Gold und Silber unter starkem Verkaufsdruck
15.11.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Öl- und Industriemetallpreise entwickeln sich oft ob der gemeinsamen Treiber Konjunktur und Risikoappetit im Verbund. Derzeit tendieren sie jedoch nahezu spiegelbildlich: Während die Industriemetallpreise zuletzt im Höhenrausch waren, fiel der Brentölpreis gestern Nachmittag auf ein 3-Monatstief. Maßgeblich für die heterogene Entwicklung der zyklischen Rohstoffe ist, dass derzeit die Angebotsperspektiven das Auf und Ab der Preise bestimmen.
So ist auch die heutige Preiserholung, die den Brentölpreis wieder über 45 USD je Barrel klettern lässt, neuen diplomatischen Versuchen aus Katar, Venezuela und Algerien zu verdanken, auf der OPEC-Sitzung einen Kompromiss zu erwirken. Offensichtlich stuft der Markt die Chance auf eine OPEC-Produktionskürzung wieder herauf, nachdem er - wie der massive Abbau der Netto-Long-Positionen an der NYMEX und ICE zeigt - zuvor deutlich pessimistischer geworden war.
Es heißt zudem, der Iran erwäge, sein Ölangebot bei 4 Mio. Barrel pro Tag "einzufrieren", nachdem er allerdings für Oktober eine Angebotsausweitung um über 200 Tsd. Barrel auf 3,9 Mio. Barrel pro Tag gemeldet hatte. Ob sich Saudi-Arabien darauf einlässt, ist alles andere als klar.
Der Handlungsdruck ist zweifellos groß, denn die Überversorgung baut sich nicht von selbst ab: So schätzt die US-Energiebehörde, dass sich der Rückgang der Schieferölproduktion weiter verlangsamt hat. Im Dezember soll diese nur noch um 20 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Vormonat fallen, im August war es noch ein Minus von über 130 Tsd. Barrel pro Tag.
Edelmetalle
Gold und vor allem Silber standen gestern nochmals stark unter Verkaufsdruck. Gold fiel am Nachmittag zeitweise auf 1.212 USD je Feinunze, Silber auf 16,6 USD je Feinunze. Erst gegen Handelsende gab es eine leichte Erholung, so dass schlussendlich für gestern ein Minus von 0,5% (Gold) bzw. 2,5% (Silber) zu Buche stand.
Durch die zuletzt deutlich schlechtere Preisentwicklung von Silber im Vergleich zu Gold ist das Gold/Silber-Verhältnis wieder auf über 72 gestiegen. Letzte Woche lag es noch bei knapp 68. Die Gold- und Silber-ETFs verzeichneten gestern weitere Abflüsse, was wohl zum Preisrückgang der beiden Edelmetalle beigetragen hat.
Laut CFTC-Statistik wurden die spekulativen Finanzanleger auf dem falschen Fuß erwischt. Denn in der Woche zum 8. November hatten sie ihre Netto-Long-Positionen bei Gold und Silber weiter auf 5-Wochenhochs aufgebaut. Seitdem sind die Preise jedoch stark gefallen, so dass einige spekulative Finanzinvestoren mittlerweile wohl die Reißleine gezogen und Positionen geschlossen haben.
Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, hat gestern seine Marktbilanzschätzungen für Platin und Palladium revidiert. Im Vergleich zur letzten Schätzung wurde für 2016 bei Platin das erwartete Angebotsdefizit auf 422 Tsd. Unzen mehr als halbiert. Das Defizit bei Palladium wurde um knapp ein Viertel auf 651 Tsd. Unzen gesenkt. Während der Palladiummarkt laut Johnson Matthey auch im nächsten Jahr ein Angebotsdefizit aufweisen soll, soll es am Platinmarkt erstmals seit sechs Jahren wieder einen Überschuss geben.
Industriemetalle
Während sich die Industriemetalle gestern und auch heute Morgen anfänglich noch gut gehalten haben und Zink und Blei sogar deutlich zulegten - Zink markierte bei 2.685 USD je Tonne kurzzeitig fast ein 7-Jahreshoch - stehen sie mittlerweile merklich unter Druck. Kupfer verliert etwa 3% auf 5.400 USD je Tonne. Die gestern veröffentlichten CFTC-Daten haben einen guten Vorgeschmack auf die Positionierungsdaten der LME heute Nachmittag gegeben. Denn laut CFTC-Statistik wurden an der Comex in New York in der Woche zum 8. November die Netto-Long-Positionen bei Kupfer im Wochenvergleich um über 150% auf ein Rekordhoch von 59,3 Tsd. Kontrakten ausgeweitet.
Der Großteil des Preisanstieges, der Kupfer zwischenzeitlich auf über 6.000 USD je Tonne katapultierte, erfolgte aber erst nach dem Datenstichtag. Die Netto-Long-Positionen dürften daher mittlerweile deutlich höher sein. Die LME-Daten umfassen die gesamte letzte Woche. Die Daten machen deutlich, dass der starke Preisanstieg von Kupfer maßgeblich spekulativ getrieben war. Wir sehen daher weiterhin Korrekturpotenzial für den Kupferpreis.
Der nächstfällige Eisenerz-Future an der SGX Asiaclear in Singapur bricht heute um knapp 10% auf gut 68 USD je Tonne ein. Gestern noch markierte er in der Spitze bei über 80 USD den höchsten Stand seit gut zwei Jahren. In China stehen die Eisenerz- wie auch die Stahlpreise ebenfalls deutlich unter Druck. Wie bei den Metallen war wohl auch bei Eisenerz der Preisanstieg zuvor stark spekulativ getrieben, so dass sich Korrekturpotenzial aufgebaut hatte.
Agrarrohstoffe
Seit den späten Augusttagen hat Kakao in London fast 20% an Wert verloren. Eine Tonne Kakao kostet dort derzeit 2.034 GBP - ein 9-Monatstief. In New York markiert der Preis sogar ein 3-Jahrestief. Auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben inzwischen ihren Optimismus bezüglich der weiteren Preisentwicklung bei Kakao verloren. In London drehten sie zuletzt ihre Netto-Positionierung erstmals seit fünf Jahren wieder in den negativen Bereich.
In New York bauten sie ihre Netto-Long-Positionen drastisch ab. Dies dürfte den Preisrückgang unterstützt haben. Dafür sorgen vor allem Nachrichten von der Angebotsseite. Der Ernteausblick in den wichtigsten Anbauländern, vor allem in Westafrika, ist so gut, dass die Überschusserwartungen für die laufende Saison 2016/17 nach oben korrigiert werden.
Cargill, eines der weltgrößten Unternehmen im Agribusiness, rechnet inzwischen ebenso mit einem globalen Überschuss von über 200 Tsd. Tonnen wie das Analysehaus KnowledgeCharts. Manche Beobachter halten sogar einen weiteren Überschuss 2017/18 für wahrscheinlich. Dabei hinken die Anlieferungen im größten Anbauland Elfenbeinküste noch deutlich hinter dem Vorjahr her, holen aber auf. Cargill rechnet bis zum Jahresende mit besonders hohen Anlieferungen in Westafrika. Vor allem wird auf eine sehr viel bessere Zwischenernte ab dem nächsten Frühjahr gesetzt, denn die Feuchtigkeitsversorgung hat sich in der Region stark verbessert.
Öl- und Industriemetallpreise entwickeln sich oft ob der gemeinsamen Treiber Konjunktur und Risikoappetit im Verbund. Derzeit tendieren sie jedoch nahezu spiegelbildlich: Während die Industriemetallpreise zuletzt im Höhenrausch waren, fiel der Brentölpreis gestern Nachmittag auf ein 3-Monatstief. Maßgeblich für die heterogene Entwicklung der zyklischen Rohstoffe ist, dass derzeit die Angebotsperspektiven das Auf und Ab der Preise bestimmen.
So ist auch die heutige Preiserholung, die den Brentölpreis wieder über 45 USD je Barrel klettern lässt, neuen diplomatischen Versuchen aus Katar, Venezuela und Algerien zu verdanken, auf der OPEC-Sitzung einen Kompromiss zu erwirken. Offensichtlich stuft der Markt die Chance auf eine OPEC-Produktionskürzung wieder herauf, nachdem er - wie der massive Abbau der Netto-Long-Positionen an der NYMEX und ICE zeigt - zuvor deutlich pessimistischer geworden war.
Es heißt zudem, der Iran erwäge, sein Ölangebot bei 4 Mio. Barrel pro Tag "einzufrieren", nachdem er allerdings für Oktober eine Angebotsausweitung um über 200 Tsd. Barrel auf 3,9 Mio. Barrel pro Tag gemeldet hatte. Ob sich Saudi-Arabien darauf einlässt, ist alles andere als klar.
Der Handlungsdruck ist zweifellos groß, denn die Überversorgung baut sich nicht von selbst ab: So schätzt die US-Energiebehörde, dass sich der Rückgang der Schieferölproduktion weiter verlangsamt hat. Im Dezember soll diese nur noch um 20 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Vormonat fallen, im August war es noch ein Minus von über 130 Tsd. Barrel pro Tag.
Edelmetalle
Gold und vor allem Silber standen gestern nochmals stark unter Verkaufsdruck. Gold fiel am Nachmittag zeitweise auf 1.212 USD je Feinunze, Silber auf 16,6 USD je Feinunze. Erst gegen Handelsende gab es eine leichte Erholung, so dass schlussendlich für gestern ein Minus von 0,5% (Gold) bzw. 2,5% (Silber) zu Buche stand.
Durch die zuletzt deutlich schlechtere Preisentwicklung von Silber im Vergleich zu Gold ist das Gold/Silber-Verhältnis wieder auf über 72 gestiegen. Letzte Woche lag es noch bei knapp 68. Die Gold- und Silber-ETFs verzeichneten gestern weitere Abflüsse, was wohl zum Preisrückgang der beiden Edelmetalle beigetragen hat.
Laut CFTC-Statistik wurden die spekulativen Finanzanleger auf dem falschen Fuß erwischt. Denn in der Woche zum 8. November hatten sie ihre Netto-Long-Positionen bei Gold und Silber weiter auf 5-Wochenhochs aufgebaut. Seitdem sind die Preise jedoch stark gefallen, so dass einige spekulative Finanzinvestoren mittlerweile wohl die Reißleine gezogen und Positionen geschlossen haben.
Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, hat gestern seine Marktbilanzschätzungen für Platin und Palladium revidiert. Im Vergleich zur letzten Schätzung wurde für 2016 bei Platin das erwartete Angebotsdefizit auf 422 Tsd. Unzen mehr als halbiert. Das Defizit bei Palladium wurde um knapp ein Viertel auf 651 Tsd. Unzen gesenkt. Während der Palladiummarkt laut Johnson Matthey auch im nächsten Jahr ein Angebotsdefizit aufweisen soll, soll es am Platinmarkt erstmals seit sechs Jahren wieder einen Überschuss geben.
Industriemetalle
Während sich die Industriemetalle gestern und auch heute Morgen anfänglich noch gut gehalten haben und Zink und Blei sogar deutlich zulegten - Zink markierte bei 2.685 USD je Tonne kurzzeitig fast ein 7-Jahreshoch - stehen sie mittlerweile merklich unter Druck. Kupfer verliert etwa 3% auf 5.400 USD je Tonne. Die gestern veröffentlichten CFTC-Daten haben einen guten Vorgeschmack auf die Positionierungsdaten der LME heute Nachmittag gegeben. Denn laut CFTC-Statistik wurden an der Comex in New York in der Woche zum 8. November die Netto-Long-Positionen bei Kupfer im Wochenvergleich um über 150% auf ein Rekordhoch von 59,3 Tsd. Kontrakten ausgeweitet.
Der Großteil des Preisanstieges, der Kupfer zwischenzeitlich auf über 6.000 USD je Tonne katapultierte, erfolgte aber erst nach dem Datenstichtag. Die Netto-Long-Positionen dürften daher mittlerweile deutlich höher sein. Die LME-Daten umfassen die gesamte letzte Woche. Die Daten machen deutlich, dass der starke Preisanstieg von Kupfer maßgeblich spekulativ getrieben war. Wir sehen daher weiterhin Korrekturpotenzial für den Kupferpreis.
Der nächstfällige Eisenerz-Future an der SGX Asiaclear in Singapur bricht heute um knapp 10% auf gut 68 USD je Tonne ein. Gestern noch markierte er in der Spitze bei über 80 USD den höchsten Stand seit gut zwei Jahren. In China stehen die Eisenerz- wie auch die Stahlpreise ebenfalls deutlich unter Druck. Wie bei den Metallen war wohl auch bei Eisenerz der Preisanstieg zuvor stark spekulativ getrieben, so dass sich Korrekturpotenzial aufgebaut hatte.
Agrarrohstoffe
Seit den späten Augusttagen hat Kakao in London fast 20% an Wert verloren. Eine Tonne Kakao kostet dort derzeit 2.034 GBP - ein 9-Monatstief. In New York markiert der Preis sogar ein 3-Jahrestief. Auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben inzwischen ihren Optimismus bezüglich der weiteren Preisentwicklung bei Kakao verloren. In London drehten sie zuletzt ihre Netto-Positionierung erstmals seit fünf Jahren wieder in den negativen Bereich.
In New York bauten sie ihre Netto-Long-Positionen drastisch ab. Dies dürfte den Preisrückgang unterstützt haben. Dafür sorgen vor allem Nachrichten von der Angebotsseite. Der Ernteausblick in den wichtigsten Anbauländern, vor allem in Westafrika, ist so gut, dass die Überschusserwartungen für die laufende Saison 2016/17 nach oben korrigiert werden.
Cargill, eines der weltgrößten Unternehmen im Agribusiness, rechnet inzwischen ebenso mit einem globalen Überschuss von über 200 Tsd. Tonnen wie das Analysehaus KnowledgeCharts. Manche Beobachter halten sogar einen weiteren Überschuss 2017/18 für wahrscheinlich. Dabei hinken die Anlieferungen im größten Anbauland Elfenbeinküste noch deutlich hinter dem Vorjahr her, holen aber auf. Cargill rechnet bis zum Jahresende mit besonders hohen Anlieferungen in Westafrika. Vor allem wird auf eine sehr viel bessere Zwischenernte ab dem nächsten Frühjahr gesetzt, denn die Feuchtigkeitsversorgung hat sich in der Region stark verbessert.