Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Was bedeutet Trump für Gold und die Goldaktien?

17.11.2016  |  Adam Hamilton
- Seite 2 -
Donald Trump versteht das nur zu gut und hat in den letzten Wochen wiederholt vor der Blase an den Aktienmärkten gewarnt. In seiner ersten Debatte mit Hillary Clinton am 26. September sagte er: "Glauben Sie mir, wir befinden und derzeit in einer Blase. Das einzige, das gut aussieht, ist der Aktienmarkt, aber wenn die Zinsen nur ein kleines bisschen erhöht werden, werden die Kurse fallen. Wir sind in einer großen, fetten, hässlichen Blase."

In dieser Diskussion hat er die Federal Reserve unter der Leitung von Janet Yellen direkt dafür verantwortlich gemacht: "Wir sollten lieber äußerst vorsichtig sein, und wir haben eine Notenbank, die politische Dinge tut. Diese Janet Yellen von der Fed. Die Fed tut politische Dinge." Er sagte, wenn die Notenbank die Zinsen anhebt "werden Sie sehen, dass einige sehr schlechte Dinge passieren. Denn die Fed macht ihren Job nicht. Die Fed ist politischer als Ministerin Clinton." Trump weiß, dass die Aktienmärkte eine Farce sind.

Ihm und seinen Beratern ist zweifellos bewusst, dass die Marktzyklen nicht gestoppt werden können. Wenn ein Bärenmarkt aufgrund von extremen Überbewertungen überfällig ist, dann ist ein Abschwung unumgänglich, ganz gleich, was die Regierung tut. Politisch gesehen ist es nicht sinnvoll, die unvermeidliche Baisse hinauszuzögern. Ein Bärenmarkt dauert normalerweise ein oder zwei Jahre. Zu Beginn einer Präsidentschaft richten schwache Aktienkurse politisch gesehen den geringsten Schaden an.

Wenn Donald Trump auch weiterhin dem amerikanischen Volk gegenüber ehrlich ist, was die Lage an den Aktienmärkten und den wirtschaftlichen Schaden betrifft, den die Niedrigzinsen der Federal Reserve verursachen, dann wird die Welle der Euphorie schnell in einen ernsten Abverkauf übergehen. Wenn die Republikaner eine solche Entwicklung als unvermeidlich betrachten, dann werden sie sie eher fördern, als versuchen, sie zu unterdrücken. Es ist schließlich in ihrem Interesse, dass die Baisse an den Aktienmärkten deutlich vor den nächsten Wahlen endet.

Je eher der bislang von der Fed immer weiter hinausgeschobene Bärenmarkt beginnt, desto eher endet er auch wieder. Das würde die Chancen für eine anschließende Hausse im Jahr 2020 erhöhen, wenn sich Trump zur Wiederwahl stellt, oder vielleicht schon 2018, wenn in der Mitte seiner Amtszeit der Kongress neu gewählt wird. Für alle Republikaner, einschließlich Trump, wäre es mit Abstand das Beste, alle schlechten Nachrichten über die heikle Lage an den Aktienmärkten so schnell wie möglich zu verbreiten.

Obama hatte Glück in seiner ersten Amtszeit, denn nach dem Jahrhundertcrash an den Aktienmärkten war eine Erholung der Kurse vorprogrammiert. Dank der extrem lockeren Geldpolitik der Fed und den Eingriffen in die Märkte tritt Trump die Präsidentschaft dagegen nach einem der größten und längsten Bullenmärkte der Geschichte an. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es an den Börsen in den nächsten Jahren weiterhin bergauf gehen wird, ohne dass dazwischen ein normaler zyklischer Bärenmarkt mit Kursverlusten von rund 50% lauert.

In Anbetracht des heutigen Kursniveaus, das nicht weit vom Territorium der Spekulationsblasen entfernt ist, besteht an den Aktienmärkten ein ernstes, kurzfristiges Abwärtsrisiko, unabhängig von Trumps politischen Plänen. Egal, wie schnell das Team des neuen Präsidenten im nächsten Jahr die Arbeit aufnimmt - die Einführung und Umsetzung politischer Veränderungen braucht Zeit, und bis die US-Bürger und -Unternehmen davon profitieren, dauert es meist noch länger. Die Wirtschaft lässt sich nicht so schnell wieder reparieren.

Wenn die künstlich in die Höhe getriebenen Aktienkurse in naher Zukunft schließlich einbrechen, wird die Nachfrage nach Goldanlagen, die den neuen Bullenmarkt im Edelmetallsektor in der ersten Jahreshälfte 2016 befeuert hat, mit voller Kraft zurückkehren (siehe dazu auch mein Artikel vom September). Die Trader werden sich beeilen, ihr Geld am Goldmarkt anzulegen, denn das gelbe Metall wird sich entgegengesetzt zu den allgemeinen Märkten entwickeln und war schon immer die ultimative Absicherung für jedes Portfolio. Die jungen Bullenmärkte bei physischem Gold und den Aktien der Goldunternehmen werden unter Trump wieder an Fahrt aufnehmen.

Grund dafür ist jedoch nicht nur die überfällige Baisse an den Aktienmärkten. Auch wenn der neue Kurs, den Trump im Sinne der freien Märkte und der Steuerzahler verfolgen will, große wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt, werden die Maßnahmen doch das Haushaltsdefizit und die Staatsschulden vergrößern. Trotz all seiner guten Ideen wurde er mit Sicherheit nie als finanziell konservativ angesehen. Seine geplanten Infrastrukturausgaben werden nicht mit Hilfe neuer Steuern finanziert, also müssen sie mit Hilfe neuer Schulden finanziert werden.

So willkommen die enormen künftigen Steuererleichterungen auch sind, sie werden die Staatseinnahmen deutlich schmälern. Hoffentlich werden die Wirtschaft und die Steuerbasis infolgedessen auf lange Sicht so stark wachsen, dass die Steuereinnahmen trotz der niedrigeren Steuersätze steigen. Doch bevor dieser Multiplikator auf der Angebotsseite zum Tragen kommt, werden die Steuererleichterungen in den kommenden Jahren das aufgeblähte Haushaltsdefizit und den schnell wachsenden Berg der Staatsschulden weiter erhöhen.

Die hohen Ausgaben und Defizite werden enormen Druck auf Janet Yellen und ihr Team ausüben, die Zinsen niedrig zu halten, ungeachtet der ablehnenden Haltung, mit der Trump den niedrigen Zinssätzen begegnet. Die Notenbank wird im Rahmen neuer quantitativer Lockerungen womöglich sogar zur direkten Monetarisierung der US-Schulden zurückkehren und aus dem Nichts neues Geld erschaffen, um Staatsanleihen aufzukaufen. Beide geldpolitischen Maßnahmen tragen stark zur Erhöhung der Inflation bei und sind daher bullisch für Gold und die Goldnachfrage.

Die hohe Inflationsrate, die sich während Obamas Amtszeit unter der Oberfläche versteckte, sollte während der Präsidentschaft von Donald Trump nun deutlich erkennbar werden. Niedrigere Steuern erhöhen das verfügbare Einkommen und damit auch die Geldmenge, die in der Realwirtschaft zirkuliert. Das wird einen schnelleren Anstieg des Preisniveaus zur Folge haben. Die amerikanischen Investoren werden wahrscheinlich schon bald verschiedene Anzeichen für den beschleunigten Anstieg der Inflationsrate sehen und ihre Goldinvestments infolgedessen ausbauen.

Eine Erhöhung der verfügbaren Einkommen bedeutet auch, dass insgesamt mehr Kapital für Investitionen zur Verfügung steht. Ein großer Teil dessen wird zwar in die Aktienmärkte fließen, aber auch für Goldanlagen werden die Investoren große Summen ausgeben. Jeder Anleger sollte mindestens 5-10% seines Portfolios in Gold investiert haben, denn das Edelmetall entwickelt sich meist konträr zu den Aktienmärkten und ist daher eine gute Absicherung. Interessant ist auch, dass sich große Kapitalzuflüsse am Goldmarkt und am Aktienmarkt dennoch nicht gegenseitig ausschließen.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Weitere Artikel des Autors


Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"