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Hoffnungen auf OPEC-Kürzungen treiben Ölpreise

16.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten gestern um knapp 6% zu. Für Brent war es der größte Tagesanstieg seit dem Treffen der Ölproduzenten in Algier Ende September, für WTI sogar seit April. Brent kostete zwischenzeitlich 47,5 USD je Barrel, WTI 46 USD je Barrel. Von den am Montag verzeichneten 3-Monatstiefs haben sich die Ölpreise somit um ca. 4 USD nach oben abgesetzt. Auch ein unerwartet deutlicher Aufbau der US-Rohölvorräte laut API um 3,6 Mio. Barrel in der letzten Woche konnte den Preisanstieg in der Nacht nur vorübergehend stoppen.

Auslöser für den gestrigen Preissprung waren Nachrichten, wonach die Ölproduzenten zwei Wochen vor der richtungsweisenden OPEC-Sitzung einen neuerlichen Versuch unternehmen, sich doch noch auf gemeinsame Produktionsbeschränkungen zu verständigen. Ende der Woche wollen sich die Energieminister Saudi-Arabiens und Russlands am Rande eines Energieforums in Doha treffen.

Gleichzeitig reist OPEC-Generalsekretär Barkindo nach Venezuela und in den Iran, um dort für ein Abkommen zu werben. Dadurch dürften Eindeckungen von Short-Positionen ausgelöst worden sein. Denn die spekulativen Finanzanleger hatten in der Woche zum 8. November ihre Wetten auf fallende Ölpreise massiv ausgeweitet. Bei Brent stiegen sie um 56,3 Tsd. auf 148,3 Tsd. Kontrakte, das höchste Niveau seit Februar 2015.

Bei WTI haben sie sich in derselben Berichtswoche auf 162,5 Tsd. Kontrakte mehr als verdoppelt. Da die Ölpreise danach weiter gefallen sind, dürften die Short-Positionen seither noch weiter gestiegen sein. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen US-Lagerdaten.

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Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen bei 1.225 USD je Feinunze und hat sich damit von seinen Tiefständen Anfang der Woche nur leicht erholt. Der Preis wird durch den weiter aufwertenden US-Dollar, welcher gegenüber dem Euro ein neues Hoch markiert, und steigenden Anleiherenditen in Schach gehalten. Zudem wurden gestern in den USA gute Konjunkturdaten veröffentlicht. Außerdem haben die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gestern mit 13,6 Tonnen erneut einen kräftigen Tagesabfluss verzeichnet.

Seit der Verkündung des Ergebnisses der US-Präsidentschaftswahl letzten Mittwoch wurden die ETF-Bestände um über 50 Tonnen abgebaut. In Indien, hinter China der weltweit zweitgrößte Goldnachfrager, hat die überraschende Maßnahme der Regierung, alte Geldscheine mit großem Nennwert gegen neue auszutauschen, zu einem Run auf die Schmuckhändler geführt.

Die alten Geldscheine haben letzte Woche Dienstag zu Mitternacht ihre Gültigkeit verloren. Davor haben viele Inder versucht, noch schnell Schmuck zu kaufen und waren Industriekreisen zufolge auch bereit, hohe Aufschläge zu bezahlen. Seitdem seien die Schmuckkäufe laut einem indischen Händler aber eingebrochen.

Nach einer kurzzeitigen Erholung gestern stehen heute auch Platin und Palladium wieder unter Druck. Platin fällt um 0,5% auf etwa 935 USD je Feinunze und Palladium gibt um 1% nach. Es hält sich aber damit noch knapp über der Marke von 700 USD je Feinunze, die gestern erstmals seit sechs Wochen wieder überschritten wurde.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben gestern teilweise ihre anfänglichen Verluste wieder aufgeholt, stehen heute Morgen aber erneut unter Druck. Kupfer handelt zum Beispiel bei rund 5.500 USD je Tonne, Aluminium verbilligt sich auf 1.710 USD je Tonne. Gemäß der LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer haben diese bei Kupfer ihre Netto-Long-Positionen in der letzten Woche nur moderat ausgeweitet.

In den beiden von uns beobachteten Kategorien gab es im Wochenvergleich lediglich einen Anstieg um gut 5%. Dies ist überraschend für uns, nachdem die CFTC für den US-Handel eine Ausweitung der Netto-Long-Positionen um über 150% berichtet hatte (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). Allerdings hatten sich die Netto-Long-Positionen in den beiden Wochen zuvor schon verdoppelt. Sie liegen aktuell auf dem höchsten Niveau seit anderthalb Jahren.

Auf extreme Positionierungen folgte in der Vergangenheit oftmals eine Gegenbewegung beim Preis. Von dieser Seite besteht also unseres Erachtens Korrekturpotenzial. Bei den anderen LME-Metallen wurden die Netto-Long-Positionen ebenfalls nur moderat aufgebaut, bei Zink und Zinn wurden sie sogar abgebaut.

Heute Nachmittag werden in den USA die neuesten Daten zur Industrieproduktion veröffentlicht, welche im Falle einer Überraschung für Bewegung an den Metallmärkten sorgen könnten. Denn nach der Wahl von Trump zum neuen US-Präsidenten und seinen Äußerungen im Wahlkampf dürften die Marktteilnehmer zukünftig verstärkt auf die USA schauen. Die USA sind hinter China der weltweit zweitgrößte Konsument von Metallen.


Agrarrohstoffe

Von dem Preisanstieg bei Rohöl profitierten gestern auch die Getreidepreise. Besonders Mais, das wichtigste Ausgangsprodukt für die Ethanolgewinnung, wurde mit nach oben gezogen. Dies wiederum unterstützte auch den Weizenpreis. Zudem wird für die kommenden beiden Wochen trockene Witterung im Westen des US-Getreidegürtels vorhergesagt. Dies könnte die jungen Winterweizenpflanzen im Vorfeld der Winterruhe belasten.

In den USA ist die Sojabohnenernte so gut wie abgeschlossen. Die Nachfrage nach US-Sojabohnen ist robust - von heimischen Verarbeitern und aus dem Ausland. Dies gab gestern dem Sojabohnenpreis Auftrieb und wirkt am Morgen fort. Noch ist es dem Preis allerdings nicht gelungen, die Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel wieder zurückzuerobern, unter die er vor einer Woche sank.

Die US-Verarbeiter meldeten für Oktober die dritthöchste verarbeitete Menge jemals und 3,6% mehr als im Vorjahresmonat. Ebenso hat das US-Landwirtschaftsministerium allein für die laufende Woche Sojabohnenverkäufe an das Ausland von mehr als 700 Tsd. Tonnen bestätigt.

Allerdings bleibt die Konkurrenz hoch. Die jüngste kräftige Abwertung der Landeswährung Real gibt für brasilianische Produzenten einen Anreiz, noch vorhandene Ware zu verkaufen. In Brasilien wird gerade ausgesät, die Schätzungen lauten auf eine Rekordernte von über 100 Mio. Tonnen ab Januar 2017.



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