je Unze erreicht. Für den Rest der Woche handelte das Metall dann in einer relativ engen Spanne zwischen 1.218 und 1.230 $ je Unze.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre das Platin, wie schon das Gold auch von der Schlafkrankheit befallen worden. Das gelbe Metall kann allerdings nicht alleine für die insgesamt müde Entwicklung verantwortlich gemacht werden. So gibt es auch eine Reihe von hausgemachten Gründen wie zum Beispiel fundamentale Nachrichten, die den Platinpreis in jeweils gegensätzliche Richtungen zerren. Auf der negativen Seite steht, dass das Palladium weitere Fortschritte im chinesischen Schmuckmarkt verzeichnen kann. Dazu kommt die Unsicherheit bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in den USA, die vor allem auch einen Einfluss auf die Neuzulassungen bei Autos haben könnte. Auf der anderen Seite gab es eine Reihe von Nachrichten über einen möglichen Anstieg der Verkaufszahlen von dieselgetriebenen Fahrzeugen in den Vereinigten Staaten. Die Einführung dieser spritsparenden Technologie scheint nicht länger nur ein Steckenpferd der europäischen Automobilindustrie zu sein, auch die US-amerikanischen Hersteller scheinen jetzt zunehmend auf Dieselmotoren zu setzen.
Für die nächste Woche erwarten wir eigentlich keine wesentliche Änderung des Handelsumfelds. Dabei ist es relativ wahrscheinlich, dass auch weiterhin das Gold die Richtung für das Platin vorgeben wird. Bei der erwarteten ruhigen Entwicklung dort dürfte das weiße Metall dann kaum aus einer Handelsspanne zwischen 1.200 $ und 1.250 $ je Unze ausbrechen.
Die in Südafrika beheimatete Nummer zwei unter den Platinproduzenten Impala Platinum Holdings Ltd. berichtete heute Morgen über einen 39-prozentigen Anstieg des Jahresergebnisses. Die Zahl lag weitgehend im Bereich der Erwartungen von Analysten. Impala plant nun, angesichts eines Aktienkurses von über 1.000 Rand, eine alte Aktie durch acht neue Aktien zu ersetzen. Im abgelaufenen Finanzjahr konnte das Unternehmen vom Kap 1,846 Millionen Unzen Platin fördern. Für das kommende Jahr erwarten die Südafrikaner einer Ausbringung in Höhe von 2 Millionen Unzen, für 2010 soll sie auf 2,3 Millionen Unzen steigen.
Das weiße Metall schnitt in dieser Woche wieder besser als seine Schwestermetalle ab, auch wenn es nicht mehr so rasant wie in der Vorwoche zulegen konnte. Es gibt immer noch keine Hinweise auf fundamentale Gründe, die den jüngsten Anstieg rechtfertigen würden, wenn man einmal von Meldungen über ein Andauern der chinesischen Schmucknachfrage absieht. Aus diesem Grund sehen wir hinter dem Zulegen des Preises vor allem spekulative Gründe. Die Notierung stieg dabei im Wesentlichen die ganze Woche über, sie begann am Montag knapp unter 330 $ je Unze und erreichte gestern Nachmittag schließlich einen Höchstkurs bei 345 $ je Unze.
Wir rechnen damit, dass das Palladium auch in Zukunft immer wieder spekulative Nachfrage auf sich ziehen wird, wobei die Käufer das weit weniger positive fundamentale Umfeld scheinbar weitgehend ausblenden.
Angesichts dessen, dass die jüngste Rallye in den letzten 24 Stunden etwas am Dynamik verloren hat, schließen wir nicht mehr aus, dass das Palladium wieder von den Schwestermetallen Platin und Gold eingefangen wird. Dies würde heißen, dass der Aufwärtstrend nun einer Seitwärtsbewegung Platz machen würde.
Vom Handel mit Rhodium gibt es in dieser Woche keine Veränderung zu berichten. Das Metall liegt weiterhin bei 4.650 $ je Unze. Auf dem aktuellen Niveau haben wir ein leichtes Interesse auf beiden Seiten beobachten können. Für die kommende Woche erwarten wir erneut keine wesentliche Veränderung, bevor dann Anfang September die meisten Entscheider in der Industrie wieder aus den Ferien zurück sind und die Nachfrage deshalb wieder ansteigen könnte.
Beim Ruthenium (170 $ je Unze) und dem Iridium (400 $ je Unze) gab es in dieser Woche keine Veränderungen.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Auch der Goldpreis stieg zu Beginn dieser Woche an und erreichte noch am Montag 628 $ je Unze. Damit bügelte er die Verluste der Vorwoche weitgehend aus. Wie oben bereits erwähnt, war der Hauptgrund für die Bewegung der Kursverlust der US-Währung, die zeitweise gegenüber dem Euro auf 1,2930 gefallen war. Aber auch der steigende Ölpreis spielt eine Rolle. Er legte zu, weil der Iran bekanntgab, dass er sein Atomprogramm fortsetzen wolle und die Wahrscheinlichkeit von Sanktionen damit weiter anstieg.
Für den Rest der Woche handelte das gelbe Metall dann in einer sehr engen Handelsspanne zwischen 620 $ und 630 $ je Unze. Die wenigen, größeren Bewegungen innerhalb dieser Handelsspanne wurden vor allem durch den Dollar hervorgerufen, der seinerseits durch die Veröffentlichung von Wirtschaftszahlen in den USA und in Deutschland angetrieben wurde.
Für die kommende Woche erwarten wir keine grundlegende Änderung auf dem Goldmarkt. Angesichts dessen, dass es im Moment keine Aussichten auf neue fundamentale Entwicklungen gibt, dürfte das Metall auch weiterhin dem Dollar, sowie dem Ölpreis folgen. Da diese beiden trotz aller kurzfristiger Volatilität selbst in vergleichsweise engen Handelsspannen gefangen zu sein scheinen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch das Gold zwischen 607,50 (dem Tiefstkurs vom letzten Freitag) und 638 $ je Unze verharren wird. Einen Hinweis darauf, welche der beiden Seiten der Handelsspanne zuerst getestet wird, könnte sich Mitte der nächsten Woche ergeben, wenn die neuesten Zahlen zum Bruttosozialprodukt und dem Verbrauchervertrauen in den USA veröffentlicht werden.
Negative Vorzeichen hier müssen aber nicht notwendigerweise gute Nachrichten für Gold bedeuten. Der Grund hierfür ist, dass eine nachlassende Konjunktur in den USA sicher auch zu einer geringeren Nachfrage nach Rohstoffen führen würde. Als Folge davon könnten sich Investoren zumindest zum Teil aus diesem Segment zurückziehen. Da ein Großteil der Geldanlagen in diesem Bereich auf der Basis von Rohstoffindexprodukten getätigt wurde, die jeweils auch einen gewissen Prozentsatz an Gold enthalten, könnte das gelbe Metall quasi aus Versehen ein Opfer der Entwicklung werden. Die allgemein dem Gold zugedachte Rolle als sicherer Hafen könnte dabei in den Hintergrund gedrängt werden.
In einem Bericht in dieser Woche gab es weitere Details zum Rückgang der Schmucknachfrage in Asien im zweiten Quartal: Abgesehen von dem deutlichen Rückgang in Indien um 43 Prozent (siehe Bericht in der letzten Woche), gab es auch ansonsten Rückgänge zwischen einem Prozent in Vietnam und 27 Prozent in Hongkong (China -2%, Japan -3%, Taiwan -18% und Indonesien -23%).
Aber nicht nur die Nachfrageseite steht derzeit unter Druck, in vielen Fällen ist auch das Angebot rückläufig. Der südafrikanische Goldproduzent DRDGold gab zum Beispiel in dieser Woche bekannt, dass die Goldförderung in seinen afrikanischen und austral-asiatischen Minen im Vergleich zum letzten Jahr um 31 Prozent niedriger gelegen habe.
Der Präsident der Deutschen Bundesbank Axel Weber sagte in einem Interview gegenüber der Bild-Zeitung am Montag, dass seine Institution auch weiterhin nicht grundsätzlich ausschließe, Gold zu verkaufen und in Devisenreserven umzuwandeln. Kategorisch schloss er jedoch Abgaben zum Füllen von Haushaltslöchern aus. In einem weiteren Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters einen Tag später ergänzte Weber jedoch, dass die Bundesbank aber auch im nächsten Jahr der Laufzeit (Beginn Ende September) des Goldabkommens der Europäischen Zentralbanken kein Edelmetall abgeben werde. Diese Äußerung unterstreicht die von uns an dieser Stelle schon mehrfach geäußerte Meinung, dass die europäischen Zentralbanken nicht in der Lage sein werden, in den nächsten Jahren das selbst gesteckte Verkaufsziel von 500 Tonnen pro Jahr erfüllen zu können. Unabhängig von den Tagesschwankungen sehen wir hierin eine potenzielle Ursache für eine langfristig positive Entwicklung des Goldpreises.
- Silber
Das weiße Metall ignorierte in dieser Woche weitgehend die relative Ruhe bei Gold und Platin und setzte seinen Aufwärtstrend kontinuierlich fort. Noch am letzten Freitag erholte es sich vor Börsenschluss von dem Tiefstkurs bei 11,81 $ je Unze, den es kurz zuvor erreicht hatte. In den nächsten Tagen stieg das Silber dann weiter auf ein Zwölfwochenhoch bei 12,68 $ je Unze, welches es am Mittwochnachmittag erreichte.
Der größte Teil der Gewinne war sicherlich eine Folge spekulativer Aktivitäten und genau dies ist auch der Grund, warum die Inhaber von Pluspositionen vergleichsweise nervös reagieren und das Metall damit auch für größere Rückschläge anfällig bleibt. Dies bestätigte sich bei zwei Gelegenheiten in dieser Woche, als der Preis jeweils plötzlich um mehr als 30 Cent innerhalb von nur wenigen Stunden fiel. Beide Male verursachte ein steigender Dollar die Verkäufe der Spekulanten. Am Ende konnte das Metall nicht alle seine Gewinne verteidigen, mit aktuell 12,35 $ je Unze handelt es aber immer noch zwei Prozent über dem Schlusskurs der vergangenen Woche.
Auch wenn wir die überwiegende Mehrzahl der Käufe in dieser Woche eher kurzfristig orientierten Spekulanten zuschreiben, darf nicht übersehen werden, dass der Verkaufserfolg bei dem in den USA an der Börse notierten ETF weiter anhält. Der Gesamtabsatz erreichte am Mittwoch fast 98 Millionen Unzen und damit ein neues Rekordniveau.
Unterschwellig dürfte der jüngste Preisanstieg außerdem von den Nachrichten über einen Streik in der weltgrößten Kupfermine Escondia in Chile unterstützt worden sein. Die ursprünglich positive Wirkung dieser Nachricht dürfte nun aber eher wieder nachlassen, da einige der Arbeiter nach 18 Streiktagen auf ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt sind und die Produktion zumindest teilweise wieder aufgenommen wurde.
Wie schon beim Palladium glauben wir auch beim Silber nicht, dass es seine jüngst errungene, relative Unabhängigkeit von den Hauptedelmetallen verteidigen kann. Die erste Folge dieser Entwicklung könnte eine Beruhigung des Marktes sein. Längerfristig gesehen wird es darauf ankommen, dass sich das Metall über dem aktuellen Preisniveau festsetzen kann. Ein Durchbruch auf der unteren Seite könnte sonst rasch wieder einen Test der Marke von 11,80 $ je Unze bringen.
- Platin
Das Platin fiel noch am letzten Freitag auf einen Tiefstkurs bei 1.208 $ je Unze zurück. Wie oben schon erwähnt, konnte es sich anschließend wieder erholen und der Höchstkurs wurde schon am Dienstag mit 1.236 $ je Unze erreicht. Für den Rest der Woche handelte das Metall dann in einer relativ engen Spanne zwischen 1.218 und 1.230 $ je Unze.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre das Platin, wie schon das Gold auch von der Schlafkrankheit befallen worden. Das gelbe Metall kann allerdings nicht alleine für die insgesamt müde Entwicklung verantwortlich gemacht werden. So gibt es auch eine Reihe von hausgemachten Gründen wie zum Beispiel fundamentale Nachrichten, die den Platinpreis in jeweils gegensätzliche Richtungen zerren. Auf der negativen Seite steht, dass das Palladium weitere Fortschritte im chinesischen Schmuckmarkt verzeichnen kann. Dazu kommt die Unsicherheit bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in den USA, die vor allem auch einen Einfluss auf die Neuzulassungen bei Autos haben könnte. Auf der anderen Seite gab es eine Reihe von Nachrichten über einen möglichen Anstieg der Verkaufszahlen von dieselgetriebenen Fahrzeugen in den Vereinigten Staaten. Die Einführung dieser spritsparenden Technologie scheint nicht länger nur ein Steckenpferd der europäischen Automobilindustrie zu sein, auch die US-amerikanischen Hersteller scheinen jetzt zunehmend auf Dieselmotoren zu setzen.
Für die nächste Woche erwarten wir eigentlich keine wesentliche Änderung des Handelsumfelds. Dabei ist es relativ wahrscheinlich, dass auch weiterhin das Gold die Richtung für das Platin vorgeben wird. Bei der erwarteten ruhigen Entwicklung dort dürfte das weiße Metall dann kaum aus einer Handelsspanne zwischen 1.200 $ und 1.250 $ je Unze ausbrechen.
Die in Südafrika beheimatete Nummer zwei unter den Platinproduzenten Impala Platinum Holdings Ltd. berichtete heute Morgen über einen 39-prozentigen Anstieg des Jahresergebnisses. Die Zahl lag weitgehend im Bereich der Erwartungen von Analysten. Impala plant nun, angesichts eines Aktienkurses von über 1.000 Rand, eine alte Aktie durch acht neue Aktien zu ersetzen. Im abgelaufenen Finanzjahr konnte das Unternehmen vom Kap 1,846 Millionen Unzen Platin fördern. Für das kommende Jahr erwarten die Südafrikaner einer Ausbringung in Höhe von 2 Millionen Unzen, für 2010 soll sie auf 2,3 Millionen Unzen steigen.
- Palladium
Das weiße Metall schnitt in dieser Woche wieder besser als seine Schwestermetalle ab, auch wenn es nicht mehr so rasant wie in der Vorwoche zulegen konnte. Es gibt immer noch keine Hinweise auf fundamentale Gründe, die den jüngsten Anstieg rechtfertigen würden, wenn man einmal von Meldungen über ein Andauern der chinesischen Schmucknachfrage absieht. Aus diesem Grund sehen wir hinter dem Zulegen des Preises vor allem spekulative Gründe. Die Notierung stieg dabei im Wesentlichen die ganze Woche über, sie begann am Montag knapp unter 330 $ je Unze und erreichte gestern Nachmittag schließlich einen Höchstkurs bei 345 $ je Unze.
Wir rechnen damit, dass das Palladium auch in Zukunft immer wieder spekulative Nachfrage auf sich ziehen wird, wobei die Käufer das weit weniger positive fundamentale Umfeld scheinbar weitgehend ausblenden.
Angesichts dessen, dass die jüngste Rallye in den letzten 24 Stunden etwas am Dynamik verloren hat, schließen wir nicht mehr aus, dass das Palladium wieder von den Schwestermetallen Platin und Gold eingefangen wird. Dies würde heißen, dass der Aufwärtstrend nun einer Seitwärtsbewegung Platz machen würde.
- Rhodium
Vom Handel mit Rhodium gibt es in dieser Woche keine Veränderung zu berichten. Das Metall liegt weiterhin bei 4.650 $ je Unze. Auf dem aktuellen Niveau haben wir ein leichtes Interesse auf beiden Seiten beobachten können. Für die kommende Woche erwarten wir erneut keine wesentliche Veränderung, bevor dann Anfang September die meisten Entscheider in der Industrie wieder aus den Ferien zurück sind und die Nachfrage deshalb wieder ansteigen könnte.
Beim Ruthenium (170 $ je Unze) und dem Iridium (400 $ je Unze) gab es in dieser Woche keine Veränderungen.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.