Peak-Silber und anhaltende Angebotsdefizite warnen vor steigenden Preisen
12.12.2016 | Steve St. Angelo
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GFMS errechnet eine "Nettobilanz", indem die physische Nachfrage vom Angebot abgezogen wird und dann Änderungen bei den Silber-ETFs und Börsenlagerbeständen abgezogen bzw. addiert werden. Den genannten Zahlen (per September 2016) zufolge haben Silber-ETFs und Börsen 133,3 Mio. Unzen Silber zu den Beständen hinzugefügt. Außerdem überstieg die physische Nachfrage das Gesamtangebot um 52,2 Mio. Unzen, wodurch man zu einem Nettodefizit von 185,5 Mio. Unzen (abgerundet auf 185 Mio. oz) gelangt. Diese jährlichen Defizite wurden bislang durch die Silberüberschüsse der 1980er und 1990er Jahre ausgeglichen. Schätzungen zufolge ist jedoch auch in den kommenden Jahren mit Defiziten zu rechnen, da der Minenausstoß weiter sinken und das Angebot aus dem Silberrecycling moderat ausfallen wird.
Warum sind diese Angebots- und Nachfragefaktoren für den Silberpreis von Bedeutung?
Kürzlich schrieb ich, dass neue, auf der Arbeit der Hills Group und Louis Arnoux basierende Informationen zum Thermodynamischen Öl-Crash darauf schließen lassen, dass Angebot und Nachfrage nicht wirklich die Faktoren sind, die den Preis bestimmen. Vielmehr sind es die Produktionskosten.
Doch Gold und Silber unterscheiden sich von den meisten anderen Metallen, Rohstoffen und von Energie. Zwar wird im Vergleich zu Gold ein größerer Teil der geförderten Silbermenge tatsächlich verbraucht, doch das weiße Metall dient trotzdem als "Geld" und als "Wertspeicher". Daher sollte es anders bewertet werden als Kupfer, Weizen oder Öl.
Ich betrachte das weltweite Minenangebot oder die jährlichen Silberdefizite nicht als Faktoren, die den Marktpreis für Silber in einem bestimmten Umfang beeinflussen werden, ich betrachte sie vielmehr als Anzeichen, dass sich der Gesamttrend verändert - und das schon seit fast zehn Jahren. Es ist diese langfristige Veränderung des fundamentalen Trends, der mich interessiert, nicht die Auswirkungen der jährlichen Angebots- und Nachfrageschwankungen auf den Preis.
Derzeit basiert der Silberpreis zu 90-95% auf den Produktionskosten, sowie auf einigen Angebots- und Nachfragefaktoren. Viele Kommentatoren und Silberinvestoren glauben, dass die Großbanken den Silberpreis nach Belieben beeinflussen können, doch das ist völliger Unsinn. Wenn die Banken den Preis so weit nach unten drücken sollten, dass er 25-50% unter den primären Produktionskosten liegt, dann würden die Trader in hellen Scharen an den Markt drängen. Die Trader mögen zwar nicht an langfristigen Fundamentaldaten interessiert sein, aber was die kurzfristigen Marktkräfte angeht, sind sie mit Sicherheit nicht auf den Kopf gefallen.
Doch wie dem auch sei - wenn die Mutter aller Deflationen eines Tages über uns hereinbricht, werden letzten Endes nicht die Produktionskosten über den Wert des weißen Metalls entscheiden, sondern seine Eigenschaften als Vermögensschutz. Ich beziehe mich hier auf den künftigen Preisverfall der meisten Papierassets (Aktien und Anleihen) und der Immobilien.
Da an den Märkten nur sehr wenig physisches Silber verfügbar ist - 3-4 Mrd. Unzen - wird der Preis auf ein wirklich hohes Niveau steigen, sobald signifikante Kapitalmengen in den Markt fließen. Das mag vielleicht übertrieben klingen, insbesondere in den Ohren derer, die durch den Kurseinbruch nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ein wenig desillusioniert sind.
Wenn Sie immer noch über die niedrigen Preise jammern, kann ich leider nicht viel sagen, um Ihre Meinung zu ändern. Mir ist bewusst geworden, dass ein Teil der Silberinvestoren, die die langfristigen Fundamentaldaten verstehen, sich niemals über das niedrige Kursniveau beschweren werden. Sie beißen einfach die Zähne zusammen in dem Wissen, dass die Zentralbanken ihre irrsinnige Geldpolitik nicht ewig fortsetzen können.
Leider gibt es unter den Edelmetallanlegern auch eine Gruppe, die sich sofort beschwert, sobald es an den Märkten etwas ungemütlich wird. Das ist auch nicht weiter überraschend, denn so ist die launische Mehrheit nun einmal. Solange es gut läuft, klopft man sich auf die Schulter und beglückwünscht sich, doch wenn es einmal abwärts geht, lassen die Beschimpfungen nicht lange auf sich warten.
Ich finde die Nörgler belustigend, die offenbar vergessen haben, dass die Zentralbanken die wahnsinnigste Geldpolitik der Geschichte verfolgen. Sie haben dafür gesorgt, dass Schulden und Geldmenge exponentiell ansteigen. Es ist erstaunlich, wenn verärgerte Silberinvestoren darauf hinweisen, dass viele Edelmetallanalysten mit ihren Preisprognosen seit 2012 völlig falsch lagen, während sie die massiven Eingriffe der Zentralbanken in die Märkte einfach abtun.
Ungeachtet dessen wird das Erreichen des Fördermaximums von Silber in Kombination mit dem Jahr für Jahr weiter wachsenden Schuldenberg eines Tages zu einem Wendepunkt führen. Es ist ganz einfach so: Wenn Sie denken, dass sich das exponentielle Wachstum der Schulden und der Geldmenge in den nächsten 5-10 Jahren fortsetzen wird, dann sollten Sie vielleicht in Dollars, US-Staatsanleihen, Aktien und Immobilien investiert bleiben. Wenn Sie jedoch - im Gegensatz zu vielen anderen Marktteilnehmern heutzutage - nicht unter einem Gehirnschaden leiden, stellen Sie Ihre Investitionen in die mehr als 2.000 Jahre alte Geschichte von Silber als Währungsmetall und in seine Eigenschaften als beständiger Vermögenswert wahrscheinlich nicht in Frage.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 28. November 2016 auf srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.