Ende der Schuldenparty und das Chaos: Warum nicht mehr viel Zeit bleibt!
09.12.2016 | Uli Pfauntsch
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Und steigende Zinsen erhöhen die Kosten für den Kapitaldienst. Ob Staat, Kommune, Unternehmen oder Verbraucher - es trifft jeden. Die Nebenwirkung steigender Zinsen schlägt etwa unmittelbar auf den Immobilienmarkt durch. Immer weniger Menschen können sich den Kauf eines Hauses noch leisten - und existierende Hausbesitzer, sehen sich bei der Refinanzierung ihrer Kredite plötzlich mit einer höheren Belastung konfrontiert. Sollten die Zinsen nachhaltig ansteigen, wird nicht nur der Bond-Markt kollabieren. Sämtliche Asset-Preise, die von Null- und Negativzinsen über die letzten 90 Monate so massiv verzerrt wurden, einschließlich Unternehmensanleihen, Kommunalanleihen, REITs (Immobilien-Trusts), Aktien, Kunst, Oldtimer, also sämtliche Geldwerte und Alternativ-Investments, werden im Einklang mit der Wirtschaft zusammenbrechen.
Wichtigste Rate springt auf "Alarmstufe Rot“!
Inzwischen liegt die Markterwartung, dass die Federal Reserve im Dezember den Leitzins anhebt, bei fast 100 Prozent. Doch es gibt noch einen anderen Zins, der sicherlich weitaus bedeutsamer ist, als die "Fed Key Rate“. Die Rede ist von der London Interbank Offered Rate, oder "Libor“. Es ist die Rate, die Banken untereinander verwenden, um sich über kürzere Zeiträume Geld zu leihen. Laut Bloomberg Markets, sind etwa Schulden im Wert von 7 Billionen Dollar an den Libor gebunden, einschließlich Hypotheken, Stundenkredite und Unternehmensanleihen. Das bedeutet: Wenn der Libor steigt, werden auch andere Kredite teurer.
Wie Sie im Chart sehen, notierte der 3-Monats-Libor im letzten Dezember noch bei 0,40 Prozent. Aktuell notiert der Libor bei 0,93 Prozent. Das entspricht einem satten Anstieg um 132,5 Prozent in weniger als 12 Monaten. Die steigenden Zinsen werden den Schuldnern schwer zu schaffen machen. Denn Schulden verteuern sich, wenn die Zinsen steigen. Und das können sich viele Unternehmen gerade jetzt überhaupt nicht leisten.
Seit 2010 haben sich U.S. Unternehmen mit fast 10 Billionen Dollar am Bond-Markt verschuldet. Das sind noch 50 Prozent mehr Schulden, als sie in den sieben Jahren aufgenommen hatten, die in die Finanzkrise 2008/2009 mündeten. Laut Moodys sind die Bilanzen der U.S. Unternehmen im Verhältnis Verschuldung zu Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen noch sehr viel schwächer als vor der letzten Finanzkrise. Das macht es vielen Unternehmen schwer, höhere Zinsen zu verkraften.
Der Libor ist die Schlüssel-Benchmark für die auf "Junk“ bewerteten Unternehmen. Diese haben etwa 230 Milliarden Dollar an Krediten ausstehen. Der bisherige Anstieg im Libor dürfte die Zinsausgaben für diese Unternehmen zusätzlich um jährlich circa 250 Millionen Dollar ansteigen lassen. Die nächste kritische Schwelle im Libor ist die Marke von 1,00 Prozent.
Laut Bloomberg Markets sind Kredite im Volumen von mehr als 900 Milliarden Dollar an dieses Level geknüpft. Wenn der Libor über die Marke von 1,00 Prozent steigt, wird das gesamte Kreditvolumen Gegenstand höherer Zinsen. Goldman Sachs geht davon aus, dass der Libor bis Ende 2019 auf 3,6 Prozent steigen wird. Das entspricht vom derzeitigen Level einem Anstieg um fast 270 Basispunkte.
Kreditausfall-Zyklus hat bereits begonnen und nimmt Fahrt auf!
Die U.S. Ratingagentur S&P veröffentlichte kürzlich eine Warnung, wonach die Ausfallrate der U.S. Unternehmen bis Juni 2017 um 30% nach oben springt und eine Marke von 5,6% erreicht. Die Anzahl der Unternehmen weltweit, die an der Rückzahlung ihrer Schulden gescheitert sind, beläuft sich für dieses Jahr bislang auf 146 - das ist das höchste Niveau seit dem Hochpunkt der Finanzkrise in 2009. Mit 96 Unternehmen oder zwei Dritteln führen US-Unternehmen die Liste der globalen Zahlungsausfälle an. In 2017 könnte die "Default Rate“ auf 10% steigen und in 2018 auf mehr als 15%.
Die Auswirkungen werden schwerwiegend sein und lassen sich nicht genau voraussagen. Sicher ist zum einen, dass den Aktienmärkten schwere Turbulenzen bevorstehen, wenn der Bankrott für hunderte Unternehmen zu einer ernsthaften Bedrohung wird. Und zum anderen wird die Ausgabe neuer Subprime-Autokredite, -Hypotheken und Junk-Bonds völlig zum Erliegen kommen.
Über die letzten Jahre haben U.S. Unternehmen rund 2,4 Billionen Dollar für den Rückkauf eigener Aktien ausgegeben. Diese Käufe, zum Großteilteil auf Pump finanziert, waren der Haupttreiber für den Anstieg des US-Aktienmarktes. Doch leider machen Aktienrückkäufe ein Unternehmen weder stärker noch effizienter. Das Verhältnis von Cash zu Schulden (Debt-to-Cash-Ratio) sinkt seit 2010 von Jahr zu Jahr und notiert nur noch bei 12 Prozent. Das bedeutet: Die 2.000 im Index-Ratio enthaltenden U.S. Unternehmen haben nur 0,12 Dollar Cash für jeden Dollar Schulden.
Die meisten Anleger sind auf einen neuen Kreditausfall-Zyklus nicht vorbereitet. Sie glauben weiterhin, dass die Federal Reserve alles im Griff hat und Trump die Vereinigten Staaten binnen in weniger Jahre "in blühende Landschaften“ verwandeln wird. Ein fataler Trugschluss.
Überraschende Wende wird Gold explodieren lassen!
Acht Jahre endlos billiges Geld haben der Wirtschaft nicht geholfen. As einzige, was die Notenbanken erzeugt haben, waren gewaltige Blasen - in Anleihen, Aktien oder Immobilien. Regierungen, Unternehmen und Verbraucher haben sich rücksichtslos verschuldet. Auf der "Jagd nach Rendite“ haben Investoren über die letzten Jahre irrwitzige Entscheidungen getroffen, die sie unter normalen Umständen niemals eingegangen wären. Nun sind Staaten, Unternehmen und Haushalte Geiseln ihrer Verschuldung. Und die Verschuldung ist wiederum Geisel der Zinsen.
Viele Marktteilnehmer glauben, dass stärkeres Wirtschaftswachstum und höhere Inflation unter Trump die Fed veranlassen wird, einen neuen Zinsanhebungs-Zyklus einzuleiten. Das ist eine der Erklärungen für den steigenden Dollar. Doch offensichtlich ist der Dollar nur deshalb so fest, weil er unter den restlichen großen Währungen noch als "geringstes Übel“ gilt.